ZMP in Berlin

20 Jahre für die Dentalterroristen

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„Schlag die Prophylaxe tot, nur die Karies bringt uns Brot“ – so lauteten vor 20 Jahren Befürchtungen, als es darum ging, den Präventionsgedanken in der Zahnmedizin in Deutschland zu etablieren. In Berlin entstand damals die Initiative, Prävention systematisch zu stärken, und zwar über gut ausgebildetes Praxispersonal. Die ersten Schritte hatten etwas Subversives, wie auf der Geburtstagsfeier „20 Jahre ZMP in Berlin“ am 4. Dezember deutlich wurde. Die eigentliche Revolution erfolgte jedoch sanft, aber nachhaltig.

Ein Blick zurück in das Berlin von 1984. Der Schweizer Wissenschaftler Prof. Dr. Jean-Francois Roulet kam an die Zahnklinik Nord und zeigte sich bestürzt: Soviel Karies und Prothetik hatte er noch nie zuvor in einem Monat gesehen. Seine Idee, eine systematische Prophylaxe umzusetzen, stieß zunächst auf Widerstand. Prophylaxe gehe in Deutschland nicht, das sei nicht bezahlbar, hieß es. Ein fünfköpfiges Team aus Roulet, dem späteren Kammerpräsidenten Dr. Karl-Heinz Löchte, Kammervorstandsmitglied ZA Georg Scherpf, den damaligen wissenschaftlichen Mitarbeitern Dr. Stefan Herder und Dr. Susanne Fath hatte es sich zur Aufgabe gestellt, „Dentalterrorismus“ zu betreiben; Ziel war, einen Umdenkprozess einzuleiten und die Prophylaxe zu etablieren, und zwar über gut geschultes Praxispersonal in einer berufsbegleitenden Ausbildung. Die Wurzeln für die ZMP in Berlin waren gelegt, wobei die ersten Treffen durchaus etwas Subversives hatten: Die Prophylaxe- Protagonisten mussten sich zunächst heimlich treffen und hatten mit vielen Hemmnissen zu kämpfen. Durch hartnäckiges Engagement entstand das bundesweit erste ZMP-Konzept, basierend auf Schweizer Erfahrungen. Aus-gebildet wurden Zahnarzthelferinnen zu Zahnmedizinischen Prophylaxeassistentinnen, die unter Aufsicht des Zahnarztes arbeiten. Der Unterricht erfolgte in Intensivblöcken über ein Jahr, später über ein halbes Jahr. Das Berliner Modell wurde schließlich als Bundeskonsens bestätigt.

Heiterer Rückblick

In einem heiteren Rückblick über die Geschicke der ZMP in den letzen 20 Jahren feierte das Berliner Philipp Pfaff-Institut mit Präsentationen der fünf „Dentalterroristen“ jetzt Geburtstag. Diese erinnerten an strittige berufspolitische Debatten, an die Kooperation mit der Kammer und die letztendliche Sicherstellung der Finanzierung durch die Delegiertenversammlung. Die ZMP-Ausbildung startete 1989 als „Prophylaxeseminar“ unter der Leitung von Stefan Herder, Susanne Fath und Ilona Kronfeld, zunächst als Pilotprojekt. Räumlichkeiten wurden in der Zahnklinik Nord unter enger Anbindung an den Klinikbetrieb gefunden. 1993 übernahm Fath die Leitung, das „Pfaff“ zog – mit einem komplett neuen Schulungsprogramm (halbjährliche Ausbildung) – in die Berliner Flottenstraße. 1996 fand der erste große Berliner Prophylaxetag statt. Die ZMP-Kurse erhielten großen Zulauf, nicht zuletzt auch aus den neuen Bundesländern. 2002 erfolgte ein erneuter Umzug, diesmal an die Zahnklinik Süd / Charité. Hier boten sich wiederum vorteilhafte Synergieeffekte. Bis heute sind mittlerweile 1 600 ZMP vom Philipp-Pfaff-Institut ausgebildet worden. Das Erfolgsmodell, jetzt unter der Leitung von Dr. Thilo Schmidt-Rogge, läuft weiter.

Der Berliner Kammerpräsident Dr. Wolfgang Schmiedel lobte die Arbeit der „Dentalterroristen“, deren Engagement sich ausgezahlt habe. Die Zeit habe ihnen Recht gegeben, Prophylaxe erfreue sich heute hoher Akzeptanz. Dr. Thomas Herzog, Vorstandsmitglied der LZK Brandenburg (die das „Pfaff“ mit trägt), verwies auf die hohe Ausbildungsqualität der ZMP-Kurse, was sich gerade auch bei wachsender Konkurrenz auf dem freien Markt als wichtig erweise.

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