Leitartikel

Für die Zukunft gerüstet

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,

aufgrund der demografischen Entwicklung werden Erkrankungen zunehmen und der Pflegebedarf wird steigen. Das führt auch in der Zahnmedizin zu neuen Herausforderungen. Die BZÄK hat sich bereits früh mit den Konsequenzen auseinandergesetzt. So will sie die Chance nutzen, hier steuernd für den Berufsstand einzugreifen. Auf Basis der Diskussionen der letzten Vorstandsklausur in Bautzen ist jetzt ein „Memorandum Demographie“ veröffentlicht worden (abrufbar unterwww.bzaek.de), das die zukünftigen Herausforderungen an die zahnärztlichen Versorgungsstrukturen, aber auch an die Kompetenzen des Zahnarztes und seines Teams definiert. Es skizziert wesentliche Handlungsoptionen und benennt Eckpfeiler der zukünftigen professionspolitischen Ausrichtung.

Gefordert ist der Berufsstand in seiner gerodontologischen und medizinischen Kompetenz. Dazu bedarf es des Ausbaus entsprechender Fortbildungsangebote für das Praxisteam, zum Beispiel der Fortbildung der ZFA in Sachen präventiver Alterszahnheilkunde. Angesichts der wachsenden Multimorbidität einer immer älter werdenden Gesellschaft ist es notwendig, die Beeinflussung von Mund- und Allgemeingesundheit im Blick zu haben, Ursachenforschung zu betreiben und den interdisziplinären Dialog mit Ärzteschaft und Fachgesellschaften zu pflegen. Erste Schritte sind getan: BZÄK und Colgate-Palmolive haben 2010 die Initiative „Gesund im Mund bei Diabetes“ gegründet. Ziel ist es, Ärzte, Zahnärzte und Patienten über die Wechselwirkungen zwischen Parodontalerkrankungen und Diabetes aufzuklären. Ein wichtiges Ergebnis der Initiative ist das Konsensuspapier „Parodontitis und Diabetes mellitus“.

Ein weiteres Augenmerk gilt dem ländlichen Raum: Um die flächendeckende Versorgung zu steuern, arbeiten wir an intensiveren Abstimmungsprozessen zwischen der Selbstverwaltung, den Städten und den Gemeinden. Was die zahnärztliche Berufsausübung angeht, ist mit Konzentrationsprozessen in den Städten und Ausdünnung auf dem Land rechnen. Unerlässlich ist dabei die Stärkung des Zahnarztes als Generalist. Wir werden unter Einbindung der Kammern Anreize und Instrumentarien schaffen, um die Kollegenschaft zur Niederlassung auch in ländlichen Gebieten zu motivieren, beispielsweise durch Lehrpraxen, eine Möglichkeit, die die neue Approbationsordnung bieten wird.

Klare Aussagen sind zum Thema Delegation zahnärztlicher Leistungen erforderlich. Das Problem liegt bei der fachlichen Qualifikationderjenigen, an die die Zahnärzte Aufgaben delegieren können. Die Substitution von Leistungen lehnt die BZÄK ab. Allerdings ergeben sich zum Beispiel auf dem Gebiet der Alterszahnheilkunde gute Möglichkeiten,bestimmte Leistungen an fortgebildetes Praxispersonal sinnvoll zu delegieren. Bei deren Definition hilft der Delegationsrahmen der BZÄK weiter.

Neue Entwicklungen wie beispielsweise den Trend zum Angestelltenverhältnis hat die BZÄK im Auge. Die BZÄK-Broschüre über Formen der Berufsausübung gibt Rat bei der Entscheidung zur Niederlassung. Den wachsenden Wunsch junger Kolleginnen und Kollegen nach einer besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf greift das entsprechende Memorandum der BZÄK auf und regt zu weiteren Aktivitäten an – denn der geschlechterübergreifende Rollenwandel führt auch zu Veränderungen in der zahnärztlichen Berufsausübung. Bei der Umsetzung sind die Kammern gefordert: Beide Instrumentarien geben Hilfestellungen für konkreten Maßnahmen vor Ort.

Die Veränderungsdynamik im Versorgungsalltag erfordert nicht nur die Erkennung von Trends, sondern auch deren statistische Aufarbeitung. Die BZÄK betreibt ein Monitoring durch die Erhebung anonymisierter Daten über Verläufe von Berufsausübungen sowie über regionale Entwicklungen. Hierbei ist sie auf Daten aus den Kammern angewiesen. Die BZÄK unterstützt auch die Initiativen auf der KZV-Ebene, der oralen Morbiditätsentwicklung in den Regionen verstärkt Aufmerksamkeit zu schenken.

Der demografische Wandel fordert den Berufsstand nicht nur heraus, sondern er ist ihm auch selbst unterzogen. Nicht nur der Zahnarzt, sondern das gesamte Team muss für Veränderungen gerüstet sein. Für die Unterstützung setzt sich die Bundeszahnärztekammer mit großer Tatkraft ein.

Mit freundlichem Gruß

Prof. Dr. Dietmar Oesterreich

Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer

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