Zahnärztliches Hilfsprojekt im Norden Äthiopiens

Zur Wiege der Menschheit

Im Gepäck eine mobile Einheit und zwei Alu-Kisten voller Medikamente und Materialien – so erreichten die Zahnärzte Marc Pallasch und Götz Riemann aus Florstadt und Bad Homburg den Flughafen von Addis Abeba. Trotz guter Vorbereitung und mit maximaler Unterstützung der äthiopischen Botschaft ein schwieriges Unterfangen – und eine unvergessliche Erfahrung.

Sie kamen als Pioniere. Vor ihnen waren noch nie deutsche Zahnärzte in Lalibela – einer 20 000-Einwohner-Stadt, vorwiegend aus Rund- und Wellblechhütten bestehend. Es gibt nur wenige größere Gebäude dort. Auch das örtliche Krankenhaus ist kaum als solches zu erkennen. Pallasch und Riemann dürfen sich in zwei leer stehenden Räumen ihre Arbeitsplätze einrichten. Ein kleiner Tisch und eine Liege sind alles, was sich für sie auftreiben lässt. „Aber schließlich haben wir ja auch unser gesamtes Werkzeug selber mitgebracht“, sagt Pallasch rückblickend. Wenigstens ein Stromanschluss ist vorhanden. Das Wasser tröpfelt ihnen langsam, aber stetig aus dem Hahn entgegen.

Die Lage am ersten Morgen: „Kurz nach acht bahnten wir uns einen Weg durch eine Menge von etwa 300 wartenden Menschen“, erinnert sich Pallasch. Die beiden sehen außerordendlich viele zerstörte Zähne. Einige können sie durch Füllungen retten – dank der mobilen Solus-Einheit. Hauptsächlich sind die Männer damit beschäftigt, zerstörte und schmerzhafte Zähne zu extrahieren – ein Segen für die wartenden Menschen. Am Nachmittag bietet sich wieder das gleiche Szenario vor dem Krankenhaus. In den nächsten Tagen nimmt die Zahl der Patienten stetig zu. Es herrscht hektische Unruhe unter den Wartenden. Pallasch und Riemann müssen Einzelne vertrösten. Zu groß ist der Andrang. Die lokalen Helfer, Schwestern und Pfleger des Krankenhauses kommen mit dem Sterilisieren der benutzten Instrumente kaum nach. Je vier Sterilvorgänge am Vor- und am Nachmittag sind inzwischen die Regel. Die Akkus der Kopflampen sind die einzige Beleuchtung. Sie müssen ständig getauscht und nachgeladen werden. Nicht zu vergessen: Der Ort liegt 2 500 Meter über dem Meeresspiegel. Behandelt wird im Stehen. Das ist ungewohnt und kostet die Zahnärzte Kraft und Kondition.

Pallasch blickt zurück: „Am Wochenende hatten wir dafür die Chance, die traumhaften, monolithischen Felsenkirchen zu besichtigen. 1 500 Jahre alte Zeugen vergangener Handwerkskunst und eine architektonische Meisterleistung.“

Nach zwei Wochen saßen mehrere hundert Patienten auf dem Behandlungsstuhl. Leider nur ein Tropfen auf den heißen Stein, berichten die Zahnärzte. Gewürdigt wurde die Arbeit dennoch: Das äthiopische Regionalfernsehen war vor Ort, um über das Projekt zu berichten. Die Firma Sabana stellte das vor Ort benötigte Nahtmaterial.

Dr. Marc PallaschKirchgasse 2961197 Florstadt

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.