Den Problempatienten erkennen

Selbstmordgefahr nicht totschweigen

Wenn ein Mensch sich auf dem Weg in den Selbstmord befindet, ist dies in den meisten Fällen an bestimmten Signalen zu erkennen. Für den Arzt und Zahnarzt heißt dies: die Antenne für solche Signale ausfahren und unbedingt die Frage nach der Suizidabsicht direkt stellen! Hier eine Zusammenstellung aus der MMW (Münchner Medizinische Wochenschrift), die auch für die Zahnarztpraxis hilfreich sein kann.

Ein erhöhtes Selbsttötungsrisiko besteht vor allem bei Patienten mit Depressionen. Schwere depressive Episoden sind mit einer Suizidmortalität zwischen 12 und 15 Prozent verbunden, Depressionen aller Schweregrade zusammen mit einer Selbstmordsterblichkeit von drei bis vier Prozent. Etwa 40 bis 60 Prozent aller Suizide werden während einer depressiven Phase unternommen.

Erwägung – Ambivalenz – Entschluss

Jedem Suizid geht eine Entwicklung voraus, die in Phasen abläuft. Das Erwägungsstadium ist gekennzeichnet durch Suizidgedanken. Die Distanzierungs- und Steuerungsfähigkeit ist dabei noch erhalten. Es folgt das Ambivalenzstadium mit Suizidimpulsen, zum Beispiel ein plötzlicher Drang, aus dem Fenster zu springen, und einer eingeschränkten Steuerungsfähigkeit. In diesem Stadium, teilweise auch schon vorher, kündigen viele Menschen ihre Absichten mehr oder weniger direkt an. Für diese Hilferufe sollte der Hausarzt „ein sensibles Ohr“ haben, so Prof. Dr. Manfred Wolfersdorf, Bayreuth. „Wer davon redet, beschäftigt sich damit“, so der Mediziner.

Der Spruch „Ich kann so nicht weiterleben“ kann einfach so dahingesagt sein, kann aber auch einen suizidalen Hintergrund haben. Danach muss man den Patienten direkt fragen.

Trügerische Ruhe, bevor es passiert

Es besteht dabei auch kein Risiko, dass der Angesprochene womöglich erst durch diese Frage auf die Idee kommt, sich umzubringen. „Ist keine Suizidalität vorhanden, kann man sie auch nicht einreden“, so Wolfersdorf. Und die meisten, die tatsächlich Selbstmordabsichten hegen, sind dankbar, wenn man sie darauf anspricht. Allerdings geben etwa 30 bis 40 Prozent der Selbstmordwilligen im Vorfeld keinerlei Signale.

Das Entschlussstadium ist gekennzeichnet durch konkrete Suizidvorbereitungen und aufgehobene Steuerungs- und Distanzierungsfähigkeit. In diesem Stadium der trügerischen Ruhe gibt es auch keine Hilferufe mehr. „Diese Ruhe bedeutet deshalb keineswegs Entwarnung, sondern höchste Alarmstufe“, so Wolfersdorf.

Für eine Suizidprävention ist es aber auch jetzt noch nicht zu spät. Wenn es gelingt, den aktuellen Leidensdruck, den Handlungsdruck und die gefühlte Hoffnungs- losigkeit im Gespräch zu mindern, wird der Suizidentschlossene seinen Plan vielleicht – zumindest zunächst – nicht ausführen.

„Aber der Patient kann auf den Suizid nur dann verzichten, wenn er sich verstanden fühlt“, so Wolfersdorf. Die Hintergründe und Beweggründe müssen deshalb sorgfältig eruiert und ernst genommen werden. Vorwürfe und Moralappelle sind sinnlos, wenn nicht gar kontraproduktiv. Gewinnt der Arzt den Eindruck einer hoch akuten suizidalen Situation, ist es seine Pflicht, den Patienten auch gegen seinen Willen stationär einzuweisen.

Frage: Wie stark ist die Suizidalität?

Mit sechs Fragen lässt sich das Ausmaß der suizidalen Gefährdung erkennen:

• Hat es früher schon Suizidversuche oder suizidale Krisen gegeben?

• Welche Form hat die gegenwärtige Suizidalität (Todes- oder Ruhewunsch, Suizidideen mit oder ohne Plan, Selbstmord-absicht)?

• Liegen Faktoren vor, die das Selbstmord-risiko erhöhen (psychiatrische Erkrankung, Hoffnungslosigkeit)?

• Wie hoch ist der akute Handlungsdruck (Selbstmordfantasien für morgen, die nächste Woche, den nächsten Monat)?

• Welche Rolle spielen Faktoren, die im Leben halten (familiäre, soziale oder religiöse Bindungen)?

• Sind Zukunftsperspektiven entwickelbar (Entlastung durch Gespräch, Planung möglich, Zusage, sich bei Verschlechterung zu melden)?

Die Antworten sind auch anhand einer Checkliste (siehe Kasten links) mit 15 Fragen zu erhalten, die man dem Patienten zum Ankreuzen aushändigt.

Dr. med. Angelika BischoffRuffiniallee 27a82152 Planegg

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Eingangsbemerkung: „Wenn es jemandem so (schlecht) geht wie Ihnen, wenn jemand so etwas erleidet, ist es naheliegend, dass er/sie denkt, das will ich nicht mehr erleben, lieber will ich tot sein. Wie ist das bei Ihnen? Geht Ihnen Ähnliches durch den Kopf?“  

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Gingen Ihnen in letzter Zeit öfter Gedanken durch den Kopf wie „Alles ist hoffnungslos und nichts wird sich ändern.“?

Ja

Nein

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Haben Sie in der letzten Zeit öfter gedacht „Das halte ich bald nicht mehr aus. Lieber will ich nicht da sein.“?

Ja

Nein

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Haben Sie in letzter Zeit öfter denken müssen „Was geschehen

ist, verletzt oder kränkt mich so, dass ich am liebsten nicht

mehr da wäre.“?

Ja

Nein

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Hatten Sie aktuell schon den Gedanken „Das alles macht mich so

wütend. Am liebsten würde ich mich / mich und andere aus dem

Feld, aus dem Leben befördern, damit alles vorbei ist.“?

Ja

Nein

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Hatten Sie schon einmal den Gedanken, sich selbst töten zu wollen?

Ja

Nein

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Haben Sie schon einmal in Ihrem Leben versucht, sich selbst zu töten?

Ja

Nein

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Haben Sie jetzt oder in den letzten Tagen vermehrt Gedanken

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wie „Alles ist hoffnungslos und es wird sich nie bessern. Das Beste

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wäre, es gäbe mich nicht mehr.“?

Ja

Nein

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Haben Sie aktuell konkrete Ideen, sich das Leben nehmen zu wollen?

Ja

Nein

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Gäbe es etwas, was Sie von Ihrer aktuellen Selbsttötungsabsicht abhalten könnte?

Ja

Nein

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Könnten Sie mit jemandem darüber reden?

Ja

Nein

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Glauben Sie, es wäre besser für andere, wenn es Sie auf der Welt nicht mehr gäbe?

Ja

Nein

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Haben Sie das Gefühl, Schuld auf sich geladen zu haben und dafür büßen zu müssen?

Ja

Nein

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Kommt Ihnen in letzter Zeit häufiger der Gedanke „Der innere

Druck und der Schmerz werden so groß, dass sie nicht mehr

aushaltbar sind.“?

Ja

Nein

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Ist die innere Unruhe so stark und quälend, dass Sie nur herauswollen aus diesem Zustand?

Ja

Nein

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Haben Sie den Eindruck, es gibt eine innere Stimme in Ihnen, die Ihnen nahelegt, sich das Leben zu nehmen?

Ja

Nein

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