Deutsche Gesellschaft für Kieferorthopädie

Kieferorthopädie und Mundgesundheit

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Die 84. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kieferorthopädie fand vom 21.9. bis zum 25.9.2011 in der Elbmetropole Dresden statt. Die erste Tagung der Gesellschaft wurde vor 101 Jahren ebenfalls in der Landeshauptstadt veranstaltet – ein willkommener Anlass, nun wieder einmal dorthin zurückzukehren.

Die Veranstaltung stand unter der Leitung des Tagungspräsidenten Prof. Dr. Winfried Harzer, der bereits 1994 die erste Jahrestagung nach der Wiedervereinigung in den neuen Bundesländern organisiert hatte. Sie begann mit einem Vorkongress zum Thema „Peer Assessment Rating (PAR) Index“, den die Hauptreferentin PD Dr. Eve Tausche, Dresden, bestritt. Sie vermittelte rund 40 Teilnehmern theoretische Grundlagen zur Ergebnisqualität, die in praktischen Übungen an Anfangs- und Endmodellen umgesetzt werden konnten.

Das umfangreiche wissenschaftliche Programm wurde mit dem Hauptthema „Kieferorthopädie und Mundgesundheit“ eingeleitet. Der häufig einseitigen Betrachtung und Einschätzung kieferorthopädischer Behandlung mit den durch die Plaquebelas tung risikobehafteten Multibandapparaturen wurde in den ersten beiden Hauptvorträgen durch Prof. Dr. Monika Bullinger, Hamburg, und Prof. Dr. Andrej Zentner, Amsterdam, der Gewinn an Lebensqualität und Gesundheit entgegengestellt. Auch in den Folgevorträgen, die sich vorwiegend mit dem Thema Patientenzufriedenheit nach kombiniert kieferchirurgisch-kieferorthopädischer Dysgnathiebehandlung und kieferorthopädischer Therapie bei behinderten Kindern, bei Patienten mit obstruktiver Schlafapnoe und mit LKGS-Spalten beschäftigten, wurde die mundgesundheitsbezogene Verbesserung der Lebensqualität deutlich herausgestellt. Am Beispiel einer stark vergrößerten sagittalen Stufe konnte dies mit einem frühen Eingreifen zur Prävention von Zahntraumata belegt werden (Abbildungen 1a und 1b).

Teamfortbildung

Die interdisziplinäre „Diagnostik und Therapie der Angle-Klasse II/2“ stand als zweites Hauptthema im Mittelpunkt des Interesses. Ein alternatives therapeutisches Vorgehen durch Molaren-Distalisation im Oberkiefermithilfe skelettaler Verankerung einerseits und Unterkiefervorverlagerung mittels Herbstscharnier nach Protrusion der Schneidezähne andererseits verdeutlichte erneut die Notwendigkeit einer abgestimmten individuellen Diagnostik, um morphologisch möglichst auch ein funktionelles Optimum zu erreichen (Abbildungen 2a und 2b).

Dr. Albino Triaca, Zürich, zeigte neue Operationstechniken, speziell für die Tiefbissbehandlung, bei denen mittels Segmentosteotomie Unterkieferanteile nach ästhetischen Prinzipien verlagert und morphologisch angepasst wurden. Er setzt damit neue Maßstäbe für das Erzielen eines funktionell-ästhetischen Optimums. Anschließend referierte PD Dr. Ingrid Peroz, Berlin, über die Problematik der Dysfunktionsdiagnostik bei Klasse-II/2-Patienten.

Im Rahmen der freien Vorträge boten sich sowohl dem forschungsinteressierten als auch dem praxisorientierten Teilnehmer eine Vielzahl interessanter Inhalte. Dabei fiel eine Zunahme von Themen zur dreidimensionalen Bildgebung auf, die den konventionellen doch in vielen Fällen überlegen sind und sicherlich in den kommenden Jahren zunehmend auch im Praxisalltag verstärkt Bedeutung gewinnen werden.

Die Behandlung mittels Distraktionsosteogenese im hypoplastischen Ober- oder Unterkiefer zeigte besonders bei Anwendung enoraler Distraktoren einen deutlichen Gewinn für das kieferorthopädische Behandlungsspektrum.

Initiiert durch den Präsidenten der DGKFO, Prof. Dr. Andreas Jäger, Bonn, wurde – als Novum auf einer Jahrestagung – Nachwuchswissenschaftlern die Möglichkeit geboten, in einer Parallelsitzung aktuelle Studien vorzustellen und gemeinsam zu diskutieren. Dieses Parallelsymposium wurde von den Teilnehmern sehr positiv bewertet und wird im kommenden Jahr fortgeführt, da es wertvolle Impulse für die Forschung auf kieferorthopädischem Gebiet liefert.

Zum zweiten Mal fand ein Tag für das Praxisteam statt, der die Themen „Praxishygiene“ und „Individualprophylaxe“ als Schwerpunkte hatte. Der Nachkongresskurs zum Thema: „Strategies to correct open bite“ den Prof. Ravindra Nanda, Farmington, USA, leitete, rundete die Tagung als eine praxisorientierte Veranstaltung mit neuen Möglichkeiten zum kollegialen Austausch ab.

Der Kongress wird den 2 000 Teilnehmern aus Deutschland und weiteren 23 Ländern in guter Erinnerung bleiben. Für diejenigen Tagungsteilnehmer, die schon 1994 an der Dresdner Tagung teilnehmen konnten, war neben dem wissenschaftlichen Fortschritt auch das wieder aufblühende Dresden mit seinem wunderschönen Ambiente ein nachhaltiges Ereignis.

Termin 2012

Die 85. Jahrestagung der DGKFO findet vom 26.09. bis zum 29.09.2012 in Stuttgart statt.

Katja Wieczorek

Prof. Dr. Winfried Harzer

Poliklinik für Kieferorthopädie

TU Dresden

Fetscherstr.74

Winfried.Harzer@uniklinikum-dresden.de

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