Prophylaxe

Remineralisation von oberflächlichen Schmelzläsionen durch Milchkonsum

Kuhmilch wirkt antikariogen. Diese Wirkung kann durch Zusatz von Kalzium und Phosphat noch erhöht werden.

Kaseinphosphopeptid stabilisiert nicht kristallines Kalziumphosphat in metastabilen Lösungen und bildet einen antikariogenen Komplex (CPP-ACP). Dieser Komplex kann Nahrungsmitteln zugesetzt werden. Andere Studien zeigten das remineralisierende Potential von CPP-ACP in Kaugummis, Hustenbonbons und Mundspüllösungen. Ziel dieser Studie war es, zu überprüfen, ob mit CPP-ACP angereicherte Kuhmilch oberflächliche Schmelzläsionen remineralisieren kann. Kuhmilch allein wirkt schon antikariogen durch die Anwesenheit von Kasein, Kalzium und Phosphat. Die Mehrheit dieser Ionen ist jedoch in Mizellen gebunden und limitiert dadurch das remineralisierende Potential der Milch. Hypothetisch müsste die Zugabe von CPP-ACP die Remineralisationskapazität verbessern.

Um dies zu belegen, wurden zehn Erwachsene (zwischen 18 und 60 Jahre alt) von den Studenten und dem Personal der Melbourne Dental School, University of Melbourne, als Probanden gewonnen. Für alle Probanden wurde eine Gaumenplatte angefertigt mit vier Ringklammern für den Halt und zwei bilateralen Rillen (drei Millimeter lang, sieben Millimeter breit und zwei Millimeter tief) in jeweils drei Millimetern Abstand vom marginalen Rand der Gaumenplatte. In jede Rille wurden zwei Schmelzscherben mithilfe von Klebewachs angebracht (insgesamt vier pro Gaumenplatte).

Um Probekörper mit gleichmäßigen Läsionen zu gewinnen, wurden humane extrahierte Weisheitszähne gesammelt und sterilisiert. Die relativ planen Bukkalund Lingualflächen (acht mal vier Millimeter) polierte man mit Soflex-Scheiben und sägte sie im Anschluss aus der Zahnkrone (ein Millimeter im Durchmesser). Die Schmelzläsionen wurden durch eine demineralisierende Pufferlösung (80 Gramm/Liter Good Rite K-702, 500 Milligramm/ Liter Hydroxylapatit und 100 Millimol Milchsäure mit einem pH-Wert von 4,8) erzeugt, in der die Schmelzscherben für vier Tage bei 37 Grad Celsius lagerten. Dabei wurde die Lösung nach zwei Tagen gewechselt. Danach teilte man die Schmelzscherben in zwei Hälften (vier mal vier Millimeter) und versiegelte die geschnittenen Kanten. Eine Hälfte wurde in die Gaumenplatte inseriert, die andere in einem angefeuchteten Behälter als Kontrollgruppe aufbewahrt. In jede Gaumenplatte wurden insgesamt vier Schmelzscherben eingesetzt.

Die Milch wurde mit 0,2 oder 0,3 Prozent CPP-ACP angereichert, die Kontrollgruppe war ohne Zusatz. Das Studienprotokoll für diese Doppel-Blind-Studie sah vor, dass allen Probanden eine Identitätsnummer zugeordnet wurde und jeder Proband drei Milchproben erhielt. Über einen Zeitraum von jeweils 15 Tagen wurden täglich 100 Milliliter Milch einer Milchprobe innerhalb von 30 Sekunden konsumiert (schluckweise in fünf bis acht Portionen), danach die Apparatur gereinigt und feucht gelagert. Nach Ablauf dieses Zeitraums entfernte man die Schmelzproben und ersetzte sie. Alle Probanden führten diese Versuchsanordnung mit allen drei Milchproben durch.

Die Ergebnisse zeigten eine Remineralisation des Schmelzes für alle drei Milchproben, die Remineralisation bei Zusatz von CPP-ACP war signifikant größer als die der Kontrollmilch. Die Anreicherung mit 0,2 Prozent CPP-ACP erreichte eine Steigerung der Remineralisation um 81 Prozent gegenüber der Kontrollmilch, bei 0,3 Prozent CPP-ACT sogar um 164 Prozent. Das hohe remineralisierende Potential von CPP-ACP ist also auch bei einer Anreicherung in Kuhmilch nutzbar und stellt damit eine interessante Möglichkeit in der Prophylaxe kariogener Prozesse dar.

Quelle:Walker GD, Cai F, Shen P,Bailey DL, Yuan Y, Cochrane NJ,Reynolds C, Reynolds EC.Consumption of milk with addedcasein phosphopeptide-amorphouscalcium phosphate remineralizesenamel subsurface lesionsin situ. Australian Dent J2009;54:245-249

ZÄ Kristin LüdemannCharité-Universitätsmedizin BerlinCharitéCentrum 3 für Zahn-,Mund- und KieferheilkundeAbt. für Zahnerhaltungskundeund ParodontologieAßmannshauser Str. 4-614197 Berlinkristin.luedemann@charite.de

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