Anästhesie

Effizienz der intraligamentären und der intraseptalen Anästhesie im Oberkiefer

Sowohl die intraligamentäre als auch die intraseptale Anästhesie sind während der Zahnextraktion im Oberkiefer gleichermaßen geeignet und effektiv. Die anästhesierende Wirkung der beiden Techniken wird aufgrund der hohen Diffusionsrate des Anästhetikums durch die Perforationen und Hohlräume in Kompakta und Spongiosa erreicht.

Zahnextraktionen im Oberkiefer werden routinemäßig unter örtlicher Betäubung durchgeführt. Dafür ist eine supraperiostale Infiltrationsanästhesie in der Regel ausreichend. Gelegentlich sind jedoch andere Betäubungstechniken für das Erreichen einer tiefen und langfristigen Anästhesie notwendig. Am häufigsten werden dabei die Techniken der intraligamentären (PLA) und der intraseptalen (ISA) Anästhesie verwendet. Die Literaturlage zum Thema der vorliegenden Untersuchung ist jedoch sehr spärlich. Ziel der Studie war daher der Vergleich der klinischen Effizienz beider Anästhesietechniken sowie die Untersuchung der hämodynamischen Antwort bei ISA und PLA während der Extraktion eines Einzelzahns. An der Studie nahmen 35 randomisiert ausgewählte Patienten teil, die sich einer notwendigen Extraktion der lateralen Schneidezähne im Oberkiefer unterziehen mussten. Jeder Patient bekam zwei Termine zur Extraktion mit einem Intervall von zwei Wochen zwischen den beiden Eingriffen. Die erste Extraktion erfolgte unter ISA. Für die Anästhesie des operativen Feldes auf der gegenüberliegenden Seite wurde die PLA verwendet. Beginn und Dauer der Anästhesie sowie die Breite des anästhesierten Bereichs wurden mithilfe von Nadelstichen getestet und mit einem Lineal bestimmt. Die Dauer der Anästhesie und der betäubende Effekt wurden anhand verbaler Äußerungen der Patienten während der Zahnextraktion notiert und mithilfe einer visuellen Analogskala (VAS) ausgewertet. Die hämodynamischen Parameter wie systolischer (SP) und diastolischer Blutdruck (DP), arterieller Mitteldruck (MAP) und Herzfrequenz (HR) wurden vor der Anästhesie sowie 5, 10, 15 und 30 Minuten danach gemessen. Zusätzlich wurde ein simultanes Elektrokardiogramm zur Bestimmung der Ischämie (ST-Segment-Senkung) durchgeführt. Die Auswertung der Ergebnisse zeigte keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen beiden Techniken hinsichtlich der Anästhesiewirkung (ISA – 88,6 Prozent; PLA – 91,4 Prozent), dem Eintritt der Anästhesie (ISA: bukkal – 20±11, palatinal – 30±7; PLA: bukkal – 30±6, palatinal – 20±7 Minuten) oder der hämodynamischen Antwort. Die Dauer der Betäubung war jedoch bei ISA signifikant länger als bei PLA. Die Auswertung der Ergebnisse hinsichtlich der Intensität der Betäubung mittels Schmerzskala zeigte, dass nach der ISA noch 24 Prozent der Probanden Schmerzen verspürten; der korrespondierende Wert nach der PLA lag bei 19 Prozent, was jedoch keinen statistisch signifikanten Unterschied darstellte. Auch die postoperativen Schmerzen waren bei ISA (70,9 Prozent) gegenüber PLA (81,3 Prozent) nicht signifikant unterschiedlich. Beide Anästhesietechniken stehen somit gleichermaßen zur Verfügung und beide stellen eine gute Option bei der Betäubung des operativen Feldes im Oberkiefer dar.

Quelle: Brkovic BM, Savic M, Andric M, Jurisic M, Todorovic L.Intraseptal vs. periodontal ligament anaesthesia for maxillary tooth extraction: quality of local anaesthesia and haemodynamic response. Clin Oral Investig 2010;14(6):675-681

Dr. Michael WolginCharité-Universitätsmedizin BerlinCharitéCentrum 3 für ZMKAbt. für Zahnerhaltungskunde und ParodontologieAßmannshauser Str. 4-614197 Berlinmichael.wolgin@charite.de

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