Fachforum

Übertragung von parodontal-pathogenen Keimen

In der vorliegenden Untersuchung konnte die Übertragung von potentiell parodontalpathogenen Keimen zwischen Familienmitgliedern gezeigt werden.

Hintergrund und Zielsetzung: Bakterien spielen eine essentielle Rolle in der Entstehung von Parodontitis. Die meisten Bakterien, die aus subgingivaler Plaque isoliert werden können, sind in der Mundhöhle heimisch. Aggregatibacter actinomycetemcomitans (AA) und Porphyromonas gingivalis (PG) können unregelmäßig beim parodontal Gesunden nachgewiesen werden. Daher liegt es nahe, an diesen Spezies die Übertragung von Person zu Person zu untersuchen. Das Ziel der vorliegenden Studie war es, einen Überblick über die Literatur zur Übertragung dieser Bakterienarten zu geben.

Material und Methode: Es wurde die Literatur über Bakterien-Typisierungstechniken gesichtet und die Informationen über die klonale Verteilung von AA und PG in Familien basierend auf verschiedenen Typisierungsmethoden zusammengefasst. Ziel war es, die Wahrscheinlichkeit für eine Übertragung dieser Keime von Person zu Person zu ermitteln.

Ergebnisse: Man schätzt, dass die vertikale (zwischen den Generationen, zum Beispiel von Eltern auf Kinder) Übertragungsrate von AA zwischen 30 bis 60 Prozent liegt, während die vertikale Übertragung von PG selten beobachtet werden konnte (wenn Kinder AA-positiv sind > oft auch Eltern AA-positiv, gleicher Genotyp). Eine horizontale (innerhalb einer Generation, wie zwischen Geschwistern) Übertragung tritt bei AA in 14 bis 60 Prozent und bei PG in 30 bis 75 Prozent der Fälle auf. Es gibt eine gewisse Evidenz, dass ein Zusammenleben mit einem Parodontitis-Patienten den Parodontalstatus des Lebenspartners beeinflusst. Dennoch wird noch mehr Information zu dieser Thematik benötigt, um diese Hypothese zu beweisen.

Schlussfolgerung: Die Übertragung von potentiell parodontalpathogenen Keimen zwischen Familienmitgliedern konnte gezeigt werden. Die klinischen Konsequenzen dieser Vorkommnisse sind jedoch schlecht dokumentiert. Basierend auf unserem heutigen Wissen könnte ein Screening und das Verhindern einer Übertragung von spezifischen virulenten Klonen von AA ein möglicher und effektiver Weg zur Verhinderung mancher parodontalen Erkrankungen sein. PG findet man üblicherweise bei erkrankten Erwachsenen, und die Übertragung dieses Keims scheint weitgehend auf erwachsene Personen beschränkt zu sein. Die horizontale Übertragung von PG könnte daher durch eine gute Mundhygiene und Parodontalbehandlung erkrankter Personen und eine dadurch erzielte Eliminierung oder weitestgehende Verdrängung dieses Keimes erzielt werden.

Dr. Katrin Nickles

Van Winkelhoff, A. J., Boutaga, K.: Transmission of periodontal bacteria and models of infection. J Clin Periodontol 2005; 32 (Suppl. 6):16-72

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