Sächsischer Fortbildungstag

Wenn der Patient Mensch ist

Das Thema war ein echter Renner, das Prof. Dr. Klaus Böning, Fortbildungsreferent der Kammer, in diesem Jahr für die Tagung der Zahnärzteschaft Sachsen Ende November gewählt hatte. Mit Psychologie und Psychosomatik hatte er genau ins Schwarze getroffen und über 1 200 Teilnehmer an den Rand des Erzgebirges ins idyllische Chemnitz geholt, um hier interdisziplinär den Patienten Mensch von allen Seiten zu beleuchten.

In seinen Begrüßungsworten gab der Kammerpräsident Dr. Mathias Wunsch den Kongressteilnehmern einen kurzen Lagebericht über die Bundesversammlung anlässlich des Deutschen Zahnärztetages in München. (Die zm berichteten an anderer Stelle ausführlich.) Wunsch blickt anlässlich des Koalitionsvertrags recht zuversichtlich in die gesundheitspolitische Zukunft mit Minister Dr. Rösler: „Rösler ist Arzt, er weiß wovon er redet!“ Der Kammerpräsident forderte: „Wir wollen den Ost-West-Angleich der Honorare, die Stärkung der Freiberuflichkeit und endlich eine neue GOZ!“ Gleichsam warnte er: „Hände weg von Selektivverträgen, sie fördern die Spaltung der Zahnärzteschaft!“ Und er schloss mit den Worten: „Wir stellen uns den Herausforderungen der Zeit und kämpfen für die Einigkeit des Berufsstandes.“ Auch Dr. Dietmar Oesterreich, Kammerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer, lobte das Tagungsthema, das vor der Tatsache, dass heute jeder fünfte Patient mit einer diagnostizierten psychosomatischen Erkrankung lebt, immer wichtiger werde. Er verwies auf das Vertrauen als zentralen Faktor in der Arzt-Patienten-Beziehung. „Dieses Vertrauen gilt es auch für den gesamten Berufsstand durch eine klare Werteorientierung im Sinne des Gemeinwohls ständig neu zu erarbeiten. Auf dieser Basis wird der Berufsstand im gesundheitspolitischen Diskurs ernst genommen.“

In das große Feld der Psychosomatik und all ihrer Facetten führte die Tagungsleiterin Privatdozentin Dr. Anne Wolowski, Münster, ein. Sie zitierte eine Untersuchung, die besagt, dass bei 25 bis 35 Prozent aller Patienten, die mit Beschwerden ihren Hausarzt aufsuchen, keine somatische Ursache nachweisbar ist. Vor diesem Hintergrund sei zu berücksichtigen, dass gerade der Zahnarzt sehr leicht „in eine Falle“ tappen könne, wenn er in den Zyklus eines Doctor-Hoppers gerät, weil das mit großer Wahrscheinlichkeit gerichtliche Folgen haben werde. So drückte sich auch Professor Dr. Dr. Ludger Figgener in einem Seminar aus. Er empfahl daher, peinlichst auf eine umfassende Anamnese und die Dokumentation zu achten. Er gab den Tipp: „Hände weg von einer Therapie, wenn es keine handfeste Ursache für die Behandlung gibt!“ Und: „Denken Sie daran, auch ein Patient kann nicht in kontraindizierte Maßnahmen einwilligen.“ Prof. Dr. Peter Jöhren riet: „Suchen Sie den guten Kontakt zum Hausarzt des Patienten, denn nur er kann überweisen.“ Und: „Sprechen Sie mit dem behandelnden Psychotherapeuten, damit Sie eine Rückmeldung erhalten“. Dr. Wolowski riet: „Fragen Sie, warum der Patient zu Ihnen in die Praxis kommt!“ Und Professor Dr. Ulrich Egle, Gengenbach, bot an, einen Fragebogen zur Erkennung von Angst- und Psychosomatikpatienten für interessierte Zahnärzte bereitzustellen (U.Egle@klinik-kinzigtal.de). Und der Festredner Prof. Dr. Peter Joraschky, plädierte für eine interdisziplinäre Angstambulanz.

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