Fortbildungsteil 2/2014

Entzündungen im Mund-Kiefer-Gesichtsbereich

Dringen Mikroorganismen in gesundes Gewebe ein, kommt es normalerweise zu einer körpereigenen Abstoßreaktion, zu einer vermehrten Bildung von Granulozyten sowie bestimmter Plasmaproteine und zu einem gesteigerten Stoffwechsel, schließlich zur Auslösung einer Immunreaktion mit dem Ziel, die Inflammation zu eliminieren. Aber nicht immer funktioniert dieser Mechanismus. Nicht selten gehen Gewebestrukturen wie Knochen, Bindegewebe und mehr zugrunde. Der diesjährige Fortbildungsteil beschreibt die „Grundlagen“ einer Entzündungsreaktion. Es werden verschiedene Entzündungsformen vorgestellt, die aufgrund ihrer Gewebespezifität unterschiedliche Therapieoptionen mit sich bringen.

Prof. Dr. Stephan Ehl und seine Arbeitsgruppe in Freiburg sind Spezialisten auf dem Gebiet der Immunologie. Sie beschreiben in ihrem Auftaktbeitrag für diesen Fortbildungsteil genau die Mechanismen, die im Körper ablaufen, wenn Keime oder andere Fremdkörper die Schutzbarriere Haut beziehungsweise Schleimhaut durchdringen und in den Organismus geraten. Die Entzündungsreaktion, die dann dort am Eintrittsort entsteht, ist eine physiologische Reaktion des Körpers, die die Aufgabe hat, die Auslöser zu beseitigen sowie das durch die Eindringlinge geschädigte Gewebe strukturell und funktionell wiederherzustellen. Wird dieser komplexe Vorgang nicht korrekt terminiert, sind häufig chronische Entzündungen die Folge.

Der bakterielle Biofilm ist Auslöser einer entzündlichen Erkrankung des Parodonts. Parodontopathien haben in Deutschland mit acht bis 13 Millionen daran schwer Erkrankten eine sehr hohe Prävalenz. Auch aktuelle epidemiologische Daten aus den USA belegen mit 47 Prozent eine extreme Parodontitisprävalenz bei Erwachsenen, wobei hiervon 8,5 Prozent schwer betroffen sind.

Prof. Søren Jepsen, Bonn, und Prof. Dr. Henrik Dommisch, Berlin, beschreiben die Äthiopathogenese sowie die klinischen Aspekte der Parodontopathie. In ihrer Übersicht zeigen sie die wechselseitige Beziehung zwischen der individuellen Immunantwort und der Entwicklung des subgingivalen Biofilms auf. Hierbei können Allgemeinerkrankungen (wie Diabetes mellitus), die Einfluss auf die Immunantwort nehmen, parodontale Entzündungsreaktionen wesentlich mitbestimmen.

Die gesunde Mundschleimhaut ist blassrosa bis rosa und vor allem intakt. Nicht selten finden sich aber gerötete Stellen, weiße, rote oder gar braune Flecken oder Bläschen, die nicht unmittelbar mit einem Prothesenkontakt in Verbindung stehen. Hier gilt es für den Zahnarzt, sehr genau und frühzeitig regelmäßig den Mundraum zu inspizieren und sowohl systemische Erkrankungen zu entdecken wie auch benigne oder gar maligne Zellwucherungen rechtzeitig zu erkennen. Diese Patienten müssen dann immer einem Facharzt zugeführt werden.

Prof. Andrea Maria Schmidt-Westhausen, Berlin, gibt einen Überblick über diverse Entzündungssituationen des Mundraums. Zwei Videos der Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie Berlin zeigen, wie der Mundraum schnell, aber sicher inspiziert werden kann und wie die dazugehörigen Lymphgefäße palpiert werden können. Dies sollte Routine bei jeder Zahnbehandlung sein.

PD Dr. Christian Freudlsperger und Prof. Dr. Dr. Jürgen Hoffmann, Heidelberg, geben einen Überblick über aktuelle Klassifikationen für das Krankheitsbild der Osteomyelitis, deren Pathogenese, den klinischen Verlauf und die diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten. Sie stellen Erkrankungsformen vor, die durchaus mit systemischen Erkrankungen assoziiert sein und immer wieder auch in der niedergelassenen Praxis vorkommen können. Für den Zahnarzt ergibt sich eine klare Handlungsempfehlung, die im Einzelnen erläutert wird.

Nicht nur zur Grippezeit leiden Patienten an Entzündungen der Kieferhöhlen oder der an den Mundraum angrenzenden Höhlen. Nicht selten treten diese nach einer umfangreichen Zahnbehandlung, vornehmlich im oberen Molarenbereich nach einer iatrogenen Mund-Antrum-Verbindung, auf.

PD Dr. Dr. Michael Krimmel und Prof. Dr. Dr. Sigmar Reinert, Tübingen, stellen die Unterschiede zwischen der dentogenen und der rhinogenen Sinusitis maxillaris vor. So unterschiedlich wie ihre Genese sind auch die Therapieformen. Sie können rein medikamentös, transoral-operativ oder transnasal-operativ sein. Der vorliegende Text gibt konkrete Handlungsempfehlungen für die richtige Behandlung, soweit es im Aufgabenbereich des Zahnarztes liegt.

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