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Das Beste auf der IDS

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Mehr als 2.100 Dentalunternehmen aus fast 60 Ländern, wieder eine neue Halle: Der neue Messerekord ist für sich genommen kein Grund, die 36. Internationale Dental Schau zu besuchen. Wer aber seine Praxis für die Zukunft aufstellen möchte, wird vom 10. bis zum 14. März auf seine Kosten kommen.

Das bestimmende Thema der jüngsten Kölner Dentalmessen waren digitale Zahnheilkunde und CAD/CAM [siehe IDS-Vorbericht in Heft 1/2015, S. 32-37]. Doch Zahnmedizin ist weit mehr als Bits und Bytes. Entscheidend sind bei der IDS der einzigartige Überblick und die Informationsmöglichkeiten zu allen Produktgruppen (Näheres unter „Infos zum Messebesuch“ in diesem Heft). All dies gibt es in Köln aus erster Hand – präsentiert von den besten Mitarbeitern der weltweit bedeutendsten Dentalunternehmen. Zusätzlich stehen Experten aus Praxis, Wissenschaft und zahnärztlichen Verbänden persönlich zur Verfügung.

12-Uhr-Position – und ganz ohne Assistenz

Basiskonzepte für Behandlungsplatz-Ausrüstungen definieren einerseits die Anordnung von Behandlungselementen und Schränken, andererseits die Arbeitsweise von Behandler und Assistenz. Seit einigen Jahren wird diskutiert, ob die in Deutschland traditionell weniger praktizierte 12-Uhr-Position die optimale ist. Dahinter stehen nicht zuletzt Anbieter entsprechender Einheiten. Inzwischen wird dieses Konzept aber auch von arbeitswissenschaftlichen Beratern einzelner Zahnärztekammern empfohlen [Seehuber, 2011].

Die 12-Uhr-Position funktioniert gut in Kombination mit einem Schwebetisch über dem Patienten (Abbildung 1). Zudem erleichtert sie das Arbeiten ohne Assistenz, weniger gut funktioniert sie mit einer Stuhlassistenz, die in dieser Konstellation nach Expertenmeinungen wenig Raum für die Beine hat [Wagner, 2014]. Alleinbehandlung oder Schwebetisch-Konzept in Verbindung mit unterschiedlichen Positionen werden inzwischen von verschiedenen großen Anbietern beworben (KaVo, Sirona, XO Care). Dies lässt sich als Hinweis auf die zunehmende Globalisierung im Dentalbereich interpretieren.

Behandlungseinheiten werden auch mit den Themen Design und Hygiene vermarktet. Patienten-stühle des dänischen Anbieters XO Care haben eine nanotech-nische Puderbeschichtung mit Silberpartikeln, die Oberflächen „dauerhaft vor Bakterien schützen“ sollen. Eine regelmäßige und fach-gerechte Reinigung und Desinfektion wird dadurch sicher nicht weniger wichtig.

Das Robert Koch-Institut empfiehlt glatte Oberflächen, die leicht zu reinigen und desinfektionsmittelfest sind. Ein neuer Weg für Praxismöbel ist eine antimikrobielle Beschichtung, die die Besiedelung mit Bakterien, Viren und Pilzen hemmt (Karl Baisch). Ob diese die Infektionsraten in zahnärztlicher Umgebung senkt, dürfte schwer nachzuweisen sein.

Für das immer häufiger stattfindende Auf-suchen nicht mobiler Patienten gibt es eine neue Behandlungseinheit, die in einem elf Kilogramm leichten Koffer transportiert wird (BPR Swiss Deutschland). Neben dem programmierbaren Motor sind ein Zahnsteinentferner, ein Kompressor und eine Absaugung integriert. Für den Betrieb genügt ein Stromanschluss. Wenn der bettlägerige Patient nur eine Druckstelle hat, kann ein neuer tragbarer Mikromotor hilfreich sein, der sich am Gürtel des Behandlers befestigen lässt (Hager Werken).

Barrierefreiheit und bunte Stühle

Das Thema Barrierefreiheit wird mit dem zunehmenden Altersdurchschnitt dentaler Patienten immer wichtiger. Bereits der Empfangsbereich sollte nicht nur für aufrecht stehende Erwachsene, sondern auch für Rollstuhlfahrer oder unbegleitete Kinder zugänglich sein, zum Beispiel über abgesenkte Thekenanteile. In Köln wird es zu diesem Thema sicher einiges zu sehen geben. Leider ergab die Stichwortsuche auf der IDS-Seite www.ids-cologne.de keine Treffer für „barrierefrei“ (Zugriffdatum 28.01.).

Orientierend hilft die Produktgruppensuche, die unter „Praxismöbel“ Anbieter mit Messestand listet. Nicht die zahnärztliche Kunst, aber dafür vielleicht das Wohlbefinden von Team und Patient wird von der Optik der Behandlungsstühle beeinflusst. Vor allem für Frauen dürfte die Farbe „Pink Orchid“ gedacht sein (KaVo). Ein anderer Hersteller empfiehlt „eierschalenfarben“ (XO Care) oder (maskulines) Schwarz. Sirona bietet die aktuellen Farben Mokka, Pazifik oder Carbon – im Lounge-Look. Konsequenterweise müsste es auch separate Behandlungszimmer für beide Geschlechter geben, vielleicht auch solche für Patienten mit (Lounge) oder ohne (Standard) Zuzahlungsbereitschaft.

Kostentransparenz und Datenschutz

Viele Kollegen, aber vor allem Fachkräfte in den Praxen dürften sich fragen, wie Abrechnung und Praxisverwaltung jemals ohne elektronische Datenverarbeitung möglich waren. Heute lässt sich zum Beispiel der Zeit- und Materialverbrauch einer Behandlung patientenbezogen per Knopfdruck berechnen (zum Beispiel DIOS). Voraussetzung ist einerseits, dass die Fachkraft die Software bedienen kann. Andererseits müssen zum Beispiel therapiebezogene Positionen für die Sterilgutaufbereitung berechnet werden.

Relativ neu sind Symposien zum Thema digitale Praxisorganisation oder Vor-Ort-Schulungen für die papierlose Praxis. Um Letzteres zu erreichen, lassen sich Dokumente inzwischen auch netzbasiert archivieren und mobil abrufen (CompuGroup). Termine können online vergeben werden (Dentronic Multimedia Marketing/doxter, Evident).

Weiter auf sich warten lässt eine Möglichkeit, Befunddaten in einer für alle Oberflächen und Programme lesbaren Form abzuspeichern und auszutauschen (elektronische Patientenakte). Am Thema wird gearbeitet, doch bisher ohne für den zahnärztlichen Bereich erkennbares Ergebnis. In der großen Medizin soll das E-Health-Gesetz Fortschritte bringen, zum Beispiel in Form elektronischer Arztbriefe. Basis eines netzbasierten Austauschs müssen Plattformen sein, die einen patientenbezogenen Datenmissbrauch ausschließen. Ganz sicher ist nur, dass dies schwierig wird.

Digitalröntgen wird Standard

Die sichere Weitergabe von (Röntgenbild-) Daten diskutiert auch die Arbeitsgemeinschaft Röntgen in der DGZMK. Hilfreich ist hier, dass digitales Röntgen immer mehr zum Standard wird. Auffällig ist, dass es eine ganze Reihe neuer Scanner gibt (Acteon, Planmeca, Sirona) (Abbildung 2). In eine seit Längerem eingeführte Röntgensoftware (Anteray) lassen sich neuerdings Speicherfoliendaten integrieren.

Beides spricht dafür, dass Speicherfoliensysteme gegenüber festen Sensoren die Nase vorn haben. Anbieter von Röntgengeräten versuchen, Kunden einerseits mit einem umfassenden Produktangebot zu locken, das eine maßgeschneiderte digitale Lösung erlaubt (zum Beispiel Acteon, Carestream, Dürr). Andererseits sind digitale Einstiegspakete oder -koffer erhältlich, die digitales Röntgen mithilfe von drahtlosen Netzen (WLAN) auf ein-fache Weise in die Praxis bringen sollen (Sirona).

Ein Umstieg auf das noch immer hochpreisige 3-D-Röntgen (Digitale Volumentomografie) kann mit technisch vorbereiteten Panoramageräten erfolgen (Sirona). Alternativ gibt es Kombigeräte mit 3-D-Option, die entweder für ein Jahr „flat“ (gegen Aufpreis) oder mit einer vorausbezahlten Karte über mehrere Jahre nutzbar sind (orangedental).

Zwei oder drei Dimensionen

Faszinierend sind die erweiterten diagnos- tischen Möglichkeiten mit DVT, aber auch die zunehmend realisierbare Verknüpfung mit prothetischen und implantologischen Systemen. Auch hier ist die IDS eine ideale Plattform, um den Stand der Dinge herauszufinden und Investitionen zu planen. Erwähnt werden müssen einige Einschränkungen auf diesem stark beworbenen Sektor. So ist die Strahlenbelastung nach wie vor ein Thema, mit dem in der Literatur genannten Malignomrisiko von eins zu gut einer Million. Bei Kindern und jungen Frauen [Hwang, 2015] ist das Risiko noch einmal deutlich erhöht. Artefakte durch metallische oder andere Objekte sind wie bei Computertomografen ein Problem.

Als Reaktion auf strahlungsbezogene Bedenken bieten neuere DVT-Geräte kleinere Bildausschnitte oder reduzierte Dosiseinstellungen. Letztere können aber zu einer gegenüber dem 2-D-Röntgen signifikant geringeren Auflösung führen. Es ist also viel Fachwissen erforderlich, um indikationsbezogen die am besten geeignete Röntgentechnik wählen zu können. Angesichts des erheblichen Amortisierungsbedarfs für 3-D-Geräte und oft undifferenzierter Werbung ist zudem zu befürchten, dass tendenziell zu viele Aufnahmen erfolgen.

Als Alternative zur DVT könnte sich eine weiter entwickelte zweidimensionale Panoramaröntgentechnik erweisen. Ein neues Gerät wählt laut Anbieter (Dürr Dental) aus 20 aufgenommenen Schichten die schärfsten Bereiche aus und vereint diese zu einem Gesamtbild. Individuelle anatomische Gegebenheiten und die aktuelle Patientenposition würden bei der Bildauswahl mit-berücksichtigt und zum Beispiel Bracket-Artefakte herausgerechnet.

Von Stromsparern und Heil-Lasern

Ebenfalls bei Dürr Dental ist eine auf neuer Technik basierende Sauganlage erhältlich. Sie steuert das Vakuum laut Anbieter bedarfsgerecht und benötigt so bis zu 50 Prozent weniger Strom als bisherige Geräte. Wie heute üblich, hilft eine Software, Geräte innerhalb einer Praxis miteinander zu vernetzen. Wenn eine Filterreinigung erforderlich ist, wird zudem ein Signal an den Praxiscomputer gesendet. Im vergangenen Jahr definierten GOZ- Experten einer großen Abrechnungsgenossenschaft eine Reihe selbstständiger „Laserleistungen“.

Darunter befindet sich auch eine Reihe von Weichgewebs Therapieformen. Ein neues Lasergerät mit Niedertemperaturplasma-Technik „wirkt in Verbindung mit geringer UV-Strahlung zerstörerisch auf Zellwände von Bakterien, Pilzen und Viren“ (Bezug über Henry Schein Dental). Als Indikationen werden Aphten, orale Mykosen sowie Parodontal- und Periiplantitistherapie genannt. Es handelt sich laut Anbieter um das erste Lasergerät, das für Medizin, Zahnmedizin und Veterinärmedizin zugelassen ist.

Im Trend liegt mit der Lachgassedierung (und -analgesie) eine Methode, die in vielen Ländern schon seit Jahrzehnten etabliert ist. Sie eignet sich für ängstliche Patienten, zum Beispiel Kinder, die aber grundsätzlich kooperativ sein müssen (Abbildung 5). In einer kleinen Marktübersicht aus dem vergangenen Jahr werden drei deutsche Hersteller gelistet (Baldus Medizintechnik, Biewer Medical, Lachgasgeräte TLS med-sedation). Alle drei sind auf der IDS vertreten.

Scannen ist heute sehr angesagt, beim Lesen, bei der Abformung und für die Archivierung von Dokumenten oder auch Zahnmodellen. Ein neuer Scanner wurde speziell für die Kieferorthopädie entwickelt, natürlich mit zugehöriger Software. Diese erlaubt eine direkte Übernahme der Modelldaten in die Praxissoftware, kommt aber offenbar ohne direkte Internetanbindung aus (Dentaurum). Möglicherweise gehören Gipsmodelle bald der Vergangenheit an, was in kieferorthopädischen Praxen viel Platz und die Suche nach dem richtigen Modell erspart.

Die IDS lohnt sich aber nicht allein, um die neueste Hochtechnologie zu erkunden. Auch kleine Neuerungen, die die tägliche Arbeit erleichtern, können gezielt getestet oder auch zufällig beim Durch-die-Hallen-Wandern entdeckt werden. Beim Streifzug durch die Produktseiten des Messe-Auftritts fielen dem Autor neue Milchzahnzangen mit spezieller, tief greifender und verjüngter Maulform auf (Zepf). Ebenfalls für schonende

Extraktionen gibt es keramikbeschichtete Hebel mit „antiallergischer Funktion“ (Kohler Medizintechnik). Ein weiterentwickeltes Mischsystem soll pro Anwendung gegenüber älteren Modellen pro Anwendung zum Beispiel 0,4 ml temporäres Kronen- und Brückenmaterial sparen (Sulzer Mixpac). Dies soll die jährlichen Kosten um bis zu 700 Euro Kosten reduzieren.

Teure Hygiene

Praxishygiene ist teuer. So sehr, dass der Bundesverband der Allgemeinzahnärzte Zuschläge für Bema und GOZ fordert. Da die meisten zahnärztlichen Instrumente mit Schleimhaut oder auch mit Blut in Kontakt kommen können, ist eine validierte Aufbereitung ohne Reinigungs- und Desinfektionsgeräte nur mit Aufwand möglich. Die Art der Instrumentenaufbereitung muss detailliert beschrieben werden.

Die ebenfalls erforderliche Dokumentation der erfolgreichen manuellen Desinfektion ist bisher nur indirekt möglich, so dass es hier je nach Bundesland bei amtlichen Prüfungen Schwierigkeiten geben kann. Ein neuer Weg, zumindest für stichprobenartige Kontrollen, könnte ein Schnelltest sein, der für die Kontrolle nach der Thermodesinfektion entwickelt wurde. Die rote Testflüssigkeit wird auf die Oberfläche des Instruments gegeben und nach drei Minuten abgespült. Restprotein wird durch verbleibende rote Farbe angezeigt.

Ein hygienisches Dauerthema ist die Wasserqualität in Zahnarztpraxen. Zu unterscheiden sind grundsätzlich Trinkwasserleitungen und Wassersysteme in Behandlungseinheiten. In einer angekündigten Leitlinie der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) soll klargestellt werden, dass eine separate Wasseraufbereitungsanlage für zahnärztliche Praxen in der Regel nicht notwendig ist. Werden alle wichtigen Maßnahmen wie das tägliche und ausreichende Durchspülen der Leitungen beachtet und bestehen dennoch Bedenken bezüglich der Wasserqualität, können bakteriologische Schnelltest-Systeme mit Farbindikatoren verwendet werden (hygienepartner24.de).

Noch zum Thema Wasser: Der so wichtige Grundsatz der Nichtkontamination lässt sich sehr elegant mit Sensorarmaturen für Waschbecken umsetzen (Bezug über Roos Dental). Das Gerät lässt sich wassersparend einstellen, da der Wasserfluss vier Sekunden nach Wegziehen der Hände stoppt. Die Themen Hygiene und Arbeitssicherheit überschneiden sich bei der Entsorgung von Kanülen und Skalpellen. Für beide Produktgruppen gibt es Lösungen, zum Beispiel ein Skalpellgriff mit Druckknopf zum Auswerfen der Klinge (Schweickhardt). Bruch- und durchstichsichere Behälter sind selbstverständliche Hilfsmittel für die sichere Entsorgung scharfer infektiöser Objekte.

Häusliches Biofilm-Management

Immer mehr Patienten wünschen professionelle Zahnreinigungsmaßnahmen. Parallel ist die Überzeugung der Zahnärzte für deren Bedeutung gewachsen [Hussein, 2014]. Die Bundeszahnärztekammer hat einen fundierten Leitfaden herausgegeben, wie sich Prophylaxe sinnvoll in der Praxis etablieren lässt [Bundeszahnärztekammer, 2003]. Im Folgenden geht es primär um häuslich anzuwendende Prophylaxeprodukte, über die das Praxisteam orientiert sein sollte. Zähne werden heute nicht mehr geputzt, sondern einem Biofilm-Management unterzogen.

Nach einer systematischen Literaturauswertung haben oszillierend-rotierende Bürsten Vorteile gegenüber anderen maschinell betriebenen oder Handzahnbürsten [Van der Weijden, 2015]. Für maschinell betriebene Zahnbürsten gibt es entsprechend immer neue Bürstendesigns. Einer der beiden führenden Anbieter empfiehlt 16 Grad geneigte Borsten für eine bessere approximale Reinigung (ProcterGamble/Oral B), ein anderer besonders eng stehende Filamente für eine erhöhte Reinigungsleistung am Gingivalrand (Philip).

Auch bei den Zahncremes ist viel Bewegung im Markt. Die großen Anbieter bewerben ein wachsendes Spektrum an Universal-zahncremes und Spezialprodukten. Die Zahncremes von Procter Gamble (Oral B/Blend-a-med) basieren auf einer Zinnfluorid-Formulierung, kombiniert mit glättendem Natriumhexametaphoshat als Vorbeugung gegen Verfärbungen und Zahnstein. Ein sogenanntes Aktivgel desselben Anbieters mit „Mikroaktivkügelchen“ lässt sich als Antwort auf die schon länger eingeführte Intensivreinigungs-Zahncreme von Colgate Palmolive/Gaba interpretieren. Auch Unilever/Signal hat eine Kombinationszahncreme mit „Microgranulaten“ im Angebot.

Ökologie jetzt auch im Mund

Die wichtigste Innovation ist möglicher- weise Colgate Palmolive/Gaba mit einer im vergangenen Jahr eingeführten argininhaltigen Fluoridzahncreme gelungen. In groß angelegten randomisiert-klinischen Studien konnte der Anbieter eine signifikant bessere kariesprotektive Wirkung gegenüber Fluoridzahncremes ohne Arginin zeigen. Diese wird darauf zurückgeführt, dass das bakterielle Gleichgewicht im Biofilm durch Arginin positiv beeinflusst wird [Zheng, 2015]. Auf eine spezielle Reinigungswirkung setzt dagegen eine Zahncreme mit Mikroperlen, die zahnschonend, aber wirksam gegen Plaque sein sollen (Dr. Liebe). Schließlich gibt es seit Kurzem einen „Zahnschnee“ aus der Schweiz, der ohne Wasser und Zahnbürste gegen kariesrelevante Bakterien wirken soll (megasmile).

Zum Thema orale Ökologie passt die Markteinführung sogenannter probiotischer Produkte, die in der Regel auf speziellen Laktobazillen-Stämmen basieren. Eine von BASF Future Business vertriebene Zahncreme ist seit 2009 erhältlich (Handelsname Plidenta). Für Lutschbonbons mit probiotischen Milchsäurebakterien konnte eine aktuelle Studie zeigen, dass bereits eine einmalige Anwendung die Kolonien-Zahlen kariesrelevanter Bakterien reduziert [Holz, 2013]. Die Literatur zu diesem Produkt stammt allerdings überwiegend von der Arbeitsgruppe der Inhaberin der biotechnologischen Firma, die die in den Produkten von BASF verwendeten Laktobazillen-Stämme vertreibt.

Interessanterweise scheinen Laktobazillen auch einen positiven Einfluss auf parodon-tales Gewebe zu haben. Entsprechende Produkte sind als Gele und in Tablettenform für den häuslichen Gebrauch erhältlich (CMS Dental, Bezug über Loser). Auf der IDS ist leider nur die Vertriebsfirma der parodontalen Probiotika vertreten, das Stichwort Probiotika bringt keine Treffer. Kariespräventive Probiotika können im Internet erworben werden.

Bürsten statt fädeln

Nach einer Umfrage der Gesellschaft für Konsumforschung verwendet nur knapp jeder vierte Deutsche Zahnseide. Stattdessen werden von Prophylaxe-Fachkräften und auch der Wissenschaft [Sälzer, 2015] die leichter anwendbaren Interdentalbürsten empfohlen. Diese gibt es in zahlreichen Formen und Griffoptionen (Abbildung 11) und auch mit weichen Filamenten für Patienten, die zu Schmelzabrasionen neigen (TePe).

Quasi als Einstiegsdroge können Kunststoff-Stäbchen (Sticks) verwendet werden (dm Drogeriemarkt, Sunstar, TePe). Diese reinigen allerdings nach der persönlichen Erfahrung des Autors nicht so gründlich wie Interdentalbürstchen, deren Filamente aufwendig mit Metalldraht fixiert sind. Vorteilhaft ist an den Kunststoffreinigern, dass sie nicht wie drahtbasierte Bürstchen in engen Lücken den Schmelz schädigen können (persönliche Beobachtung des Autors).

Eine weitere interessante Möglichkeit ist ein bereits 2011 eingeführtes Gerät zur Interdentalreinigung, das mit hoch beschleunigten Wassertröpfchen arbeitet (Philips). Eine im angesehenen Journal of Dental Research publizierte In-vitro-Studie zeigt, dass in schwer zugänglichen Bereichen des Approximalraums immerhin 60 Prozent des Biofilms entfernt werden [Rrmaile, 2014]. Klinischrandomisierte Vergleichsstudien der Methode zu Zahnseide und Interdentalraumbürstchen fehlen bisher.

Sowohl im häuslichen als auch im professionellen Bereich gibt es darüber hinaus eine große Vielfalt von Produkten für unterschiedliche Altersgruppen, zum Beispiel für Kleinkinder und für Spezialanwendungen wie zum Beispiel die Implantatpflege. Wer sich, am besten gemeinsam mit dem Prophylaxe-Personal, ein umfassendes Bild über den Markt machen will, sollte nach Köln zur IDS fahren. Dort gibt es – auch auf diesem wichtigen Gebiet – hoch kompetente Ansprechpartner, die über den wissenschaftlichen Dienst der Anbieter häufig auch fundierte fachliche Fragen beantworten können.

Auf geht’s zur IDS 2015

Der im Januar 2013 verstorbene Dentaljournalist Dr. Karlheinz Kimmel brachte im Jahr 2003 in seinem Vorbericht die Faszination der Internationalen Dental Schau auf den Punkt: „Die IDS dokumentiert […] wie keine andere Veranstaltung weltweit die Entwicklung der Produkte und Produktsysteme für zahnärztliche und zahntechnische Zwecke auf einzigartige Weise.“ Die große Kölner Dentalmesse war und ist mehr denn je der weltweit beste Ort, die Zukunft der eigenen Praxis zu planen.

Dr. Jan-Hermann Koch Parkstr. 14, 85356 Freisingjanh.koch@dental-journalist.de

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