Reihe Medizinhistorische Museen

Bad Münstereifel: Mineralstoffe, Drogen und Chemikalien

Heftarchiv Gesellschaft
Vor über zehn Jahren entstand im nordrhein-westfälischen Bad Münstereifel ein Apothekenmuseum. Historische Gefäße und Geräte füllen seitdem die Räume, in denen zuvor fast zwei Jahrhunderte lang Apotheker Salben und Tinkturen herstellten.

Seit dem Sommer 1997 gibt es in Bad Münstereifel ein medizinhistorisches Kleinod: Im historischen Gebäude der Schwanen Apotheke entstand das Apothekenmuseum der Kleinstadt. Das Bauwerk in der Werther Straße 13 - 15 hat eine lange Geschichte: Von 1806 bis 1994 mischten und verkauften Apotheker dort Medikamente.

Dem Museum ist die „Stephinsky-Stube“ vorgelagert. Sie erinnert an den Apotheker und Ehrenbürger Bad Münstereifels Franz Maria Ferdinand Stephinsky. 1859 hatte er im heutigen Museumsgebäude einen Magenbitter erfunden, der dort noch heute erhältlich ist. Dessen Herstellung und Vertrieb trugen zu Umsatz und Bekanntheit der Apotheke bei. Noch heute können Besucher ein Werbefass des „Gesundheitsbitterer“ aus dem Jahr 1868 bewundern.

Nicht nur die Stuckdecken der historischen Räume verdienen eine genauere Betrachtung, auf zwei Stockwerken werden zahlreiche Sammlungsgegenstände mit großem historischem Reiz präsentiert. Als Vorbild für die Konzeption der Ausstellung dient die Gliederung der alten Schwanen Apotheke

Mörser und Handwaage

In der Offizin, die in ihrer Einrichtung aus dem Jahre 1806 erhalten ist, stellten die Apotheker früher Medikamente her und verkauften sie. Der Besucher kann dort neben historischen Gefäßen auch Grundstoffe zur Arzneimittelherstellung und Geräte zur Erstellung der diversen Arzneiformen betrachten. Hervorzuheben sind ein Mörser mit Pistill aus dem Jahre 1769 und eine Handwaage mit den dazugehörigen Gewichtssätzen, die wichtige traditionelle Handwerkszeuge des Pharmazeuten darstellen. Die Herstellung von Arzneimitteln kann der Museumsbesucher im ehemaligen Labor nachvollziehen. Der Raum ist heute mit Gegenständen aus dem 19. Jahrhundert ausgestattet. Zu sehen sind Wasserbäder, Mischtröge und Infusionseinrichtungen, ein mit Kohle beheizbarer Labortisch sowie ein mit Gas beheizter Labortisch, eine Leihgabe des Deutschen Apotheken-Museums in Heidelberg. Früher nutzen die Apotheker das Labor zur Inspektion der einzelnen Arzneien sowie zur Produktion von Salben, Extrakten, Tinkturen und Pflastern.

Riechstraße in der alten Materialkammer

Ein Höhepunkt des Rundgangs ist die Materialkammer im ersten Stock, wo die Arznei- kundler früher ihre Übervorräte aufbewahrten. Jetzt werden an gleicher Stelle Mineralstoffe, Drogen und Chemikalien in ihren Originalgefäßen und -gläsern präsentiert. Zudem gibt es eine „Riechstraße“: Der Besucher kann selbst aktiv werden und aus den Schubladen einer Regalwand Gerüche von 104 Stoffen einzelner Heilpflanzen erschnüffeln und sie dann mit den Darstellungen und Beschreibungen der einzelnen Pflanzen vergleichen.

Auch die ausgestellten Reiseapotheken aus dem 18. und 19. Jahrhundert sind sehr sehenswert. Im Außenbereich lädt ein Kräutergarten zum Lustwandeln ein.

Dr. Wibke Merten, geb. KnönerHans-Much-Weg 1020249 Hamburg

Die Autorin ist Vorsitzende des Arbeitskreises Geschichte der Zahnheilkunde der DGZMK, einem freiwilligen Zusammenschluss von Zahnärzten und Wissenschaftlern, die sich mit der Geschichte der Zahnheilkunde befassen. Kontakt: E-Mail:wknoener@web.de

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