Repetitorium

Eisenmangel

Blasse Haut, Müdigkeit, Konzentrationsstörungen, brüchige Nägel? Solche Symptome können Ausdruck eines Eisenmangels sein. Daran ist nicht nur bei Blutverlusten zu denken. Denn ein latenter Eisenmangel kann viele Ursachen haben.

Vor allem wenn Frauen im gebärfähigen Alter auffallend blass sind und über körperliche Schwäche und Müdigkeit klagen, liegt der Verdacht auf einen Eisenmangel nahe.

Denn mit der monatlichen Menstruation geht Blut verloren und mit den Erythrozyten verliert der Körper auch Eisen, das Teil des Farbstoffs Hämoglobin ist. Doch nicht nur Frauen in der Mitte ihres Lebens sind von einem Eisenmangel betroffen. Dieser kann praktisch bei Mann und Frau auftreten wie auch bei Kindern und Senioren. Besonders gefährdet sind dabei Menschen mit erhöhtem Eisenbedarf wie etwa Schwangere und auch Personen, die sich häufiger verletzen oder die regelmäßig Blut spenden.

Eisen – ein lebenswichtiger Mineralstoff

Eisen ist ein essenzieller Mineralstoff und der Mensch ist somit auf die Zufuhr aus der Nahrung angewiesen. Denn Eisen ist ein wichtiger Teil des Hämoglobins und maßgeblich für dessen Funktion als Sauerstofftransportmittel verantwortlich. Eisen ist außerdem ein Kofaktor bei vielen Enzymen und damit maßgeblich an vielen Zellfunktionen beteiligt. Es spielt vor allem im Energiestoffwechsel eine wichtige Rolle und ist im Zytochrom gebunden, in Peroxidasen und in Katalasen sowie im Myoglobin.

Außerdem gibt es Eisendepots im Körper, in denen das Eisen zum Beispiel als Ferritin vorliegt. Es handelt sich hierbei um ein Eisenbindendes Protein, das quasi als Eisendepot fungiert. Beim Menschen werden rund 20 Prozent des verfügbaren Eisens in dieser Form gespeichert. Eine Bestimmung der Ferritinkonzentration gibt somit Hinweise auf den Eisenspeicher des Menschen, wobei man sich aber bewusst sein muss, dass sich das meiste Ferritin nicht im Serum, sondern in der Leber, in der Milz und im Knochenmark befindet. Einen zweiten, aber sehr viel weniger bedeutsamen Eisenspeicher stellt das Hämosiderin dar, ein wasserunlöslicher Komplex aus Eisen und verschiedenen Proteinen, der aber nur in Zellen und hierbei vor allem in Makrophagen zu finden ist.

Der menschliche Körper enthält im Normalfall etwa zwei bis vier Gramm Eisen, wobei rund 60 Prozent davon im Hämoglobin gebunden sind. Damit ist Eisen das wohl wichtigste Spurenelement für den Menschen.

Hämoglobin – der rote Blutfarbstoff

Im Hämoglobin erfolgt die Bindung des Sauerstoffs an einen Eisenkomplex der Hämoglobinuntereinheit Protoporphyrin IX (Häm). Durch die Bindung des Sauerstoffmoleküls wird das Eisen im Hämoglobin von der Oxidationsstufe II auf die Oxidationsstufe III angehoben, wobei gleichzeitig das Sauerstoffmolekül zu Superoxid wird. Dieses wird durch benachbartes Histidin über Wasserstoffbrückenbindungen stabilisiert. Es kann infolge der relativ leichten Bindung in sauerstoffarmen Geweben rasch wieder abgegeben werden, wobei sich das Eisen in die Oxidationsstufe II zurückbildet.

Als Normalwert gelten beim Hämoglobin bei Männern 8,7 bis 11,2 mmol/l (13,5 bis 17,5 g/dl, alte Einheit) und bei Frauen 7,5 bis 9,9 mmol/l (12-16 g/dl). Sinkt der Hämoglobinwert unter die genannten Grenzen, so liegt eine Anämie vor und kann zu entsprechenden Symptomen führen. Wie bedeutsam das Eisen bei der Blutbildung ist, zeigt schon die Tatsache, dass etwa 70 Prozent des Mineralstoffs im Hämoglobin gebunden sind. Das ist notwendig, damit der Körper tatsächlich die erforderliche, unvorstellbar hohe Zahl von rund zwei Millionen Erythrozyten pro Sekunde bilden kann. Das in den Erythrozyten enthaltene Eisen geht dabei nicht verloren, wenn die roten Blutzellen nach etwa 120 Tagen in der Milz und in der Leber abgebaut werden, sondern wird „recycelt“.

Eisenmangel – häufigste Ursache der Anämie

Die wichtige Rolle von Eisen im Hämoglobin erklärt, warum ein Eisenmangel in der westlichen Welt die häufigste Ursache einer Anämie darstellt. Denn der Eisenmangel hemmt die Häm-Synthese. Es entstehen dann bei der Blutbildung hypochromische Erythrozyten, also rote Blutkörperchen ohne den roten Blutfarbstoff oder auch mikrozytische Erythrozyten, also Erythrozyten, die kleiner als üblich sind. Zum Eisenmangel kommt es durch Eisenverluste über den Darm, die Nieren und die Haut. Diese alltäglichen Verluste liegen bei etwa einem Milligramm Eisen pro Tag. Frauen verlieren durch die regelmäßige Menstruation zusätzlich Eisen. Ein Eisenmangel droht immer dann, wenn die Verluste auf Dauer größer sind als der Bedarf, wobei solche Situationen über eine längere Zeit durch Eisendepots wie etwa das Ferritin ausgeglichen werden können. Bleibt der Bedarf aber höher als die Aufnahme, so entwickelt sich auf lange Sicht ein manifester Eisenmangel mit entsprechender Symptomatik, wobei zumeist eine Anämie im Vordergrund steht.

Ursachen des Eisenmangels können falsche Ernährung und einseitige Diäten sein oder ein erhöhter Eisenverlust zum Beispiel durch Blutungen. So gehen mit jedem Milliliter Blut etwa 0,5 mg Eisen verloren. Daran ist zu denken bei jungen Mädchen und Frauen, die unter starken Menstruationsblutungen leiden, aber auch bei Personen, die häufiges Nasenbluten haben oder regelmäßig zur Blutspende gehen. Auch wer eine größere Operation hinter sich hat oder unter offenen Wunden leidet, kann leicht einen latenten oder auch einen mit entsprechenden Symptomen einhergehenden Eisenmangel entwickeln.

Allerdings können auch ein erhöhter Eisenbedarf, der nicht durch die Nahrung gedeckt wird, oder eine gestörte Eisenaufnahme im Darm, die zum Beispiel durch die regelmäßige Einnahme bestimmter Medikamente wie Acetylsalicylsäure, Antazida, Clofibrat oder Ionenaustauscher entstehen kann, auf Dauer zum Eisenmangel führen.

Mehrbedarf bei Schwangerschaft

Da unabhängig von Blutungen auch allgemein mit dem Abbau der Erythrozyten sowie zum Beispiel durch Hautabschilferungen kontinuierlich Eisen verloren geht, muss der Mineralstoff mit der Nahrung zugeführt werden: Männer müssen dabei im Durchschnitt 10 Milligramm Eisen pro Tag aufnehmen, Frauen benötigen etwas mehr, bei ihnen liegt der Eisenbedarf bei täglich 15 Milligramm.

Einen etwas höheren Eisenbedarf haben Schwangere. Ihnen wird geraten, täglich 30 Milligramm des Spurenelements aufzunehmen, was allerdings ohne Zufuhr über Eisenpräparate schwierig sein kann. Der erhöhte Bedarf erklärt sich durch das in der Schwangerschaft erhöhte Blutvolumen, wobei auch der Blutbedarf des heranwachsenden Kindes und der Plazenta gedeckt werden muss. Der Eisenbedarf ist dabei zwischen der 8. und der 22. Schwangerschaftswoche am höchsten und zumindest in dieser Zeit sollte durch entsprechende Laboruntersuchungen geprüft werden, ob ein Eisenmangel vorliegt. Dies geht am besten über das Eisenferritin, denn ein niedriger Hämoglobin-Wert zeigt im Fall des Falles den Eisenmangel erst vergleichsweise spät an. Auch Frauen, die stillen, brauchen mehr Eisen, ihr Bedarf wird mit 20 Milligramm täglich angegeben.

Wichtig auch für Senioren, Sportler und Blutspender

Es gibt davon abgesehen auch Personengruppen, bei denen allgemein von einem etwas höheren Eisenbedarf als üblich auszugehen ist. Dazu gehören Kinder und Senioren. Bei ihnen kommt es oftmals durch einseitige Kost zu Eisenmangel, zum Beispiel wenn aufgrund von Zahnproblemen oder Schluckbeschwerden auf Fleisch in der Nahrung verzichtet wird. Der Eisenmangel wird zudem bei älteren Menschen häufig nicht erkannt, weil Symptome wie eine Abnahme der körperlichen wie auch der geistigen Leistungsfähigkeit oft vorschnell auf das Alter geschoben werden.

Auch Sportler sowie Menschen, die häufig Blut spenden, brauchen vermehrt Eisen und müssen gegebenenfalls den Bedarf durch Eisenpräparate decken. So werden dem Körper bei einer Blutspende etwa 250 mg Eisen entzogen. Bei Dauerblutspendern muss der erhöhte Eisenbedarf deshalb durch Eisenpräparate kompensiert werden. Diese gibt es in Form von Tabletten, Brausetabletten, Kapseln oder auch als Saft. Sinnvoll kann eine solche Eisenzufuhr auch bei Vegetariern sein, die nicht selten zu wenig Eisen mit der Nahrung aufnehmen, da sie kein Fleisch verzehren. Ein erhöhter Eisenbedarf kann ebenfalls bei chronischen Krankheiten wie einer rheumatischen Erkrankung, bei chronisch entzündlichen Darmerkrankungen und bei Tumoren bestehen.

Eisenmangel bei Kindern

Nicht selten tritt ein Eisenmangel bei Kindern auf und das insbesondere in Wachstumsphasen, also speziell in den ersten Lebensjahren und in der Zeit der Pubertät. Besonders kritisch ist das erste Lebensjahr, denn der Eisengehalt der Muttermilch nimmt in den ersten sechs Monaten nach der Geburt um etwa die Hälfte ab. Die Blutmenge des Säuglings aber nimmt in dieser Zeit enorm zu und es wird somit mehr Eisen zur Bildung des benötigten Hämoglobins gebraucht. Etwa ab dem sechsten Lebensmonat ist deshalb eine eisenreiche Beikost bei der Säuglingsernährung ratsam. Kommt es jedoch zu einem anhaltenden Eisenmangel, so drohen dem Kleinkind erhebliche Entwicklungsstörungen.

Im Alter von 14 bis 15 Jahren kommt es vor allem bei Jungen zur Zunahme der Muskelmasse, was ebenfalls mit einem erhöhten Eisenbedarf verbunden ist. Bei Mädchen machen sich in dieser Zeit die einsetzenden Menstruationsblutungen bemerkbar und auch – in dieser Zeit bei Mädchen oft übliche – einseitige Diäten können sich in einem Eisenmangel niederschlagen. Sowohl Jungen als auch Mädchen haben zudem nicht selten einen Eisenmangel, wenn sie intensiv Ausdauersport betreiben. Wird dieser nicht ausgeglichen – entweder durch eine adäquate Ernährung oder durch die Einnahme von Eisenpräparaten –, so können Müdigkeit, Appetitlosigkeit sowie Konzentrations- und Lernstörungen die Folge sein.

Typische Mangelsymptome

Eisenmangel führt insbesondere zur Anämie, die auch als Eisenmangelanämie bezeichnet wird. Sie kann sich ganz allgemein durch unspezifische Symptome wie Müdigkeit, Abgeschlagenheit und eine allgemeine Abnahme der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit bemerkbar machen. Es kann zu Schwächegefühlen kommen, die direkt durch den Sauerstoffmangel im Gewebe bedingt sein dürften. Typisch für einen Eisenmangel sind ferner Konzentrationsstörungen, eine erhöhte Vergesslichkeit und eine auffallend blasse Hautfarbe infolge des Mangels an rotem Blutfarbstoff. Es drohen ferner eine verminderte Abwehrkraft und damit eine erhöhte Infektanfälligkeit und es kann zu Nervosität und innerer Unruhe, zu Atemnot und Herz-Kreislauf- Beschwerden kommen. Auch können Veränderungen der Haut und der Nägel auftreten wie eine blasse, spröde und trockene Haut sowie brüchige, abgeflachte Finger nägel, rissige Lippen, Haarausfall und stumpfes, gespaltenes Haar. Bei Kindern kann sich der Eisenmangel auch durch Entwicklungsund Gedeihstörungen bemerkbar machen.

Eisenüberladung ist nicht ungefährlich

Doch nicht nur ein Zuwenig, auch ein Zuviel an Eisen ist für den Organismus schädlich. So kann eine akute Eisenvergiftung Blutungen im Gastrointestinaltrakt nach sich ziehen, eine verminderte Gerinnungsfähigkeit des Blutes sowie einen Kreislaufkollaps und/oder ein Nieren- oder Leberversagen. Behandelt wird im Fall einer akuten Eisenvergiftung – ein allerdings seltenes Phänomen – per Magenspülung oder durch die Gabe von Eisenkomplexbildnern wie dem Deferoxamin.

Häufiger als eine akute Vergiftung ist eine chronisch Eisenüberladung, wie sie zum Beispiel als Folge der Hämochromatose vorkommt. Die Störung ist genetisch bedingt und führt zur erhöhten Aufnahme von Eisen im oberen Dünndarm. Die resultierende Eisenüberladung führt im Laufe der Jahre zu Organschädigungen, die Pankreas, Herz, Gelenke, Milz, Haut und vor allem die Leber betreffen und zumeist früher oder später in eine Leberzirrhose münden.

Eisen in Nahrungsmitteln

Eisen wird üblicherweise aus der Nahrung resorbiert. In dieser liegt das Spurenelement zum Beispiel als Hämin, einem Abbauprodukt von Hämoglobin, in Fleischwaren vor. Als eisenreiche Nahrungsmittel gelten darüber hinaus Brot, grünes Gemüse und Getreide, in denen Eisen in Form von Eisen-III-Salzen gespeichert ist. Diese werden allerdings im menschlichen Körper schlechter resorbiert als das aus dem Hämin stammende Eisen. Damit ist Fleisch für den Menschen der wichtigste Eisenlieferant, was zugleich den bei Vegetariern häufig zu beobachtenden Eisenmangel erklärt. So kann Eisen aus tierischem Eiweiß rund zehnbis 20-mal besser resorbiert werden als Eisen aus pflanzlichen Proteinen.

Entgegen der allgemeinen Ansicht ist Spinat dabei ein vergleichsweise schlechter Eisenlieferant, da Spinat viel Oxalsäure enthält, die mit Eisen schwerlösliche Komplexe bilden. Dagegen sind Sojabohnen eine gute Eisenquelle, sodass auch Vegetarier in der Lage sind, bei entsprechender Ernährung ihren Eisenbedarf zu decken. Reich an Eisen sind auch Sesam, Leinsamen, Kleie, Mohn und Hirse sowie gekochte Linsen, Goabohnen und Kichererbsen.

Angebot und Nachfrage

Dies gilt umso mehr, als die Resorption des Eisens vom Zustand der Eisenspeicher abhängig ist. So liegt die Resorptionsrate normalerweise bei sechs bis zwölf Prozent. Liegt ein Eisenmangel vor, so kann sie bis auf etwa 20 Prozent ansteigen, was ebenfalls ein Ausdruck dafür ist, das es sich bei Eisen um ein für den menschlichen Körper sehr wichtiges Spurenelement handelt. Reguliert wird die Eisenresorption nach derzeitigem Wissen über das Peptid Hepcidin, das in der Leber produziert wird. Ist ausreichend Eisen vorhanden, so läuft die Hepcidinsynthese in der Leber und die Resorption erfolgt ganz normal. Sinken die Eisenreserven, so geht die Hepcidinbildung in der Leber zurück und die enterale Resorption wird forciert. Die sinkende Hepcidinbildung sorgt dann auch für eine vermehrte Freisetzung von Eisen aus den Zellen des Retikuloendothelialen Systems und aus den Makrophagen.

Christine VetterMerkenicher Str. 22450735 Köln

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