Primärprävention mit Acetylsalicylsäure

ASS schützt vor Krebs und vor Metastasen

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Die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) schützt offenbar nicht nur vor kardiovaskulären Ereignissen, sondern auch vor malignen Tumoren, senkt die Krebssterblichkeit und mindert im Falle einer Krebserkrankung das Risiko der Metastasenbildung. Das dokumentieren drei kürzlich in hochrangigen medizinischen Journals publizierte Studien.

Hinweise auf eine präventive Wirksamkeit von ASS auch gegenüber Krebserkrankungen gibt es seit mehr als zehn Jahren, nun aber verdichten sich die Belege für einen direkten Zusammenhang zwischen einer regelmäßigen ASS-Einnahme und dem Auftreten von Krebserkrankungen, der Krebssterblichkeit sowie der Metastasenbildung.

So dokumentiert eine Metaanalyse von 51 randomisierten Studien mit insgesamt mehr als 69 000 Teilnehmern eine signifikant verminderte Krebssterblichkeit bei Personen, die regelmäßig ASS eingenommen haben [Rothwell PM et al., 2012]. In den Studien sollte primär die Bedeutung von ASS hinsichtlich der Primär- und Sekundärprävention vaskulärer Ereignisse untersucht werden. Die Krebsprävention ergab sich beim Auswerten der Daten nach drei und fünf Jahren zufällig als Nebenbefund.

Signifikante Reduktion der Krebssterblichkeit

Die Reduktion der Krebssterblichkeit zeigte sich unabhängig von der täglich eingenommenen ASS-Dosis und war bei einer Einnahme von mindestens 300 mg/d ASS mit 31 Prozent nach drei Jahren besonders ausgeprägt. Bei der Analyse nach fünfjähriger ASS-Einnahme konnte eine Minderung der Krebssterblichkeit um 37 Prozent registriert werden, so die von Professor Dr. Peter Rothwell et al., Oxford, in der Zeitschrift Lancet publizierten Daten.

Dass ASS nicht nur die Krebsmortalität, sondern langfristig auch die Krebsinzidenz senkt, wurde in der Zeitschrift Lancet Oncology, 2012, veröffentlicht. Bei dieser Publikation handelt es sich um eine systematische Übersicht der Berichte zu tumorpräventiven Effekten von ASS, wobei Fallkontrollstudien sowie Kohortenstudien aus der Zeit von 1950 bis 2011 berücksichtigt wurden. Die Ergebnisse wurden hinsichtlich der Dauer der ASS-Einnahme, der Dosierung und der Frequenz der Einnahme stratefiziert.

Schutz vor allem vor gastrointestinalen Tumoren

In den gepoolten Daten der Fallkontrollstudie zeigte sich nach Angaben der britischen Forscher eine signifikante Risikoreduktion für das kolorektale Karzinom um 38 Prozent, in den randomisierten Studien resultiert sogar eine Risikominderung um 42 Prozent. Auch bei anderen malignen Tumoren wie dem Ösophaguskarzinom, dem Magenkarzinom, dem Gallenwegskarzinom und dem Mammakarzinom war eine eindeutige Risikoreduktion nachweisbar.

Zusätzlich resultierte nach Rothwell et al. eine Assoziation zum Auftreten von Tumoren mit Fernmetastasen, die bei Probanden mit regelmäßiger ASS-Einnahme deutlich seltener zu beobachten waren. Kein Zusammenhang aber wurde bei den regional fortgeschrittenen Tumoren gesehen.

Geringeres Metastasenrisiko

Interessant ist in diesem Zusammenhang eine dritte Studie der britischen Wissenschaftler, die diese ebenfalls im März diesen Jahres in Lancet [Rothwell PM et al. 2012] veröffentlicht haben. In dieser Studie wurde der Einfluss einer Einnahme von mindestens 75 mg ASS täglich auf die Bildung von Metastasen bei Patienten analysiert, die im Verlauf der Studien zur vaskulären Prävention von ASS einen malignen Tumor entwickelten. In diesem Kollektiv, das 987 Patienten umfasste, zeigte sich ein um 31 Prozent geringeres Metastasenrisiko bei den Tumorpatienten, die ASS eingenommen hatten.

Besonders ausgeprägt war auch hier der präventive Effekt im Hinblick auf die Metastasenbildung mit einer Risikoreduktion von 46 Prozent bei Patienten mit Adenokarzinom und sogar von 55 Prozent bei Patienten mit Adenokarzinom, die zum Zeitpunkt der Diagnosestellung noch keine Metastasen aufwiesen und ASS eingenommen hatten.

Die präventiven Effekte waren, so Rothwell et al., abhängig vom Alter und Geschlecht der Patienten, wobei offenbar Raucher am meisten von der ASS-Einnahme profitierten.

Christine Vetter

Merkenicher Straße 224

50735 Köln

info@christine-vetter.de

Rothwell PM et al, Short-term effects of daily aspirin on cancer incidence, mortality, and non-vascular death, Lancet 2012; DOI:10.1016/S0140–6736(11)61720–0

Algra AM et al. Effects of regular aspirin on long-term cancer incidence and metastasis. Lancet Oncol 2012; DOI:10.1016/S1470–2045(12)70112–2

Rothwell PM et al. Effect of daily aspirin on risk of cancer metastasis. Lancet 2012; DOI:10.1016/S0140–6736(12)60209–8

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