Soziales Kapital bei der Zahnarztsuche

Auf persönliche Empfehlung

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Soziale Netzwerke sind in aller Munde. Das Institut der Deutschen Zahnärzte (IDZ) springt auf den Zug auf und widmet sich der Thematik mit einer neuen Publikation. Im Zentrum steht das Zahnarzt-Patienten-Verhältnis. Die These der Autoren lautet: Sowohl persönliche Kontakte als auch ein „besseres” soziales Netzwerk mit mehr Kontakt-Ressourcen sind für Patienten bei der Suche nach einem Zahnarzt von Nutzen.

Der Arbeit liegt die Vermutzung zugrunde, dass die Arzt- und Zahnarztsuche über Netzwerke ein wachsendes soziales Phänomen in Deutschland ist. Als Begründung werden die Ökonomisierung des Berufsstands, der demografische Wandel, die Verbreitung von Schönheitsidealen, die zunehmende Mobilität sowie ein verändertes Selbst-/Rollenverständnis von Patienten angeführt.

Um die vermuteten Zusammenhänge zu testen, wurden zwei Befragungen durchgeführt: Eine in Leipziger Zahnarztpraxen (N = 160) und ein weiteres Survey mit dem Online-Meinungsportal Sozioland (N = 585). Beide Datensätze zeigen den Autoren zufolge, dass Patienten überwiegend soziale Kontakte für die Zahnarztsuche nutzen.

Privates Netz ist Trumpf

Konkret gibt es hinsichtlich der genutzten Wege bei der Zahnarztsuche eindeutige Interpretationen der Ergebnisse der beiden Datensätzen. Etwa zwei Drittel der Befragten haben angegeben, dass sie ihren aktuellen Zahnarzt mithilfe eines Verwandten, Freundes oder Bekannten gefunden haben. Nur etwa jeder Vierte der Befragten hat formelle Wege genutzt: Hier liegt das Vorbeilaufen/-fahren auf dem ersten Platz der Online- (11 Prozent) wie der Praxis-Befragung (20 Prozent). An zweiter Stelle folgt das Telefonbuch im Online-Survey (8 Prozent, dagegen nur 3,75 Prozent im Praxis-Survey). An dritter Stelle landete in der Online-Befragung das Internet (6,5 Prozent, gegenüber nur 0,63 Prozent in der Praxis-Befragung).

Auch die generelle Zufriedenheit wurde abgefragt. Das Ergebnis: 89 Prozent der Befragten in Leipziger Praxen sind sehr zufrieden mit ihren Zahnärzten. Die Noten 4 und 5 wurden nicht vergeben. Dagegen sind in der Online-Befragung lediglich 61 Prozent der Befragten sehr zufrieden. Zudem vergaben hier 30 Prozent die Note 2 und sieben Prozent die Note 3.

Junge Leute wechseln öfter

Als Begründung führen die Autoren unter anderem die Zusammensetzung der beiden Stichproben an: Jene aus den Leipziger Praxen enthalte etwa 63 Prozent Frauen, habe ein durchschnittliches Alter von 50 sowie 44 Prozent Teilnehmer mit Abitur oder Fachabitur. Die Stichprobe aus der Online-Befragung enthalte ähnlich viele Frauen (64 Prozent). Jedoch seien die Teilnehmer im Durchschnitt nur 35 Jahre alt. 68 Prozent hätten Abitur oder Fachabitur. Somit ist die Online-Stichprobe deutlich jünger und höher gebildet. Die soziodemografischen Unterschiede zwischen den Stichproben wirken sich aus Sicht der Autoren auf die Art der Suchmethoden, die Wechselgründe und die Zufriedenheit aus. Zugang und Nutzung des Internets seien beispielsweise noch nicht in allen Bevölkerungsgruppen gleich verteilt.

So könne eine höhere Nutzung im Online-Survey mit hoher Wahrscheinlichkeit auf die Faktoren Alter und Bildung zurückgeführt werden. Junge und gebildete Menschen seien mobiler als ältere und weniger formal gebildete (Schulbildung) Menschen, so dass diese vermutlich häufiger umziehen und einen Arzt/Zahnarzt wechseln und suchen würden. Studien zur Patientenzufriedenheit zeigten, dass jüngere und männliche Personen kritischer mit ihren Ärzten sind als ältere Menschen und Frauen. So könnten die geringeren Zufriedenheitswerte im Online-Survey erklärt werden.

www.idz-koeln.de/

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