Young Lions Gesundheitsparlament

Neue Ideen für das alte System

Junge, gut ausgebildete Menschen, die sich für ein zukunftsfähiges Gesundheitssystem einsetzen und darüber diskutieren – eigentlich ein Traum für Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). Doch dieser Thinktank, der sich „Young Lions Gesundheitsparlament“ nennt, wurde nicht von Bahrs Ministerium, sondern von einem Pharmakonzern einberufen.

Ein Projekt, das noch in den Anfängen liegt, aber bei entsprechender organisatorischer wie inhaltlicher Entwicklung großes kreatives Potenzial besitzt: Das Gesundheitsparlament ist laut Eigendarstellung „eine organisierte Denkgruppe, die die junge Generation an der Weiterentwicklung des Gesundheitssystems beteiligt“. Seine konstituierende Sitzung hatte das „Parlament“ Mitte März in Düsseldorf. Ihm gehören rund 80 Abgeordnete an, bis auf das Saarland ist jedes Bundesland mit mindestens einem Parlamentarier vertreten. Die Struktur folgt mit der Unterteilung in Parlament, Präsidium und Ausschüsse dem Deutschen Bundestag. Die konkrete Arbeit haben die fünf bei der ersten Sitzung gebildeten Ausschüsse direkt aufgenommen. Die Themen der Ausschussarbeit definieren die Young Lions selbst.

Parlamentssitzungen sind zweimal jährlich geplant, denn der Hauptteil der Arbeit findet online statt, auf einer eigenen Website und über Social Media. Erste Ergebnisse sollen im August der Öffentlichkeit vorgestellt werden, später auch als Buchveröffentlichung.

Fördern für den Vorsprung

Initiiert wurden die Young Lions von dem forschenden Arzneimittelhersteller Janssen-Cilag, der zu dem internationalen Gesundheitskonzern Johnson Johnson gehört. „Janssen engagiert sich seit rund 20 Jahren, um die Rahmenbedingungen für eine qualitativ hochwertige und bezahlbare Gesundheitsversorgung mitzugestalten“, erklärt Unternehmenssprecherin Cornelia Kurtz die Motivation der Firma. Mit dem neuen Gesundheitsparlament wolle man die nachrückenden Entscheidungsträger für gesundheitspolitische Themen interessieren und Ideen anstoßen. „Janssen erhofft sich durch die Initiative einen Wissensvorsprung gegenüber anderen Unternehmen“, ergänzt David Matusiewicz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen und frisch gewählter Parlamentspräsident. Trotzdem halte sich die Firma aus der inhaltlichen Arbeit heraus, sie agiere als eine Art Stiftung und übernehme das Finanzielle.

Die Parlamentarier sind überwiegend Nachwuchskräfte, 60 Prozent zwischen 20 und 30 Jahren alt, unter ihnen Ärzte, Rechtsanwälte und Ingenieure. Ausgewählt wurden sie über ein externes Bewerbungsverfahren. „Den Entscheidern im Gesundheitswissen sollen fachlich-fundierte, aber vor allem innovative Konzepte und Reformvorschläge vorgestellt werden“, erklärt Matusiewicz die Priorität der Young Lions. „Ziel ist es, aktuellen und zukünftigen Herausforderungen im deutschen Gesundheitswesen zu begegnen und Konzepte für ein soziales und zukunftsfähiges Gesundheitswesen zu entwickeln und zu verbreiten.“

Antworten für die Zukunft

Für die Arbeit der Ausschüsse einigten sich die Parlamentarier auf folgende fünf Themenbereiche:

• Demografie: Welche Auswirkungen hat der demografische Wandel auf das Gesundheitssystem? Wie könnten Lösungen in finanzieller, soziologischer, medizinischer und organisatorischer Art aussehen?

• Organisation: Wie muss die Organisation des Gesundheitssystems verändert werden, um weiterhin eine gute Versorgung gewährleisten zu können? Welche Stellen müssten als erstes verändert werden?

• Dringende Probleme: Was sind die dringendsten Probleme aus Patientensicht? Welche Ursachen haben sie und wie können sie gelöst werden?

• Wettbewerbsfähigkeit: In welchen Bereichen kann man von anderen Ländern lernen? Wie lassen sich gute, andernorts bereits etablierte Lösungen ins deutsche Gesundheitssystem integrieren?

• Öffentlichkeit: Wie kann die öffentliche Kommunikation zum Thema Gesundheit verbessert werden? Wie können gesundheitspolitische Entscheidungen besser für die Öffentlichkeit kommuniziert werden?

Im Moment sei vieles noch in der Findungsphase, insbesondere in der konkreten Ausschussarbeit, erklärt Matusiewicz. Er sei sich jedoch sicher, dass in einem ersten Schritt Konzepte für morgen entwickelt werden, die später auch ihren Niederschlag und ihre Umsetzung in der Politik finden. eb

www.yl-gesundheitsparlament.de

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