Teamarbeit

Die Verstärkung kommt

Heftarchiv Praxis
sg
Die neue Mitarbeiterin ist da – damit die Zusammenarbeit von vorneherein effizient wird, ist es von Vorteil, möglichst Vieles auf diese Situation hin vorzubereiten. Die Kolleginnen können auf vielfältige Weise dazu beitragen, der Neuen die oft schwierige und aufregende erste Zeit zu erleichtern.

Natürlich wurde das Team vorher von der Praxisleitung informiert und jeder weiß, dass eine Verstärkung kommt. So ist jeder entsprechend darauf vorbereitet. Das ist allemal angenehmer für alle Beteiligten als wenn die Betriebsleitung alle im Unklaren lässt und die neue Kollegin plötzlich vor einem steht und womöglich als Patientin angesehen wird. Der günstigere Fall: Ein sauberer Schrank oder eine Schublade für die Ablage von Garderobe und Zubehör stehen bereit. Da das Einarbeiten am ersten Tag besonders aufwändig ist, sollte die Praxis personell optimal besetzt sein. Wird hingegen eine Mitarbeiterin in den Urlaub geschickt, ist der Stress schon vorprogrammiert.

Optimalerweise kommen neue Teilzeitkolleginnen in der ersten Phase ganztags. Zwei Wochen Vollzeit bewirken eine Qualität und Quantität an Einarbeitung, die bei Teilzeiteinarbeitung bisweilen erst nach mehreren Monaten erreicht wird. Ob es sich um Arzt, Azubi oder eine erfahrene ZMFA handelt: Eingearbeitet werden muss immer. Ein Plan erleichtert dies allen Beteiligten. Er sollte unter anderem folgende Fragen beantworten: Wann soll was erklärt werden? Welche Aufgabengebiete übernimmt die Neue ganz? Von wem und wann? Was ist elementar, was an den Anfang zu stellen und was ist vom ersten Tag an ihre ureigene Aufgabe? Dies gewährleistet, dass die neue Kraft in „kleinen Häppchen“ mit dem Betrieb vertraut gemacht wird. Sie kann sich mehr merken und muss weniger nachfragen.

Ist die Kollegin erst da, sollte man auf jeden Fall unvoreingenommen und freundlich auf das neue Teammitglied zugehen. Schließlich kommt sie in ein festes, ihr unbekanntes Sozialsystem mit eingespielten Regeln und verteilten Rollen. Woher soll sie wissen, dass bestimmte Garderobenplätze oder Stühle für bestimmte Leute reserviert sind oder dass manche Aufgaben nur von bestimmten Personen erledigt werden dürfen? Um ihre Fähigkeiten zu entfalten und „die Alten“ zu entlasten, braucht sie von jedem Offenheit, Geduld und Toleranz. So hilft man der neuen Kollegin über das Handicap des Anfangs hinweg. Überlegen kann man dabei auch, was für einen selbst in den ersten Wochen hilfreich beziehungsweise hinderlich war. Bei umfangreichen Erklärungen vergewissert man sich über bereits bestehende Kenntnisse. Wird zu viel vorausgesetzt und in der Mitte begonnen, versteht das Gegenüber allenfalls Bruchteile der Ausführungen. Falls man zu wenig voraussetzt, verliert man Zeit und Energie. Beides wirkt kontraproduktiv. Irritationen und Ärger übereinander sollten nicht im Raum stehen bleiben, besser ist es, die Hintergründe direkt zu klären. Auch das Stammpersonal profitiert durch die Erfahrungen, die die Kollegin aus anderen Betrieben mitbringt. Durch Fragen der Neuen werden eigene eingefahrene überflüssige oder umständliche Gewohnheiten aufgedeckt. Auch als erfahrener Zahnarzt kann man sich noch manches zum Beispiel an methodischem Vorgehen abschauen.

Der allwissende Ordner

Wunderschön für alle Beteiligten ist die Verschriftlichung des Wissenswerten in einem Ordner. Wo sind beispielsweise die Broschüren und wie sind diese geordnet, wer bestellt nach? Wie ist die Zusammenarbeit mit anderen Praxen geregelt? Alle profitieren und sparen Zeit, die Neue freut sich über den Hilfestellungen ihrer Kolleginnen.

Zunächst heißt es, seinen Platz im zu Team finden: An wessen Stelle tritt man im neuen Team, welche Rolle besetzte man im vorherigen Betrieb, wird hier eine andere angeboten oder aufgezwungen? Was wird erwartet? Zu Beginn und am Ende des Arbeitstages ist es fruchtbar, den neuen Stoff zu wiederholen und alle aufgetauchten Fragen abzuklären. Eine besondere Herausforderung kann ein unbekanntes Computersystem bedeuten. Der besondere Tipp: Ein Tastenbild organisieren. Mit dieser Skizze setzt man sich zu Hause, im Bus oder anderswo in Ruhe hin und wiederholt zweimal täglich die normalen Abläufe. Dabei tippt man auf die entsprechenden Tasten und trainiert so das Gedächtnis.

Auf die persönlichen Stärken konzentrieren

Spürt man die Unsicherheit des Neubeginns, merken das auch die Patienten. Sie glauben unter Umständen, man wäre noch in der Ausbildung und zweifeln an den Fähigkeiten. Es gilt, sich auf eigene Stärken im Umgang mit Menschen und das erstklassige Fachwissen zu konzentrieren. So gewinnt man wieder mehr Selbstvertrauen und Ruhe und behandelt die Patienten schließlich genauso souverän wie früher. „Schwarze Momente“ in der ersten Zeit nach einem Stellenwechsel sind normal. Mal verzweifelt man an Geräten, mal an Kollegen, mal glaubt man, Alles vergessen zu haben und vollkommen ungeeignet für den Job zu sein. Das ist normal in den ersten Wochen oder Monaten, ganz egal, ob man ganz- oder teilzeitbeschäftigt ist.

Auf jeden Fall schildert man eigene Erfahrungen und Beobachtungen. Den Alteingesessenen können neue Ideen manchmal helfen, ihre eigene Betriebsblindheit zu erkennen. Auch, wenn Vorschläge anfangs nicht immer auf Gegenliebe stoßen, sollte man keinesfalls resigniert verstummen. Nicht der Mensch wird abgelehnt, sondern lediglich eine Idee. Bei Un- und Missverständnissen aller Art empfiehlt sich umgehende Klärung mit der Kollegin, die es betrifft. Ein gutes Verhältnis und das Einleben im Team wird auch durch das Wahrnehmen aller Kontaktchancen gefördert. Geburtstage, gemeinsame Besuche von Fortbildungen oder der Einstand mit selbst gebackenem Kuchen sind hierfür hervorragende Gelegenheiten.

Ute JürgensDiplompädagogin/KommunikationstrainerinPeter-Sonnenschein-Str. 5928865 Lilienthal

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