Der besondere Fall mit CME

Odontogenes Myxom im Oberkiefer

Ein ansonsten gesunder 38-jähriger Patient stellte sich mit einem histologisch gesicherten odontogenen Myxom in regio 18 vor.

Zwei Jahre zuvor war bei klinischem Verdacht auf ein Fibrom in regio 18 nach einer Exzisionsbiopsie die Diagnose einer Epulis granulomatosa gestellt worden. Ein Jahr später erfolgte bei erneut aufgetretenem Weichteilbefund in der gleichen Region eine weitere Biopsie mit der Diagnose eines Reizfibroms. Im weiteren Verlauf wurde Zahn 18 osteotomiert, der gelockerte Zahn 17 extrahiert bei gleichzeitiger Entfernung einer Zyste aus regio 18 (Abbildung 1).

Im postoperativen Verlauf entwickelte sich eine zunehmende, weichgewebliche Auftreibung im OP-Gebiet, weshalb eine weitere Biopsie durchgeführt wurde, die die jetzige Diagnose eines odontogenen Myxoms ergab, so dass der Patient in die Klinik überwiesen wurde.

In der klinischen Untersuchung imponierte bei einem konservierend versorgten Gebiss eine reizlos verheilte Mundschleimhaut distal von 16 (Abbildung 2). Präoperativ wurde eine Computertomografie aus der Region gefahren, in der sich ein unscharf begrenzter Tumor im Bereich der distalen Maxilla und der Kieferhöhle zeigte (Abbildung 3).

Über eine marginale Inzision von 14 bis nach retrotubär wurde der Alveolarkamm dargestellt und nach Extraktion des Zahns 16 die Resektion im Sinne einer Oberkieferteilresektion von 16 bis nach retrotubär durchgeführt (Abbildung 4) mit anschließender, lokal plastischer Deckung unter Verwendung des Bichat’schen Fettpfropfes als erste Schicht. Die histologische Aufbereitung ergab ein mesenchymales Proliferat mit ausgeprägt myxoidem und zum Teil kollagenfaserreichem Stroma sowie unauffälligen Spindelzellen und bestätigte die Diagnose des odontogenen Fibromyxoms (Abbildung 5).

Im Rahmen der Nachsorge wurde zwei Jahre später nach erneuter Anfertigung einer Computertomografie der Kopf-Hals-Region (Abbildung 6) der Verdacht auf ein Rezidiv gestellt, der sich durch eine Biopsie bestätigte. Nach erneuter Resektion des Befunds mittels navigierter Tumorentfernung über den alten Zugang und komplikationslosem Heilungsverlauf ist der Patient seit knapp zwei Jahren rezidivfrei.

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Diskussion

Das odontogene Myxom gehört neben Odontom, Ameloblastom und keratozystisch-odontogenem Tumor zu den häufigsten odontogenen Tumoren und tritt meistens in der zweiten bis vierten Lebensdekade auf [Horch, 2007], ohne dass eine eindeutige Geschlechterpräferenz besteht.

Mit bis zu zwei Dritteln ist der Unterkiefer und hier vor allem die Molarenregion betroffen [Neville, 2009]. Makroskopisch erscheint der Tumor weißlich mit transluzent-muzinösem Aussehen. Aufgrund der fehlenden Kapsel und der schlechten Abgrenzbarkeit dringt der Tumor oftmals in die umliegenden Gewebe ein [Miranda Rius et al., 2013]. Eine Metastasierung wurde nicht beschrieben.

Radiologisch imponieren irregulär begrenzte uni- oder multilokuläre Transluzenzen teilweise mit darin enthaltenen rechtwinklig anmutenden dünnen Knochenbälkchen. Wurzelresorptionen werden seltener beobachtet [Miranda Rius et al., 2013]. Histologisch findet man Spindelzellen in einer myxoiden, extrazellulären Matrix mit unterschiedlichen Kollagenanteilen [Buchner et al., 2006].

Kleinere Befunde können mittels sorgfältiger Kürettage therapiert werden, allerdings kommt es aufgrund der fehlenden Kapsel und des infiltrativen Wachstums in bis zu 25 Prozent der Fälle zu Rezidiven. Darum ist vor allem bei größeren Läsionen die Resektion mit Sicherheitsabstand die Therapie der Wahl. Im Anschluss sollte eine klinische und radiologische Nachsorge für mindestens fünf Jahre erfolgen [Neville, 2009]. Die ektomesenchymale Abstammung des Tumors und die daraus resultierende histologische Ähnlichkeit mit mesenchymalen Anteilen eines sich entwickelnden Zahnes beziehungsweise der Zahnpulpa kann die Diagnose erschweren.

Im präsentierten Fall wurden aus dieser Region entnommene Proben als Epulis, Reizfibrom und Zyste klassifiziert. Weitere Differenzialdiagnosen sind das odontogene Fibrom, der keratozystisch-odontogene Tumor, das Riesenzellgranulom oder das Ameloblastom [Miranda Rius et al., 2013]. Beim histopathologischen Nachweis myxoider Veränderungen innerhalb eines vergrößerten Zahnfollikels oder im Bereich der Papille sollte das odontogene Myxom in die differenzialdiagnostischen Überlegungen einbezogen werden. Der vorliegende Fall verdeutlicht die Relevanz einer suffizienten Kommunikation zwischen Operateur und Pathologe, um unter Einbeziehung des klinischen Befunds und des radiologischen Erscheinungsbildes die korrekte histopathologische Diagnose stellen zu können.

Dr. Maximilian KrügerPD Dr. Dr. Christian WalterKlinik und Poliklinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie - plastische OperationenUniversitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität MainzAugustusplatz 2, 55131 Mainzwalter@mkg.klinik.uni-mainz.de

Dr. Cristina L. Cotarelo

Institut für Pathologie der Universitätsmedizin Mainz

Langenbeckstr. 1

55131 Mainz

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