Bayerischer Zahnärztetag

Aufstieg in die Champions League

Ganz im Zeichen der Alterszahnmedizin stand der Bayerische Zahnärztetag am 25. und 26. Oktober in München. Mit dem Motto „Biss im Alter“ hatten die Organisatoren – bei rund 1300 Zahnärzten und 300 Praxismitarbeiterinnen – ins Schwarze getroffen: In Zeiten des demografischen Wandels ist das Fachgebiet von einem Nischen- zum Trendthema geworden.

„Die Heavy-Metal-Zeiten in der Zahnmedizin sind vorbei“, brachte der Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK), Prof. Dr. Christoph Benz, zum Auftakt des Festakts die Errungenschaften der präventionsorientierten Zahnheilkunde der vergangenen Jahrzehnte auf den Punkt. Heute stehe der zahnärztliche Teamgedanke im Zentrum des Praxisgeschehens, Deutschland gehöre in Sachen Mundgesundheit weltweit zur Spitzengruppe: „Wir sind vom Abseitsplatz in die Champions League aufgerückt,“ sagte er.

Dr. Janusz Rat, Vorsitzender der KZV Bayerns, forderte die Politik auf, die aufsuchende Betreuung von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen zu fördern. Wichtig sei ein umfassendes Präventionskonzept. Es bestehe eine ethische Verpflichtung, diesen Patienten Leistungen zur Verfügung zu stellen, die sie aus eigener Kraft nicht einfordern könnten.

Melanie Huml, frisch im Amt als Bayerische Staatsministerin für Gesundheit und Pflege, bot dem Berufsstand einen offenen Dialog an. Sie hob die Bedeutung der Ärzte und Zahnärzte als freie Heilberufler hervor, Selbstverwaltung habe einen hohen Stellenwert. Eindeutig sprach sie sich für ein duales System von GKV und PKV aus. Prävention sei der Schlüssel für ein gesundes Leben im Alter.

Zukunftsfeste Zahnmedizin

BZÄK-Präsident Dr. Peter Engel knüpfte an das Votum Humls an und forderte eine praxisnahe Reform von GKV und PKV. Eine Einheitsversicherung wäre der Weg in eine staatliche Bevormundung. Der Berufsstand brauche zukunftsorientierte Rahmenbedingungen für seine freiberufliche Tätigkeit, erklärte er. Engel warnte vor Bestrebungen aus Brüssel, mit Deregulierungsbestrebungen die Freiberuflichkeit und damit die Zukunft der Heilberufler zu gefährden. Es gehe darum, die Versorgung demografiefest zu machen, dazu gehörten Konzepte für den Umgang mit einer immer älter werdenden Bevölkerung, aber auch eine novellierte Approbationsordnung oder eine praxisfeste GOZ.

Passend zur Umstellung auf die Winterzeit hielt der Chronobiologe Prof. Dr. Till Roenneberg, Universität München, seinen Festvortrag über „langweilige Lerchen“ (Frühaufsteher) und „faule Eulen“ (Spätaufsteher). Wer ständig gegen seine innere Uhr lebt, bringe seine Gesundheit in Gefahr, so sein Fazit.

Der Berufsstand müsse sich Gedanken machen, wie er angesichts des demografischen Wandels den Sicherstellungsauftrag weiterhin erfüllen könne, erklärte Dr. Wolfgang Eßer, seit 6.11. Vorstandsorsitzender der KZBV, in seinem Fachvortrag auf dem Wissenschaftskongress (siehe auch Interview).

Ausführlich ging er auf den Versorgungsbedarf von Pflegebedürftigen und Menschen mit Behinderungen ein und referierte über den Stand der Verhandlungen mit den Krankenkassen zur Umsetzung des AuB-Konzepts. Erste Schritte seien getan, jetzt gehe es aber darum, ein systematisches Präventions- management für Menschen mit Handicap zu etablieren. Eßer: „Wir haben bisher ein Loch in eine Betonmauer gebohrt. Es geht aber darum, die gesamte Mauer einzureißen.“

Für ihre Verdienste um den zahnärztlichen Berufsstand erhielten Dr. Wolfgang Heubisch, ehemaliger bayerischer Wissenschaftsminister, Prof. Dr. Dr. Joseph Kastenbauer, BLZK-Präsident von 1990 bis 2001 und Prof. Dr. Bernd Klaiber, Direktor der Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie der Universität Würzburg, das Ehrenzeichen der Kammer.

Der Zahnärztetag wurde veranstaltet von der BLZK und der KZV Bayerns in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin. Wichtig sei, so Christian Berger, BLZK-Vizepräsident und Leiter des Zahnärztetages, der Fokus auf praxisnahe Themen und die Vermittlung eines aktuellen Überblicks über die Alterszahnmedizin.

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