Der Zahnarzt im Coaching

Die Ziele im Visier

Erfolg haben bedeutet, Ziele zu erreichen. Entscheidend dabei ist, Ziele realistisch, konkret und planbar zu formulieren und – ob alleine oder mithilfe eines Coachs – sie anzupacken und ihre Ergebnisse zu kontrollieren.

Unternehmer, Berater, Coach und Dienstleister – die Rolle der Praxisinhaber über die Behandlertätigkeit hinaus wird immer facettenreicher. Die wenigsten Zahnärzte können all diesen Anforderungen an ihre Persönlichkeit gleichermaßen gerecht werden – im Gegenteil: Stress, Überforderung und manchmal auch Resignation sind häufige Reaktionen, die den Zahnarzt in der Weiterentwicklung seiner Praxis lähmen. Ein möglicher Ausweg aus dieser Situation kann die externe Hilfe durch einen professionellen Coach sein. Jedes Coaching beginnt mit der Zielformulierung.

Ein heterogenes Bild

Eine bundesweite Befragung bei über 1 200 Praxen im Sommer 2007 zum Bedarf externer Hilfeleistungen durch eine Unternehmensberatung für Zahnärzte lieferte ein sehr heterogenes Bild. Dennoch sieht der Ansatz für alle weiterführenden Lösungen in den meisten Fällen ebenso einfach wie effektiv aus.

Erfolgreich zu sein, bedeutet, Ziele zu erreichen. Die Befragung der Zahnärzte zeigte, dass die Motivation, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen, verschiedene Beweggründe umfasst. Nach Kategorien geordnet, ergeben die Antworten auf die Frage „Welche Ziele haben Sie bewogen, die Beratung […] in Anspruch zu nehmen?“ folgendes Bild:

Schon hier fällt auf, dass es kein allein vorherrschendes Ziel gibt, das alle befragten Zahnärzte beschäftigt. Dennoch lassen sich einige Trends erkennen: Die Realisierung einer modernen Zahnmedizin, Teammotivation und wirtschaftlicher Erfolg liegen als dominierende Themen nahezu gleichauf. Überraschend ist dabei sicherlich, dass der wirtschaftliche Erfolg dem Zahnarzt zwar wichtig ist, aber nicht an erster Stelle steht, wie auch der vergleichsweise hohe Anteil derer, die ihr Team weiterentwickeln möchten. Teilweise ist der Übergang zwischen den einzelnen Kategorien fließend, teilweise bedingen die einzelnen Ziele einander: Zum Beispiel ist die Realisierung einer modernen Zahnmedizin sicherlich eng verknüpft mit wirtschaftlichem Erfolg und persönlicher Lebensqualität, und eine gute Praxisorganisation sorgt gleichzeitig für ein motiviertes Team und zufriedene Patienten.

Realisierung der modernen Zahnmedizin

Welcher Zahnarzt wünscht sich nicht, in der eigenen Praxis seine Vorstellungen einer modernen und zeitgemäßen Zahnmedizin umzusetzen? Dass hier in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel von einer rein restaurativen zu einer präventiv-ästhetischen Zahnmedizin stattfindet, belegen auch die Antworten der Befragten: 44,7 Prozent der Antworten entfallen auf den Ausbau der Prophylaxe, 34,2 Prozent auf den Ausbau der Privatleistungen. Die Beweggründe der Zahnärzte dafür sind sicherlich unterschiedlicher Natur: Sowohl die fachliche Überzeugung, dass Prophylaxe und hochwertige Privatleistungen für eine zeitgemäße zahnmedizinische Versorgung unabdingbar sind, als auch die finanzielle Komponente dürften hier eine Rolle spielen.

Teamführung und -entwicklung

Was wäre ein Zahnarzt ohne Team? – Immer mehr Zahnärzte erkennen den Stellenwert, den ein motiviertes und eigenverantwortlich arbeitendes Team für die Zahnarztpraxis heute hat. Dass es bei der Entwicklung eines solchen Teams mehrere „Baustellen“ gibt, zeigt auch die Umfrage, deren Ergebnisse sehr heterogen ausfallen: 35,3 Prozent der Antworten umfassen eine bessere Teamzusammenarbeit und -kommunikation, 23,5 Prozent die Weiterqualifikation des Teams, je 11,8 Prozent die Mitarbeiterführung beziehungsweise die Verstärkung des Teams durch qualifizierte Mitarbeiterinnen.

Wirtschaftlicher Erfolg sichert sowohl den Lebensstandard des Zahnarztes als auch die Existenz seiner Praxis. Darüber hinaus sorgt er für den finanziellen Spielraum, der für die Weiterentwicklung der Praxis notwendig ist. In der Umfrage beziehen sich 60 Prozent der Antworten auf klassische betriebswirtschaftliche Kennzahlen: Steigerung des Umsatzes (36,7 Prozent) und des Gewinns (23,3 Prozent). Auffällig sind auch weitere 30 Prozent der Antworten, die darauf hindeuten, dass sich die jeweilige Praxis in einer eher angespannten wirtschaftlichen Lage befindet: Verbesserung der wirtschaftlichen Situation (16,7 Prozent), Existenzsicherung (10,0 Prozent) und Liquiditätssicherung (3,3 Prozent).

Service für mehr als zufriedene Patienten

Zufriedene Patienten sind eine wichtige Voraussetzung für Spaß an der eigenen Arbeit: Zahnarzt und Team können aus dem Lob eines Patienten enorme Motivation schöpfen. Kein Wunder also, dass auch eine hohe Patientenzufriedenheit zu den Zielen vieler Zahnärzte gehört: Fast die Hälfte (48,0 Prozent) aller Antworten, die in diese Kategorie fallen, bezieht sich auf die Verbesserung der Patientenkommunikation, gefolgt vom Ausbau der Patientenbetreuung (24,0 Prozent) und der Patientenbindung (12,0 Prozent).

Die eigene Lebensqualität

Wenn auch die Zufriedenheit und Lebensqualität des Zahnarztes bei den Nennungen der Antworten nicht an erster Stelle stehen, spielt sie doch für viele Praxisinhaber bei der Weiterentwicklung ihrer Praxis eine wichtige Rolle: Nur wer mit sich selbst und seinem Leben zufrieden ist, findet die notwendige Kraft und Energie, sich aktiv mit der Entwicklung seiner Praxis zu befassen. Und dass jede Zahnärztin und jeder Zahnarzt anders ist, belegt die Vielfalt der Antworten: mehr Freizeit (23,5 Prozent), mehr Unabhängigkeit von der Gesundheitspolitik, Steigerung der Lebensqualität und Zufriedenheit im Beruf (je 17,6 Prozent), Reduzierung der Doppelbelastung Familie/Beruf (11,8 Prozent) Umsetzung eigener Ideen (5,9 Prozent) und Selbstverwirklichung ebenfalls 5,9 Prozent). Aufgrund des stetig steigenden Frauenanteils unter den Zahnärzten dürfte das Ziel Reduzierung der Doppelbelastung Familie/Beruf in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen.

Optimierte Organisation

Eine reibungslos funktionierende Praxis sorgt für eine entspannte Arbeitsatmosphäre, ein motiviertes Team und zufriedene Patienten. Die Zahnärzte, deren Antworten in diese Kategorie fallen, nennen zu 73,3 Prozent ohne jede weitere Spezifikation die Optimierung von Abläufen, zu 20,0 Prozent das Terminmanagement und zu 6,7 Prozent die Abrechnung. Dass die Mehrzahl die Optimierung von Abläufen nicht weiter spezifiziert, deutet entweder darauf hin, dass die Praxis gleich mehrere organisatorische Defizite zu verzeichnen hat oder – was noch wahrscheinlicher ist – dass sich der Grund für das Chaos in der Praxis der Kenntnis des Zahnarztes entzieht, etwa weil dieser sich in erster Linie als Fachmediziner und weniger als Praxischef versteht.

Perspektiven

Die Auswertung dieser Ergebnisse führt zu verschiedenen Schlussfolgerungen, die für das Coaching des Zahnarztes beziehungsweise der Zahnarztpraxis relevant sind:

• Die Ziele der Zahnärzte fallen sehr heterogen aus: Von den drei meistgenannten Kategorien – hochwertige Zahnmedizin, Teammotivation und wirtschaftlicher Erfolg – hat keine einen herausragenden Spitzenplatz. Dies bedeutet, dass das Coaching des Zahnarztes einen universellen Ansatz anstelle einer isolierten Bereichsoptimierung verfolgen sollte.

• Wirtschaftlicher Erfolg ist nicht alles, sondern entscheidend ist auch der Spaßfaktor: Vielen Zahnärzten sind die Zufriedenheit der Patienten, des Teams und die eigene Zufriedenheit – zum Beispiel durch die Realisierung einer hochwertigen Zahnmedizin – mindestens ebenso wichtig wie der wirtschaftliche Erfolg. Coaching des Zahnarztes bedeutet daher auch in hohem Maße Motivation.

• Wenn auch die Kategorie „Praxisorganisation“ nur einen kleinen Teil der Antworten ausmacht, illustriert der hohe Anteil derer, die nur unspezifische Antworten geben, dass sich einige Zahnärzte aus der Praxisorganisation heraushalten, ohne diese in die Hand einer erfahrenen Mitarbeiterin zu geben. Auch hier liegt eine ganz zentrale Aufgabe des Zahnarzt- und Praxiscoachings.

Erfolg selbst definieren

Wie sehr die Ziele der Zahnärzte variieren, ist hier deutlich geworden. Und mit den Ziele variieren auch die individuellen Vorstellungen von Erfolg: Jeder ist frei, sich seine eigenen Ziele zu setzen. Und damit auch, die Richtung seines eigenen Erfolgs selbst zu bestimmen.

Stefan SeidelGau-Heppenheimer Str. 2455234 Eppelsheimstefan.seidel_eppelsheim@gmx.de

\n

Zielkategorie

in %

\n

Realisierung moderner Zahnmedizin

20,3

\n

Hohe Teammotivation

18,2

\n

Wirtschaftlicher Erfolg

16,0

\n

Sehr zufriedene Patienten

13,4

\n

Mehr Lebensqualität

9,1

\n

Optimierte Organisation

8,0

\n

Andere Kriterien

15,0

\n

\n

Zielkategorie

in %

\n

Ausbau Prophylaxe

44,7

\n

Ausbau Privatanteil

34,2

\n

Lasereinführungen

7,9

\n

Ausbau Implantologie

7,9

\n

Ausbau Parodontologie

2,6

\n

Hochwertige Behandlung

2,6

\n

\n

Zielkategorie

in %

\n

verbesserter Zusammenhalt

26,5

\n

Personalschulung (ohne Spezifikation)

23,5

\n

Führung einzelner Mitarbeiter

11,8

\n

Personalstruktur/Personalsuche

11,8

\n

interne Kommunikation

8,8

\n

Motivierte „eigenverantwortlich“ handelnde Mitarbeiter

5,9

\n

Beratungsgespräche übertragen

5,9

\n

Zeit-/ Teammanagement

2,9

\n

Zuzahlungsgedanken beim Team etablieren

2,9

\n

\n

Zielkategorie

in %

\n

Verbesserung Patienten -kommunikation/ -ansprache

48,0

\n

Patientenbetreuung/ -führung

24,0

\n

Ausbau Patientenbindung

12,0

\n

Verbesserung der Service -leistungen

8,0

\n

Dienstleistungsgedanken beim Personal stärken

4,0

\n

Freundliches Ambiente der Praxis

4,0

\n

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