Studententag – gespickt mit Informationen
Ein „Nebenprogramm“ für 160 angemeldete Studierende der Zahnmedizin, die gut verteilt die Tagung besuchten. Die Arbeitsgruppe für angewandte multimediale Lehre (AG-AML der DGZ) organisierte auch dieses Jahr erneut diese Veranstaltung.
PD. Dr. Susanne Gerhardt-Szép, Frankfurt, stellv. Vorsitzende der AG-AML, misst dieser studentischen Plattform existenzielle Bedeutung bei; besonders, um den Faden zwischen Lernenden, Lehrenden und Praktikern nicht abreißen zu lassen.
Die Universität als historisch-gewachsene Institution, die Neugierde erlaubt und fächerübergreifend Erfahrungshunger nährt, sah der Philosoph Prof. Dr. Jürgen Mittelstraß, Konstanz, gefährdet durch drohende „Verschulung“. Er bezweifelte, dass sich Elite-Institutionen dank finanziellen Engagements erkaufen lassen und bescheinigte somit „kulturpolitischen Kurzschlusshandlungen“ kein gutes Zeugnis. Fraglos bedürfe jede komplexe Gesellschaft geistiger Eliten, die aber „kontrollierbar“ und „abwählbar“ sich in offener Auseinandersetzung beweisen müssten. Populäre Skepsis am Elitebegriff führte er auf „Ideologienähe“ zurück. In der Tat fördert intellektuelle „Exzellenz“ wenig Neues zutage, wenn sie sich „nur dem ökonomischen Kalkül“ unterstellt. Sie bedarf des Freiraums, damit kreative Impulse nicht verschluckt werden von rein pragmatisch Fachleute züchtenden Hochschulen. Sein Plädoyer richtete sich also gegen pure Verwertungszusammenhänge und forderte anwesende Studenten wie Lehrende dazu auf, für mehr „Forschungsklima“ einzutreten. Begriffe nützen wenig, münden sie nicht im Handeln.
Kommunikationstraining
Mit dem von Paul Watzlawik schon vor 40 Jahren geäußerten, liebenswerten Paradoxon, „Man kann nicht nicht kommunizieren“, eröffnete Dipl. Psychologin Katrin Thorun-Brennan, Berlin, ihr Referat zum Thema „Kommunikationstraining, wozu?“. Ihre Botschaft an werdende Zahnärzte lautete schlicht, dass nonverbale Signale bis zu 90 Prozent alle „Gespräche“ mitbestimmen. Deshalb sei zunächst praxisintern für fruchtbaren Austausch zu sorgen, ehe „Außenkontakte“ erfolgreich gemanagt werden können. Kurz: Führungsstile für Zahnärzte, die Kunst, dem verunsicherten Patienten „gekonnt“ zuzuhören oder selbst „Teamgeist“ seien erlernbar.
Dr. Susann Fiedler, Kriftel, sah Patienten schon wegen der Praxisatmosphäre und der tradierten „Angst“ gewissermaßen in „Trance“, sodass es dem praktizierenden Zahnarzt leicht sei, moderne klinische Hypnose anzuwenden. Als sei der autosuggestive Impuls nur aufzugreifen und positiv zu verstärken: Fiedler wertete Hypnose als „Werkzeug, gerade bei Problemfällen viel Zeit und Nerven zu sparen“. Die Wundheilung verlaufe „besser“, „Folgebeschwerden“ treten seltener auf. Doch unabhängig von solchen Effekten sei „einfache Tranceinduktion“ eine Strategie, „freundschaftlich und humorvoll“ zu kommunizieren.
Ähnlich um hilfreiche Beziehungen zu schwierigen Patienten bemüht, rückte Dr. Anne Wolowski, Münster, psychosomatische Diagnostik in den Fokus. Angesichts der Tatsache, dass mehr als ein Viertel der Patienten unter diesbezüglichen Störungen leide, müsse der behandelnde Zahnarzt im Erstgespräch danach fahnden. Diffuse Beschwerden mögen psychosozial beeinflusst sein, Ängste können sich „chronisch manifestieren“. Zahnärzte, als Primärversorger, tragen also hohe Verantwortung. Psychische Auffälligkeiten zu erkennen und den Patienten nachvollziehbar zu erörtern, seien demnach unabdingbar. In Extremsituationen helfe nur eine interdisziplinäre Therapie, der Schulterschluss mit Psychologen. Ob nun PD. Dr. Susanne Gerhardt-Szép die zunehmende Bedeutung neuer Medien (E-Learning) unterstrich oder der scheidende DGZ-Präsident Prof. Dr. Dr. Hans Jörg Staehle, Heidelberg, anriet, wissenschaftliche Gesellschaften als Forum zu nutzen: Der Studententag widmete sich unmissverständlich dem kommunikativen Kalkül.
An der „diagnostischen und handwerklichen Kompetenz“ der Zahnärzte besteht kein Zweifel. Vielleicht gewinnen deshalb Fragen der Finanzierung (U. Schäfer, Hamburg), der Sinn von Promotionen (G. Saul- Soprun, Dreieich) oder die „Familiengerechte Hochschule“ (V. Schlevogt, Frankfurt am Main) an Bedeutung.
Auslandsaufenthalt bildet
Wenn nach erfolgreichem Studium das elementare Wissen und praktische Fähigkeiten „garantiert“ sind, bleibt die Notwendigkeit, dies im Alltag auch umzusetzen. Wenn also „zu guter Letzt“ A. Sokolovski, Würzburg, vom Zahnmedizinischen Austauschdienst (ZAD) zu Auslandsfamulaturen aufrief, so dient das „Fremdgehen“ doch der Gesprächsbereitschaft zu Hause. Wer seinen Horizont erweitert, grenzüberschreitend, findet sich im „globalen Dorf“ besser zurecht. Obgleich die Frankfurter Examenskandidaten H. Petsos und F. Schnaith tief in die eigene Tasche greifen mussten, um auf Madagaskar „dazuzulernen“, so profitieren sie sicher von diesem „Abenteuer“. Und wenn Dr. Thomas Gerhardt, Frankfurt/Oppenheim, selbst Urlaubsreisen dazu nutzt, zwischen Bali und Bangkok asiatische Kollegen kennenzulernen, so bringt er nicht nur schöne „Lichtbilder“ mit. „Lieben Sie ihren Beruf, seien Sie offen, nehmen Sie Kontakte wahr.“, zitierte er einen Freund aus Übersee. Dass intellektueller Erfahrungshunger bei aller Medienvielfalt das oft „vergessene Menschliche“ nicht aus den Sinnen verlieren darf, wird augenfällig.
Termin 2009
Auch bei der DGZ-Tagung in Hannover 2009 (15./16. Mai) wird es einen Studententag geben, der vielleicht Computersimulationen wie „Second Life“ mehr Aufmerksamkeit widmet oder virtuelles Lernen dank der AG-AML in den Fokus rückt. Die Verantwortlichen hoffen auf Themenvorschläge aus der Studentenschaft.
Dr. Achim SchiffDr. Susanne Gerhardt-SzépFriedrich-Ebert-Str. 5055276 Oppenheim