Richtig spenden

Edel, hilfreich und seriös

Kurz vor Weihnachten möchten viele Bürger etwas Gutes tun. Hilfsorganisationen wissen das und erhöhen ihre Bitten um Spenden. Doch führt längst nicht jeder Verein etwas Gutes im Schilde, auch wenn er sich noch so überzeugend präsentiert. Für Spender ist es deshalb oft sehr schwierig, die Guten von den Bösen zu unterscheiden. Dann ist es hilfreich zu wissen, worauf man achten muss, damit das Geld seinen Zweck erfüllt.

Weihnachten – für die Hilfsorganisationen eine Zeit, in der der volle Einsatz der ehrenamtlichen Mitarbeiter gefordert ist. Ausgerüstet mit Ausweisen, Sammelbüchsen und Mitgliedsformularen schwärmen sie aus, um möglichst viele und hohe Spenden einzusammeln. Denn zu keiner Zeit ist die Spendenbereitschaft der Deutschen größer als in den Wochen vor dem wichtigsten Fest des Jahres. So verzichten auch in mancher Zahnarztpraxis die Mitarbeiter und Chef oder Chefin auf die Weihnachtsfeier und spenden das Geld lieber für einen guten Zweck.

Es ist gut und richtig, hilfsbedürftigen Menschen mit Geld oder Sachspenden unter die Arme zu greifen. Die Deutschen lassen sich dabei nicht lumpen. Im vergangenen Jahr gaben sie rund 6,5 Milliarden Euro. Nicht mitgerechnet sind dabei die Summen, die nicht als Spende in der Einkommensteuererklärung erschienen sind, sondern direkt in die Spendenbüchse fielen. Wahrscheinlich, so schätzt der Kölner Fundraising-Spezialist Prof. Michael Urselmann, sind es insgesamt circa sieben Milliarden Euro.

Doch wie ist sichergestellt, dass das Geld auch den guten Zweck erfüllt und nicht für tolle Reisen oder wie bei der Berliner Treberhilfe für ein schickes Auto des Vereinsvorsitzenden verprasst wird. Das Geld verteilt sich auf etwa 580 000 gemeinnützige Vereine und 19 000 Stiftungen. Wie diese das Geld verwenden, können Spender nicht wirklich erkennen. Hält man ihnen eine Spendenbüchse unter die Nase, fällt es ihnen schwer, nein zu sagen. Handelt es sich um eine bekannte Organisation wie zum Beispiel das Rote Kreuz, weiß jeder woran er ist. Aber auch viele kleine Vereine, die Gutes tun, und eben auch solche, die nur auf den eigenen Vorteil bedacht sind, dürfen sammeln.

Gemeinnützigkeit muss nachgewiesen werden

Geht das Geld an einen gemeinnützigen Verein oder an eine gemeinnützige Stiftung, darf der Spender seine Gabe steuerlich geltend machen. Das Finanzamt verleiht den Status der Gemeinnützigkeit, wenn diese ihre mildtätigen oder kirchlichen Zwecke nachweisen können. Wie lauter die gute Absicht ist, prüft der Fiskus nicht und auch von staatlicher Seite fehlt es an Kontrolle. Zumindest gilt das für die meisten Bundesländer. Eine staatliche Sammelgesetzgebung existiert nur in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Saarland und Thüringen. In die Praxis umgesetzt wird sie auf vorbildliche Weise in Rheinland-Pfalz. Die zentrale Aufsichtsbehörde ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion) konzentriert sich auf die Ermittlung fragwürdiger Spendenorganisationen. Seit 2004 hat sie jährlich im Schnitt zehn Sammlungsverbote verhängt. Diese gelten zwar nur für Rheinland-Pfalz. Spender können sich aber über die Homepage bundesweit daran orientieren.

Mit den größeren Hilfsorganisationen befasst sich das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) in Berlin, und das seit 1906. Getragen wird die Stiftung vom Bundesministerium für Familie, von Städtetag, Berliner Senat und anderen. Seit 1992 vergibt sie das DZI-Spenden-Siegel, das wohl bekannteste und anerkannteste Prüfverfahren für Hilfsorganisationen. Wer mit dem renommierten Prüfzeichen werben will, muss mindestens 25 000 Euro Spenden pro Jahr einsammeln, die Untersuchung beantragen und alle Zahlen offenlegen. Umsonst ist das Siegel nicht. Die aufwendige Untersuchung kostet 500 Euro Grundgebühr plus einen Zusatzbeitrag, der sich nach der Größe der Organisation richtet.

DZI übernimmt kostenpflichtige Prüfung

Für eine Erstuntersuchung verlangt das DZI zusätzlich 1 000 Euro. Allerdings sind die Gebühren bei etwa 12 000 Euro gedeckelt. Bislang dürfen sich 267 Spendenorganisationen mit dem Siegel schmücken. Wollen sie es behalten, müssen sie sich jedes Jahr erneut unter die Lupe nehmen lassen. Das DZI prüft, ob sie sparsam und wirksam wirtschaften. Die Organisationen müssen über verschiedene Kontrollmechanismen verfügen und die drei höchsten Gehälter beziffern.

Außerdem verlangt das DZI, dass diese einen aussagekräftigen Jahresbericht veröffentlichen. Die Werbe- und Verwaltungskosten dürfen die 30-Prozent-Grenze nicht überschreiten. Aktuell liegen sie im Schnitt bei 14 Prozent. Doch diese Anstrengung dürfte sich auszahlen. Bietet doch das Siegel dem Spender die Gewähr, dass sein gespendetes Geld an die richtige Adresse gelangt. Eine Liste der geprüften und für gut befundenen Organisationen findet man im Internet auf der Homepage des DZI. Testergebnisse stehen auch im jährlich erscheinenden Almanach des DZI.

Neben den Guten finden Interessenten auch die Organisationen, denen das DZI das Siegel verweigert hat. Insgesamt überstehen 30 Prozent die Erstprüfung nicht. Nur fünf Prozent fallen bei der jährlichen Kontrolle durchs Raster. Bürger, die sich für eine kleinere Organisation, die sich ein Siegel nicht leisten kann, interessieren, können beim DZI um Rat fragen. Die Experten unterziehen den Verein dann einer kostenlosen Schnellprüfung, die zumindest die wichtigsten Merkmale überprüft. Dazu erklärt Burkhard Wilke, Geschäftsführer des DZI: „Bei der Basisprüfung stellen wir fünf Fragen und fordern nur wenige Unterlagen zur Prüfung ein. Auf diese Weise haben wir rund 750 Organisationen geprüft.“ Diese stehen ebenfalls auf einer Liste auf der DZI-Seite.

Neben dem sehr verlässlichen DZI-Siegel kontrolliert die gemeinnützige AG Phineo seit 2009 Organisationen auf ihr Wirkungspotenzial hin. Deutsche Börse, die Bertelsmann Stiftung und die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG sind die Träger. Die Vereine können sich um eine Beurteilung bewerben, die sie kostenlos bekommen. Dabei werden nicht ganze Organisationen geprüft, sondern vielmehr einzelne Projekte.

Eine Einrichtung zur Selbstkontrolle ist der deutsche Spendenrat. Er gibt seinen Mitgliedern Verhaltensmaßregeln. Ein europäisches Spendensiegel, das ab und zu in der Presse auftaucht, existiert nicht.

Expertentipps zum richtigen Spenden nutzen

Wer also sicher sein will, dass seine Spende gut eingesetzt wird, richtet sich am besten nach dem Deutschen Spenden-Siegel des DZI und seinen Tipps:

• Nicht unter Druck setzen lassen

Gern positionieren sich Vertreter von Hilfsorganisationen am Ausgang des Supermarkts. Dort fangen sie die Kunden ab und versuchen sie zu einer Fördermitgliedschaft zu überreden. Gestresst vom Einkauf und schwer bepackt setzt mancher Kunde schnell mal genervt seine Unterschrift unter den Antrag für eine Fördermitgliedschaft. Späte Reue nützt dann nichts, denn bei Fördermitgliedschaften gilt das Haustürwiderrufgesetz in der Regel nicht. Das heißt: Es gibt kein Rücktrittsrecht.

Besser ist es, darauf zu bestehen, die Unterlagen mitzunehmen und sich dann genauer über das Kleingedruckte zu informieren.

Besondere Vorsicht ist angesagt, wenn es sich um eine stark Mitleid erweckende und gefühlsbetonte Werbung handelt. Dazu das DZI: „Das ist ein Kennzeichen unseriöser Organisationen.“

Lieber Geld spenden

• Gezielt spenden

Wer seine Spenden zielorientiert auf wenige Organisationen konzentriert, kann deren Seriosität leichter überprüfen. Das Geld breit auf viele Vereine zu verteilen, kann unangenehme Konsequenzen haben. Alle Hilfswerke registrieren diesen Spender als aktiv und schütten ihn mit Werbung zu.

Neben der Einschätzung des DZI bieten auch die Internetseiten der Organisationen genügend Informationen, um sich ein genaues Bild von deren Arbeit zu machen.

• Geldspenden sind besser als Sachspenden

Gut erhaltene Kleidung oder kaum abgenutzte Möbel sind zu schade für den Müll. Doch als Spenden sind sie nur bedingt geeignet. Sammelstellen dafür gibt es beim Roten Kreuz oder bei den Kirchengemeinden. Sie verkaufen die Sachen und setzen das Geld für Hilfsprojekte ein. Die meisten Organisationen aber können Geldmittel flexibler und effizienter einsetzen als Sachspenden, die auf teuren Transportwegen in Krisengebiete geschafft werden müssen. Viele Dinge lassen sich vor Ort günstiger erwerben, außerdem unterstützt man so die dortige Wirtschaft.

•Zweckgebundene Spenden

Zweckgebundene Spenden verursachen einen größeren Verwaltungsaufwand als freie Spenden. So empfehlen große Organisationen wie Ärzte ohne Grenzen, die weltweit in Krisengebieten arbeiten, bei Überweisungen keinen Zweck wie zum Beispiel die aktuelle Katastrophe anzugeben. In diesem Fall darf das Geld nur für diesen Einsatz verwendet werden. Bleibt Geld übrig, müssen die Spender befragt werden, ob das Geld auch für andere Einsätze verwendet werden darf. Mit freien Spenden lassen sich auch Einsätze in Gebieten finanzieren, die gerade nicht im Fokus stehen.

• Steuerlich begünstigt

Spenden können pro Jahr bis zu 20 Prozent der gesamten Einkünfte als Sonderausgaben steuerlich geltend gemacht werden. Dazu legt der Spender dem Finanzamt eine Bescheinigung der jeweiligen Organisation vor. Bei Spenden bis zu 200 Euro reicht der Einzahlungsbeleg oder die Buchungsbestätigung der Bank. Zusätzlich verlangt der Fiskus einen Beleg des Vereins über dessen Gemeinnützigkeit und ob es sich bei dem Betrag um eine Spende oder einen Mitgliedsbeitrag handelt.

Gewiss tummeln sich in einem Bereich, in dem es um viel gespendetes Geld geht, auch schwarze Schafe. Doch DZI-Geschäftsführer Wilke meint: „Die große Mehrheit der Organisationen ist vertrauenswürdig. Die großen Hilfswerke arbeiten sparsam und effizient und auch die kleinen Organisationen benötigen eine angemessene Verwaltung.“

Wie die Spende ans Ziel gelangt

Es gibt viele Möglichkeiten, Geld zu spenden. Alle haben Vor- und Nachteile:

• Internet

Die meisten Hilfsorganisationen verfügen über eine Homepage und rufen übers Internet zum Spenden auf. Besonders kleinere Vereine nutzen die preisgünstige Werbung. Spender sollten sich nicht von aufwendig gestalteten Websites verführen lassen. Besser ist es, hinter die Kulissen zu schauen und Einsicht in Jahresberichte zu nehmen. Überweisungen im Internet sollten nur über sicher verschlüsselte Verbindungen geschehen.

Vorsicht ist angesagt, wenn Internethändler den Kauf einer Ware mit einer Spende verknüpfen. Die Absicht dahinter ist nicht immer eine gute.

• Patenschaften

Patenschaften sind länger angelegte finanzielle Hilfen zur Unterstützung bedürftiger Menschen. Eine Einzelpatenschaft für ein Kind in einem Entwicklungsland bedeutet nicht, dass das Geld nur für dieses Kind eingesetzt wird. Meistens werden damit Projekte finanziert. Spender sollten sich vor der Unterschrift genau informieren. Patenschaften, die mit der persönlichen Kontaktpflege zu einem Kind verbunden sind, verursachen einen hohen Verwaltungsaufwand.

Besuche müssen vorbereitet und das Kind psychologisch betreut werden. Besser ist es, eine Projektpatenschaft zu übernehmen. Eine solche Dauerspende erspart der Organisation das Werben um Einzelspenden.

• Haustür- und Straßenwerbung

Als besonders ärgerlich und unangenehm empfinden viele Menschen Werbung an der Haustür oder auf der Straße. Wie das DZI ermittelt hat, handelt es sich bei den Werbenden häufig um Profis, die provisionsabhängig um Fördermitgliedschaften in Vereinen werben. Die rechtliche Lage ist, was das Widerrufsrecht angeht, unklar.

Deshalb sollten Spender darauf achten, dass sie sich nur auf eine Fördermitgliedschaft bei einer Organisation einlassen, die das DZI-Siegel trägt. Dann sollte die erfolgsabhängige Werbung zurückhaltend und sachlich und die Spendensiegel-Leitlinien sollten erfüllt sein. Diese sehen unter anderem ein zweiwöchiges Rücktrittsrecht vor.

Außerdem müssen der Werberausweis und das zu unterschreibende Aufnahmeformular über die Provisionen informieren. Wer zweifelt, sollte auf eine sofortige Unterschrift verzichten und um Informationsmaterial und Bedenkzeit bitten. Reagiert der Werber ablehnend, ist das ein weiteres Zeichen für Unseriosität.

• Briefwerbung und Beigaben

Sogenannte Mailings sind ein gängiges Mittel der Organisationen, potenzielle Spender zu erreichen. Plakative und stark emotionalisierende Fotos und Texte sind Kennzeichen unseriöser Briefwerbung.

Unter Druck gesetzt fühlen sich auch die Empfänger von Werbebriefen, denen unaufgefordert Beigaben wie Kalender, Postkarten, Armbänder oder Ähnliches beigefügt sind. Damit soll die Aufmerksamkeit neuer Spender geweckt werden und den „alten“ Spendern gedankt werden. Der hohe Aufwand verunsichert die potenziellen Spender.

Das DZI rät, egal ob man spendet oder nicht, die Beigaben zu behalten. Den Organisationen aber empfiehlt es, auf aufwendige Beigaben zu verzichten, weil so der Eindruck entstehen könnte, dass sie mit den Spendengeldern unwirtschaftlich umgehen.

Marlene EndruweitFachjournalistin für Finanzenm.endruweit@netcologne.de

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