Gesundheitsziele-Konferenz 2010

Auf der Suche nach Akzeptanz

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Seit dem Jahr 2000 existiert das Forum gesundheitsziele.de. 70 Akteure aus dem Gesundheitswesen entwickeln seitdem gemeinsam konkrete Ziele als Empfehlung an die Politik. Unter dem Strich sind sechs nationale Gesundheitsziele entstanden – ein siebtes ist in Arbeit. Der volle Erfolg bleibt noch aus. Zu gering sei der Durchdringungsgrad, erklärte Dr. Rainer Hess Ende Januar auf einer Konferenz in Berlin. Eine Bilanz nach neun Jahren Zusammenarbeit.

Was ist gesundheitsziele.de genau? Hinter dem Titel steckt ein Kooperationsverbund – insgesamt beteiligen sich 70 Akteure aus dem Gesundheitswesen. Die Geburtsstunde geht auf das Jahr 1997 zurück: Damals einigte sich die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und-gestaltung e. V. (GVG) und das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auf eine gemeinsame Initiative, um in Deutschland einen Gesundheitszieleprozess auf den Weg zu bringen. Ziel war es von Beginn an, die Diskussion auf eine möglichst breite Basis zu stellen. Wichtige Grundlage: Auf der 72. Gesundheitsministerkonferenz (1999) wurde die Bedeutung von Gesundheitszielen für die Effizienz und Effektivität gesundheitspolitischen Handelns und die Konsensfindung der gesundheitspolitischen Akteure in einem Beschluss manifestiert. Im Dezember 2000 nahm das Forum gesundheitsziele.de als Modellprojekt – finanziell bis zum Jahr 2006 vom BMG gefördert – seine Arbeit auf. Die Geschäftsstelle wurde bei der GVG angesiedelt. Seit dem Jahr 2006 erfolgt die Regelfinanzierung durch die Akteure der Selbstverwaltung, die Private Krankenversicherung, Industrieverbände und die GVG e.V. Das BMG fördert jährlich einzelne Projekte, etwa Publikationen.

Der Teilnehmer-Mix auf der Konferenz in Berlin belegt das große gemeinsame Interesse für das Thema „Gesundheitsziele“. Unter den Gästen waren neben Verantwortlichen aus der Politik in Bund, Ländern und Kommunen auch Mitarbeiter wissenschaftlicher und medizinischer Einrichtungen sowie Vertreter von Verbänden, Vereinen, Leistungserbringern und Kostenträgern. Zudem beteiligten sich Gäste aus europäischen Nachbarstaaten wie der Schweiz, Schweden, Österreich, Dänemark und Belgien an der Veranstaltung.

Sechs Ziele in neun Jahren

Dr. Rainer Hess, Vorsitzender des Gemeinsamen Bundesausschusses, Vorsitzender des Ausschusses „medizinische Orientierung im Gesundheitswesen“ bei der GVG und Mitbegründer von gesundheitsziele.de bilanzierte die Entwicklung der letzten neun Jahre. Bisher hätte man sechs nationale Gesundheitsziele (Kasten) und drei Evaluationskonzepte entwickelt. Das „prominenteste“ unter den sechs sei „gesund aufwachsen“. Bei der jährlichen Maßnahmenabfrage sei „gesund aufwachsen“ der mit Abstand am häufigsten genannte Umsetzungsbereich.

Er hob die Konsensfähigkeit der Beteiligten hervor. Hess: „Der Gesundheitszieleprozess in Deutschland beruht auf den Prinzipien von Konsens und Partizipation und lebt vom Engagement und der Selbstverpflichtung der Akteure.“ Momentan werde ein neues Gesundheitsziel mit dem Titel „gesund älter werden“ entwickelt. Die Arbeitsergebnisse würden abschließend der (Fach-) Öffentlichkeit und Entscheidungsträgern zur Verfügung gestellt. Hess erklärte, dass sich die beteiligten Akteure in einem Punkt einig seien: „Die entwickelten Konzepte sind gut und anschlussfähig. Die Instrumente und Methoden (…) sind in hohem Maße nutzbar.“

Es gelte nun, die politische Verankerung der Gesundheitsziele zu stärken und mehr Verbindlichkeit herzustellen. Die politische Verankerung des Zielprozesses weise Defizite auf. Hess nannte konkrete Schwächen:

• geringer Durchdringungsgrad der Ziele• zu wenig Kontakt zur Politik• geringe Verbindlichkeit• niedriger Bekanntheitsgrad

Um hier anzusetzen, müsse die Entwicklung von neuen Strategien zur Verankerung der Gesundheitsziele in unterschiedlichen Bereichen auf Bundes- und Länderebene Arbeitsschwerpunkt sein. Ein zweites Ziel sei es, die Dokumentation und Präsentation der Arbeitsergebnisse transparenter zu gestalten. Nur so könne man die Position als verlässliches Forum glaubwürdig besetzen. Zukünftig sehe sich gesundheitsziele.de als Konsensplattform außerhalb der Grabenkriege des politischen Tagesgeschäfts.

Mehr unter:www.gesundheitsziele.de

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