62. Winterfortbildungskongress Braunlage

Wiederholungstäter

Die stabilen Teilnehmerzahlen zeigen, dass sich der Winterkongress in Braunlage als fester Termin in der Fortbildungslandschaft der niedersächsischen Zahnärzteschaft etabliert hat.

"Ein gegenseitiges Vorstellen ist fast nicht mehr nötig" witzelte Dr. Michael Sereny, Präsident der Zahnärztekammer Niedersachsen (ZKN), zur Eröffnung des 62. Winterfortbildungskongresses in Braunlage und spielte damit auf die vielen bekannten Teilnehmer an, die Jahr für Jahr die Veran-staltung im Harz besuchen. 500 Zahnärzte, Helferinnen und Zahntechniker kamen zusammen, um sich in diesem Jahr zum Thema "Moderne Parodonto- logie und Implantologie – Ein Update" fortbilden zu lassen. "Beide Gebiete der Zahnmedizin weisen eine ganze Reihe von Überschneidungen auf", erläuterte der wissenschaftliche Leiter, Dr. Thomas Attin aus Zürich, zu Beginn des Programms. Zudem habe es gerade in den vergangenen Jahren enorme Neuentwicklungen gegeben.

Zwölf wissenschaftliche Vorträge von der Therapieplanung bis hin zu Nachsorgestrategien sowie Seminare und Kurse für das zahnärztliche Personal führten die Teilnehmer durch die drei Tage. Darunter der Vortrag von Prof. Ulrich Schlagenhauf aus Würzburg, der über den sinnvollen Einsatz von Antibiotika und Chemotherapeutika in der Parodontologie referierte. Dr. Dirk Ziebolz aus Leipzig betonte, dass der Zahnarzt über die Krankheiten seiner Patienten stets informiert sein müsse. Er gab in seinem Vortrag einen Überblick über mögliche Implikationen allgemeinmedizinischer Befunde auf die Ätiologie parodon- taler Erkrankungen und diskutierte die Konsequenzen für die Therapieplanung und Prognosebestimmung.

ZKN-Präsident Sereny zog zudem eine Bilanz des Jahres 2014 und gab einen Ausblick auf die Themen, die die Kammer in diesem Jahr beschäftigen werden – dazu zählen unter anderem die Initiativen zur Qualitätssicherung und zur Freiberuflichkeit. Die von Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe initiierte Termingarantie für gesetzlich Krankenversicherte stehe nach Sereny im Widerspruch zur Qualitätsoffensive der Regierung im Gesundheitswesen. „Man sollte den Ärzten bürokratische Lasten abnehmen, nicht ärztliche Leistungen“, sagte der Kammerpräsident. Ein weiteres Thema, das in diesem Jahr verstärkt in die Diskussion aufgenommen werden müsse, seien die elektronischen Gesundheitsdienste. Programme, die den Blutdruck und den Puls überwachen und dann die Werte per Datenübertragung an den Arzt senden, könnten einen Beitrag für die Gesundheitsversorgung der Zukunft leisten, erklärte Sereny, „allerdings sollte von der Politik nicht die Erwartung geweckt werden, dass mittels dieser elektronischen Dienste die Versorgung kostengünstig und flächendeckend aufrechterhalten werden kann“. Die Kammer vertrete weiterhin den Standpunkt, dass elektronische Gesundheitsdienste bei allen technischen Fortschritten die persönliche Behandlung durch einen Arzt oder Zahnarzt nicht ersetzen können. Zudem müsse der Schutz der sensiblen Gesundheitsdaten von der EU gewährleistet werden.

Jeder kann Opfer werden

Welche Konsequenzen die Digitalisierung für den Zahnarzt als Privatperson haben kann, sprach Dr. Bernhard Pörksen in seinem Festvortrag an. Der Medienwissenschaftler sensibilisierte das Publikum für das Krisen- und Reputationsmanagement im Zeitalter der digitalen Überall-Medien und der totalen Transparenz. „Niemand weiß, welche Daten sich morgen zu einem echten Skandal ent-wickeln können“, sagte Pörksen den versammelten Teilnehmern. Mitmach-Medien – wie Twitter, Handy-Videos und Blogs – könnten den Ruf von Privatpersonen, aber auch von Unternehmen und sogar Regierungen, in Rekordzeit zerstören, so die These des Medienforschers. Er plädiere deswegen für eine Medienstrategie, die nicht nur jedes Unternehmen, sondern auch jeder Einzelne be- folgen solle. „Denken sie die breite Öffentlichkeit immer mit“, riet Pörksen seinen Zuhörern, „sie müssen stets so handeln, dass ihnen ihre Handlungen vertretbar erscheinen – immer.“ Denn: Jeder könne Opfer eines Skandals werden. Auch Nichtigkeiten ließen sich skandalisieren und die Kontrollmöglichkeiten für die Betroffenen seien äußert gering. „Wir leben in hoch nervösen Zeiten“, so das Fazit des Medienforschers, „ihre Integrität ist nachhaltige Intelligenz.“

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