Grüne Banken

Verantwortung für Mensch und Natur

Noch besetzen sie eine Nische in der Welt des Geldes. Doch nachhaltig arbeitende Banken wie die GLS, die Ethik- oder die Umweltbank freuen sich über den ständig steigenden Zustrom neuer Kunden. Sie alle erwarten Offenheit, Seriosität und Kompetenz. Dafür sind sie bereit, auf hohe Renditen zu verzichten. Ein Vergleich der Angebote lohnt sich.

„Warum kann ich hier wissen, welcher kleinste Bestandteil in meinem Essen drin ist, aber nicht, welche Menschen und Projekte mit meiner Rentenversicherung finanziert werden?“, fragt sich Katharina Beck, Managing Director des „Institute for Social Banking“ (ISB) in Bochum. Dass sich im herkömmlichen Bankgeschäft immer noch nichts geändert hat, erfuhren auch die Mitarbeiter der Stiftung Warentest. „Sechsmal mangelhaft“ – so lautete eins der Ergebnisse des letzten Bankberatungstests, den die Stiftung im Frühjahr dieses Jahres bei 21 Banken durchgeführt hat. Die besten Resultate erzielten die Kreissparkasse Köln, die Hamburger Sparkasse und die Sparkasse Hannover. Sie bekamen die Note befriedigend, für gut oder sogar sehr gut reichte es bei keinem Institut. Das Ergebnis ist erschreckend. Viele Kunden, die ähnliche Erfahrungen wie die Tester gemacht haben, ziehen deshalb die Konsequenzen und nehmen die Unannehmlichkeiten eines Bankwechsels gerne auf sich.

Mehr Transparenz und Vertrauen

Die Gründe für ihre Entscheidung liegen meist im Vertrauensverlust, den sie bei ihrer bisherigen Hausbank erfahren mussten. So sieht es auch Katharina Beck: „Um das eingeforderte Vertrauen wiederherzustellen, ist Transparenz und Kenntnis im Bankwesen wichtiger denn je und kann auch nicht langfristig durch staatliche Garantien der Spareinlagen seiner Bürger ersetzt werden.“ Ihrer Meinung nach erwarten die Kunden, dass „die Bank verantwortlich mit ihrem Geld umgeht, in dem Sinne, dass sie das Geld in seinem Wert sichert und bestenfalls vermehrt.“

Mit diesen Erwartungen strömt die von den großen Geschäftsbanken und Sparkassen enttäuschte Klientel seit einiger Zeit zu grünen Banken wie etwa die GLS oder die Umweltbank. Sie alle konnten sich schon in den vergangenen Jahren einen festen Kundenstamm sichern. Jetzt aber boomt das Geschäft. Sie werben damit, dass sie Verantwortung für Mensch und Natur übernehmen und das Geld ihrer Kunden entsprechend einsetzen. Ihre Angebote aber unterscheiden sich.

• GLS Bank

1974 gegründet, sieht sich die GLS Bank als erste sozial-ökologische Bank weltweit. GLS steht dabei für Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken. Dass sie Kredite vergibt, gehört zum normalen Bankgeschäft. Anders als die Konkurrenz veröffentlicht sie jeden Kredit im dreimal pro Jahr erscheinenden Bankspiegel. Jeder Kreditnehmer weiß, dass sein Name, die Summe und der Zweck in der Kundenzeitschrift veröffentlicht wer den. So gewährte man der Kindertagesstätte Welfenwichtel in Bad Homburg 430 000 Euro, oder dem Altenpflegeheim Richter in Giersleben 2,56 Millionen Euro. Das ist gewöhnungsbedürftig, zwingt aber das Bankmanagement dazu, jede Vergabe zu prüfen. Sie muss den Nachfragen der Kunden, die ja schließlich die Geldgeber sind, standhalten. Bankchef Thomas Jorberg und seine Kollegen dürften sich kaum dazu verleiten lassen, zweifelhafte Anlagen zu tätigen, nur um eine noch zweifelhaftere Rendite zu erwirtschaften mit dem Risiko großer Verluste. Der Begriff des Schenkens im Namen ist kein Relikt aus seligen Gründerzeiten als es um die Finanzierung einer Waldorfschule ging. Tatsache ist, dass Kunden die Möglichkeit haben, auf einen Teil der Rendite, die mit ihrem Vermögen erwirtschaftet worden ist, zu verzichten. Dieses Geld fließt dann zum Beispiel in den Umbau eines Kindergartens, der sich einen Kredit nicht leisten kann.

Stetiger Kundenzuwachs

Natürlich sind sich die Kunden, die zur GLS wechseln darüber im Klaren, dass sie keine maximalen Renditen erwarten können. Das Geld für Kredite wandert ausschließlich in ökologische oder soziale Projekte. „Trotzdem“, erläutert Christof Lützel, Pressesprecher der GLS Bank, „liegen wir mit unseren Konditionen im marktüblichen Durchschnitt. Aber unseren Kunden ist es eh oft egal, ob sie zwei oder 2,5 Prozent Rendite bekommen. Sie denken eben mit und wissen, dass es nicht nur auf die Zinsen und die Sicherheit ankommt, sondern auch darauf, was mit dem Geld finanziert wird.

Sie haben sich sehr bewusst für unser Institut entschieden.“ Etwa 70 Prozent der Kunden sind Akademiker, viele prominente Künstler – darunter Musiker, Maler und Schauspieler – zieren die Kundenliste. Zu ihnen gehört auch der Tatort-Kommissar Harald Krassnitzer. Er weiß von vielen Kollegen, dass sie „die Nase voll von falscher Beratung und falschen Gewinnerwartungen haben.“

Erst seit 2003 arbeitet die GLS als Vollbank. Damals übernahm sie die in Schwierigkeiten geratene Ökobank. Seitdem wächst das Institut stetig, allein im Jahr 2009 kletterte die Bilanzsumme mithilfe der 73 000 Kunden

um 33,3 Prozent, im ersten Halbjahr 2010 um 28 Prozent. Jetzt liegt sie bei 1,8 Milliarden Euro. Im Vergleich zu den 2,2 Billionen Euro der Deutschen Bank erscheint diese Summe verschwindend klein. Doch sie zeigt, dass sich das Bewusstsein der Bankkunden in Deutschland verändert. Das Wirtschaftsmagazin Börse-online wählte die GLS-Bank zur Bank des Jahres 2010. Das Institut gehört zum Sicherungssystem der Volks- und Raiffeisenbanken

• Umweltbank

Sie ist die einzige Aktiengesellschaft unter den ethisch-ökologisch orientierten Banken. Gegründet 1996 erwarb sie 1997 die Vollbanklizenz und erreichte bereits im ersten Jahr ein ausgeglichenes Ergebnis. Mit einer Bilanzsumme von 1,5 Milliarden ist die in Nürnberg beheimatete Umweltbank die Nummer zwei hinter der GLS-Bank. Bei der Anzahl der Kunden führt sie mit 79 434 (Ende 2009). Derzeit besitzen rund 7 000 private Aktionäre das Institut. Ihre Bankdienstleistungen sind zu 100 Prozent ökologisch und nachhaltig ausgerichtet. Kunden haben die Wahl unter verschiedenen Anlagemöglichkeiten: Umweltsparbuch, Umwelt-Pluskonto oder der Umweltsparbrief. Daneben können Anleger auch ein Umwelt-Zertifikat, Fonds oder Genussscheine zeichnen. Ein Girokonto gibt es nicht. Die Bankgeschäfte laufen online oder telefonisch. Die Einlagen sind bei der Umweltbank gemäß der gesetzlichen Sicherung bis zu 50 000 Euro geschützt.

• Ethikbank

Mit rund 10 000 Kunden und einem Kundenvolumen von 105 Millionen Euro (Ende Mai 2010) nimmt die Ethikbank den dritten Platz unter den ethisch-ökologischen Banken ein. Das 2002 als Zweigniederlassung der Volksbank Eisenberg in Thüringen gegründete Institut darf sich wie die beiden Konkurrenten über ein starkes Wachstum freuen. Das Angebot reicht vom Girokonto über verschiedene Sparkonten bis hin zu Investmentfonds, Mikrofinanzanleihen und ökologischen Krediten. Die Vergabe von Krediten erfolgt transparent in sechs verschiedenen Kategorien wie zum Beispiel die Nutzung erneuerbarer Energien oder ökologischer Innenausbau. Die Bank investiert in Aktien des Natur-Aktien-Index NAI und in Dax-Papiere, wenn sie bestimmte ethische und ökologische Kriterien erfüllen. Darüber hinaus fließt Geld in Anleihen von überdurchschnittlich guten OECD-Staaten sowie Bundesländern und Kommunen. Basis für die Auswahl ist das Nachhaltigkeitsrating der Zürcher Kantonalbank. Die Ethikbank gehört zum Sicherungssystem der Volks- und Raiffeisenbanken.

• Triodos Bank

Georg Schürmann, Chef der Triodos Bank in Frankfurt sieht sich als Überzeugungstäter. Seit Dezember 2009 arbeitet das Institut offiziell als Bank. Aus den drei Kunden beim Start wurden einige Hundert. Begonnen hat die Direktbank als Agentur für Kreditvermittlung nach niederländischen Regeln. Damit wagte die niederländische Triodos Bank, die wiederum zur Triodos-Stiftung gehört, den Schritt in die deutsche Bankenlandschaft. Auch sie hat sich die Vergabe von Krediten nach ethisch-ökologischen Kriterien auf die Fahnen geschrieben. Georg Schürmann weiß um die Regeln, die im herkömmlichen Bankgewerbe herrschen. Warf er doch seinen gut bezahlten Job als Mitglied der Geschäftsleitung Private Banking Deutschland beim Branchenprimus Deutsche Bank hin, weil er erkannte, dass sich trotz Krise nichts geändert hatte. Derzeit beläuft sich das Angebot der Direktbank nur auf ein Tagesgeldkonto und einen Sparplan. „Ende 2010 wollen wir eine grüne Kreditkarte anbieten, ab Frühjahr 2011 die Fonds der Triodos-Bank verkaufen und vielleicht Anfang 2012 ein Girokonto einführen“, erläutert Sprecherin Stefanie Erhardt die Pläne der Bank. Die Einlagen sind gemäß der niederländischen Einlagensicherung mit bis zu 100 000 Euro geschützt.

• Noa Bank

Als Bindeglied zwischen den herkömmlichen Instituten und den grünen Banken versteht sich die Noa Bank. Die beiden Belgier Francois Jozic und Frédéric Lodewyk gründeten das Institut Ende 2009. Mit besonders attraktiven Zinsen fürs Tagesgeldkonto warben sie um Kunden – mit so viel Erfolg, dass sie nach ein paar Monaten gezwungen waren, neue Einlagen abzuweisen. Bis jetzt nehmen sie auch kein Kapital mehr an. Der Kunde bestimmt, in welchen Bereich: Umwelt, Soziales, Kultur oder Gesundheit. So strengen Regeln wie denen der oben vorgestellten ethisch-ökologischen Banken will die Noa-Bank sich nicht unterwerfen. Jozic besitzt darüber hinaus noch die Factoring-Firma Quorum AG. Sie soll in die Noa Bank integriert werden, um sich über die Bank refinanzieren zu können. Inzwischen hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) allerdings den Stopp aller Bankgeschäfte verfügt. Gründe gibt sie nicht an. In seinem Noa-Blog nennt Jozic selbst Sorgen wegen des Eigenkapitals, die Struktur und Verpflichtungen der Bank, hohe Einzahlungen der Kunden und die Vergabe zu geringer Kredite als Gründe. Wann und zu welchen Bedingungen er die Geschäfte wieder aufnehmen wird, ist nicht bekannt. Einlagen bis zu 50 000 Euro sind geschützt.

Original und Fälschung

Mit Vorsicht zu genießen sind die inzwischen häufig angebotenen grünen Geldanlagen bei den herkömmlichen Instituten. Oft handelt es sich um sogenanntes Green-Washing. Um vom Trend zu ökologischen Anlagen zu profitieren, versehen manche Banken ihre Angebote mit einem grünen Mäntelchen. Darunter verbirgt sich dann ein herkömmlicher Fonds oder ein geschickt gestricktes Zertifikat. Bankkunden, die ihr Geld für soziale oder ökologische Zwecke zur Verfügung stellen wollen, sollten sich genau nach den Bedingungen erkundigen oder gleich zu einer der grünen Banken gehen. Auf etwa zehn bis zwölf Millionen Kunden bis 2020 schätzt die auf den Bankenbereich spezialisierte Managementberatung zeb das Kundenpotenzial für grüne Banken. Die GLS Bank rüstet sich auf einen steigenden Ansturm. Sie will in diesem Jahr noch 70 neue Stellen besetzen. Damit die Berater eine entsprechende Ausbildung bekommen, gründeten zehn europäische ökologisch-soziale Institute das ISB. Zu ihnen gehört die GLS Bank, die Alternative Bank in der Schweiz und die Triodos Bank in den Niederlanden. Das Bochumer Institut bietet in Kooperation mit der britischen Univer sität Plymouth in einem dreijährigen Master-Studiengang die Ausbildung zum Nachhaltigkeitsbanker an. Auch die Frankfurt School of Finance Management hat zum Beispiel Kurse zur Entwicklungsfinanzierung in ihr Programm aufgenommen. Die so ausgebildeten Berater und Manager können ihren Kunden später erklären, was mit ihrem Geld geschieht.

Marlene Endruweitm.endruweit@netcologne.de

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