Veranstaltung der apoBank

Auf die Werteordnung kommt es an

Zu einem gesundheitspolitischen Meeting hatte die apoBank am 13. Februar 2012 nach Düsseldorf geladen. In der Tonhalle konnte der Vorstandssprecher der Bank, Herbert Pfennig, rund 650 geladene Gäste begrüßen, darunter auch den Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) und den Präsidenten der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel. Dieser unterstrich die Eigenständigkeit der Medizin angesichts vieler Sparmaßnahmen im Gesundheitsbereich.

Die apoBank hatte den Abend unter das Motto „Gemeinsam die Qualität in die Zukunft tragen“ veranstaltet. Dabei stellten die Referenten aus Politik, (Zahn-)Ärzteschaft und Apothekerschaft besonders die Veränderungen im Gesundheitssektor in den Fokus.

Gesundheitsminister Daniel Bahr eröffnete die Diskussionen mit einer Übersicht über die aktuellen Entwicklungen in der Gesundheitspolitik. Er betonte, dass es ein zentrales Anliegen der Gesundheitspolitik sei, eine wohnortnahe Betreuung sicherzustellen. Denn sie gewährleiste eine hohe Qualität der Versorgung und schaffe zugleich wichtige Arbeitsplätze. Um diese Versorgung sicherzustellen, müsse man bestehende Strukturprobleme angehen. Bahr wies erneut darauf hin, dass das Gesundheitswesen auch eine (prosperierende) Gesundheitswirtschaft darstelle, und dass Gesundheitspolitik damit nicht nur Sozial-, sondern auch Wirtschaftspolitik sei. Gerade eine wohnortnahe medizinische Versorgung bedeute auch gleichzeitig wohnortnahe Arbeitsplätze, die vor allem im Mittelstand und bei den freien Gesundheitsberufen entstehen würden.

Vertrauen schaffen

Der Präsident der Bundeszahnärztekammer, Dr. Peter Engel unterstrich, dass es die höchste Aufgabe der Heilberufe sei, die Gesundheit der Menschen zu bewahren. Dabei müssten Werte wie Sicherheit, Stabilität und Zuverlässigkeit im Mittelpunkt stehen. An dieser Stelle zog Engel Parallelen zur Bankenwelt, für die im Prinzip die gleichen Regeln gelten müssten, wollte man Vertrauen schaffen. Engel: „Denn das sind heute wieder die wahren Größen der gewünschten ökonomischen Werteordnung. Diese Prinzipien müssen in einer guten Balance zu Wachstum und Gewinn stehen.“

Nachvollziehen könne man zwar, wenn rein ökonomisch motivierte Prinzipien wie Wettbewerb oder kompromissloses Sparen als Pauschal-Schablonen über das gesamte Gesundheitssystem gelegt werden würden. Aber anraten könne man das niemandem. „Unser Berufsfeld ist kein x-beliebiger Markt. Europas Gesundheitswesen ist keine Bank“, so Engel.

Medizinisches Handeln impliziere eine hohe Verantwortung der Akteure. Wer also in der „komplexen Maschinerie“ Gesundheitswesen unbedacht an einzelnen Rädchen dreht, riskiere weit mehr als finanzielle Verluste. Natürlich koste die Gesundheitsversorgung Geld. Aber wenn man in einer kulturellen Tradition, mit dem zugrunde gelegten Berufsethos und abendländischer Humanitas die erreichte hohe Qualität der medizinischen und zahnmedizinischen Versorgung aufrechterhalten will, dann müsse auch gelten: „Im Gesundheitswesen müssen Finanzierung und Leistung unbedingt voneinander getrennte Systeme bleiben. Diagnose und Therapiewahl gehören allein in das Entscheidungsgefüge von Arzt und Patient. Ökonomie und Medizin sind keine Verwandten“, so Engel.

Der lange Arm der Ökonomie

Es müsse klar sein, dass ärztliches und zahnärztliches Tun deutlich zu trennen seien von der Diskussion um die Grundlagen seiner Finanzierung, der Versicherung und der organisatorischen Planung. Allein kostendämpfende Sparmaßnahmen, wie es sie seit Jahrzehnten gibt, würden das Gesundheitssystem nicht retten. „Gesundheit lässt sich mit Geld nicht kaufen. Aber man kann sie den Menschen durch Sparen nehmen.“ Wenn es aber darum geht, Sicherheit und Stabilität, Verlässlichkeit und Zuverlässigkeit als feste Größen im vorhandenen System zu etablieren, dann würde ein rein ökonomisches Denken nicht reichen. Engel: „Wir werden uns überlegen müssen, wie stark Ökonomie als Verwalter etwas beherrschen darf, dessen Werte sich letztlich in Geld nicht messen lassen.“ Kurzfristiges Sparen könne langfristig teuer zu stehen kommen.

Einig waren sich die Vortragenden darin, dass es unerlässlich sei, die Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen so zu gestalten, dass der Nachwuchs der Versorgung zur Verfügung stehe. Bahr und Engel stellten besonders heraus, dass es für den Nachwuchs immer wichtiger werde, Beruf und Familie miteinander zu vereinbaren. Um vor diesem Hintergrund die Freiberuflichkeit zu fördern und attraktiv zu halten, müssten die Strukturen modernisiert werden. Man müsse darauf hinwirken, den Nachwuchs für die ambulante Versorgung zu begeistern.

apoBank-Vorstandssprecher Herbert Pfennig bekräftigte, dass es die Bank als ihre Aufgabe ansieht, den Heilberuflern auch im Wandel als Partner zur Seite zu stehen. Gerade die Förderung der Genossenschaftsbank-Mitglieder sei es, der die Bank gerecht werden wolle. Nach wie vor befindet sich die Bank in schwarzen Zahlen. Pfennig: „Vor diesem Hintergrund freut es mich, dass wir nach aktuellem Kenntnisstand davon ausgehen, unseren Mitgliedern für das Geschäftsjahr 2011 eine angemessene Dividende auszahlen zu können.“ Aber die Krise der Finanzmärkte sei noch nicht vorbei. Sie belaste 2011 das Ergebnis der apoBank, und auch 2012 werde ein Jahr mit schwierigen Bedingungen. Die Geschäftszahlen für 2011 wird die apoBank im April vorstellen. sg

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