Projekt „Behindertenorientierte Zahnmedizin“ ausgezeichnet

So geht Inklusion in der Zahnmedizin

Die private Universität Witten/Herdecke durchlebt, zumindest was die Zahnmedizin angeht, einen ereignisreichen Herbst. Der gerade erst etablierte Lehrstuhl für Behindertenorientierte Zahnmedizin wurde ausgezeichnet, Staatssekretär Karl-Josef Laumann war zu Besuch und zudem hat das Institute for Medical and Dental Innvovations (IMDI) seine Arbeit aufgenommen.

Das NRW-Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter hat die Universität Witten/Herdecke (UW/H) mit dem Gesundheitspreis des Landes ausgezeichnet: „Das Projekt ,Behindertenorientierte Zahnmedizin‘ zeigt beispielhaft, wie eine inklusive Gesundheitsversorgung gelingen kann – von der Ausbildung der Ärzte bis zur Praxis im medizinischen Alltag. Unter anderem werden für die Behandlung direkt in den Wohneinrichtungen behinderter Menschen Konzepte entwickelt, die bundesweit zur Verbesserung der Versorgung beitragen können“, sagte Ministerin Barbara Steffens anlässlich der Bekanntgabe der Preisträger in Düsseldorf.

Uni will auch ihren Beitrag zum Gemeinwohl leisten

UW/H-Präsident Prof. Dr. Martin Butzlaff wertet den Preis als hohe Anerkennung der Anstrengungen der Gesundheitsfakultät an der UW/H auf diesem Gebiet: „Seit ihrer Gründung ist es der Universität ein Anliegen, sich nicht nur auf Lehre, Forschung und unmittelbare Patientenversorgung zu beschränken, sondern darüber hinaus in die Gesellschaft hinein zu wirken und einen Beitrag zum Gemeinwohl zu leisten. Mit Blick auf die zahnmedizinische Versorgung müssen Menschen mit Behinderung in unserem Land viele Hürden nehmen und haben es schwer. Deshalb wollte und will die UW/H eine Anlaufstelle für diesen Personenkreis sein.“

„Für viele Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen ist die Zahnklinik in Witten so etwas wie eine letzte Rettung bei Zahnproblemen“, sagt der Leiter des Departments Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde, Prof. Dr. Stefan Zimmer. „Bei Menschen mit schwerer Mehrfachbehinderung muss oft unter Vollnarkose behandelt werden, was einen erhöhten Aufwand bedeutet. Die Vergütung der Behandlungskosten berücksichtigt diesen Mehraufwand nicht“, erläutert Zimmer. „Es gibt noch viel zu tun zum Beispiel in der Aus- und Fortbildung, damit mehr niedergelassene Zahnärzte diese zusätzlichen Anstrengungen auf sich nehmen.“

Ausbildung, Forschung sowie Versorgungskonzepte gehören zum Profil des bundesweit einzigen Lehrstuhls, auf den Prof. Dr. Andreas Schulte berufen wurde. Schulte empfindet den Preis als Ermunterung für seine Arbeit, macht zugleich aber auch deutlich, dass die Nachfrage schon jetzt an Grenzen stoße, was die Behandler an der Universität Witten/Herdecke leisten können. Überreicht wird der Preis im Dezember.

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Versorgungsdiskussion mit Karl-Josef Laumann (MdB)

Die zahnmedizinische Versorgung von Menschen mit Behinderung diskutierten Vertreter der Uni unlängst mit einem hochrangigen Politiker: Karl-Josef Laumann (CDU) besuchte die private Universität. Der Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium, Patientenbeauftragter und Pflegebevollmächtigter sprach mit Stefan Zimmer und anderen Mitarbeitern auch über den Landärztemangel, die Situation der Pflegeberufe und deren zunehmende Akademisierung. Zimmer informierte Laumann speziell darüber, dass Menschen in den Behinderteneinrichtungen nur unzureichend zahnmedizinisch versorgt würden, wohingegen sich die Situation in Altenpflege-Einrichtungen verbessert habe.

IMDI-Institut schließt wissenschaftliche Lücke

Stefan Zimmer beurteilt davon abgesehen das neue An-Institut als Bereicherung für die wissenschaftliche und praktische Arbeit in der Zahnmedizin. „Die Kooperation der UW/H mit anderen Universitäten, die fächerübergreifende Zusammenarbeit hin zu einer ganzheitlichen Betrachtung von Beschwerden und Erkrankungen werden sicherlich Fortschritte zum Wohl unserer Patienten hervorbringen“, so Zimmer. IMDI-Geschäftsführer Dr. Frank Haustein erläutert die Idee dahinter: „Das Institut hat sich zur Aufgabe gemacht, digitale Systemkomponenten für eine vollständig geschlossene, digitale Verfahrenskette ohne Medienbrüche für die Zahnmedizin und verschiedene Bereiche der Medizin zu entwickeln“.

In diesem Kontext freue sich das IMDI auch über die Bewilligung eines ersten, durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojektes unter anderem in Kooperation mit der Neurochirurgie der Ruhr-Universität Bochum. Das IMDI hat jetzt als organisatorisch sowie rechtlich eigenständige Forschungseinrichtung, die der Hochschule angegliedert ist, seinen Betrieb aufgenommen. Das Institut mit Standorten auf dem Campus in Witten und im BioMedizinZentrum in Dortmund kooperiert als wissenschaftliche Einrichtung mit der Fakultät für Gesundheit der UW/H.

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