Exportinitiative Gesundheitswirtschaft

Deutsche Güter für die Welt

Bei einer Pressekonferenz mit gleich zwei Ministern stellte die Bundesregierung ihre neue Exportinitiative Gesundheitswirtschaft vor, von der deutschen Unternehmen profitieren sollen. Die Maßnahmen sind eher überschaubar, die Wirtschaft zeigt sich trotzdem zufrieden. Wissenschaftler betrachten das Projekt kritisch.

Die Gesundheitswirtschaft ist ein wichtiger Faktor der deutschen Ökonomie, daran ließen Wirtschaftsminister Philipp Rösler und Gesundheitsminister Daniel Bahr (beide FDP) keinen Zweifel. Und in der Tat sprechen die Zahlen, die Rösler und sein Kollege auf der Pressekonferenz präsentierten, eigentlich eine deutliche Sprache: 10,1 Prozent an der inländischen Bruttowertschöpfung beträgt der Anteil der Gesundheitswirtschaft. Mit einem Beschäftigungsanteil von 13 Prozent gehört sie zu den größten Arbeitgebern in Deutschland. „Die Gesundheitswirtschaft ist eine unserer bedeutendsten Branchen“, bekräftigte Rösler.

Exportquote erhöhen

In der Ausfuhrbilanz spielt sie laut Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) jedoch keine überragende Rolle. Der Anteil der Gesundheitswirtschaft an den gesamtdeutschen Exporten liegt nur bei gut sechs Prozent. Bei einem für 2030 erwarteten weltweiten Volumen des Gesundheitsmarkts von 20 Billionen US-Dollar und einer jährlichen globalen Wachstumsrate von sechs Prozent sieht der Wirtschaftsminister im Ausfuhrbereich noch „viele Potenziale schlummern“. Sein Ministerium rechnet bis 2030 weltweit mit einer Verdreifachung des Umsatzes im Gesundheitsmarkt.

Damit die deutschen Unternehmen von der global steigenden Nachfrage nach Gesundheitsprodukten stärker profitieren, haben Bahr und Rösler die „Exportinitiative Gesundheitswirtschaft“ ins Leben gerufen, die bei der Vermarktung der Unternehmen im Ausland helfen soll. Das Ziel der Initiative sei, die Exporttätigkeit der Bundesrepublik zu erhöhen, sagte Rösler. Die Exportpotenziale seien erheblich, durch zunehmenden Wohlstand gebe es neue Märkte im Ausland. „Von diesem Kuchen wollen wir auch ein Stück“, ergänzte Bahr.

Konkret sieht die Exportinitiative laut BMWi folgende Maßnahmen vor:

• Vernetzung der bereits bestehenden Aktivitäten im Bereich der Außenwirtschaftsförderung der Gesundheitswirtschaft sowie die zentrale Darstellung auf einer Internetplattform

• Umsetzung ergänzender Meetings unter Beteiligung der Wirtschaft in Arbeitskreisen

• Bereitstellung relevanter Marktinformationen

• Vernetzung einzelner Partner zur Bereitstellung von Systemlösungen

• Unterstützung der Vermarktung im Ausland und gezielte Marketingaktionen in den Zielländern

Das Vorhaben richtet sich vor allem an kleine und mittlere Firmen. Es solle den Unternehmen im Gesundheitsbereich eine Starthilfe geben, betonte Rösler. Außerdem wurde das Gütesiegel „Health – Made in Germany“ entwickelt, das deutsche Medizinfirmen für die Auslandsvermarktung nutzen können.

Insgesamt umfasst die Initiative nur kleinere Vorhaben, die eine bessere Vernetzung und Informationsaufbereitung sowie Marketingmaßnahmen umfassen. Bei einem relativ eng begrenzten Etat von 1,2 Millionen Euro kann man größere Aktionen wohl nicht erwarten.

Ambivalente Rezeption

Die Wirtschaft begrüßt die Exportinitiative trotzdem. Mit einer Exportquote von 66 Prozent seien gerade die Medizintechnikhersteller auf die politische Flankierung ihres Auslandsgeschäfts angewiesen, gibt der Geschäftsführer des Medizintechnik-Branchenverbands Spectaris, Tobias Weiler, laut Mitteilung zu bedenken. „Die gemeinsame Exportinitiative des Gesundheits- und Wirtschaftsministeriums schafft dafür die nötige Grundlage.“

Anders sieht das Prof. Klaus Nagels, Leiter des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth. Die Initiative sei „nur von sehr begrenzter Wirkung“, urteilt der Wissenschaftler.

Denn das Vorhaben widmet sich nicht den Problemen, die aus Nagels Sicht vor allem für kleinere und mittlere Unternehmen bestehen. „Oft sind es doch die komplexen Marktzugangsbedingungen sowie die zum Teil abweichenden Bedarfe, Haltungen und Erwartungen der Kunden (Zahnärzte, Ärzte, Endkunden/Patienten), die es zu verstehen gilt und die man auch beim Marketing-Mix berücksichtigen muss“, erklärt er.

Mittelständische Spezialisten und größere Unternehmen mit bestehenden internationalen Aktivitäten, wie Draeger oder Fresenius Medical Care, bräuchten das Vorhaben ohnehin nicht, da sie ihre Zielmärkte weitgehend systemtisch erschließen. Aus Nagels Sicht ist „die Initiative möglicherweise für Startups interessant“. Obgleich grundsätzlich begrüßenswert, sei es wenig wahrscheinlich, dass mit der Initiative das eigentliche Ziel, nämlich ein messbarer Anstieg der Exportquote, erreicht wird.

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