Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte

Das Leid ist auch vor der Tür

Heftarchiv Gesellschaft
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Dr. Klaus Winter, Vorsteher der Stiftung Hilfswerk Deutscher Zahnärzte (HDZ), blickt auf ein Jahr zurück, in dem die Deutschen das Leid der anderen plötzlich direkt vor ihrer eigenen Haustür erlebt haben und nicht mehr nur via Fernsehen oder Zeitung.

Lange Zeit hat Europa nichts anderes getan, als sich mit humanitärer Hilfe, die immer nur die Symptome linderte, ohne je die Wurzel des Übels anzupacken, ein gutes Gewissen zu erkaufen. Jede Hilfe, die nicht in erster Linie an gute Regierungsführung und ethisches unternehmerisches Handeln geknüpft war, konnte nur ein Trostpflaster sein. Unsere Stiftung verfolgt eine nachhaltige Verbesserung der Lebenssituation der Menschen

in Lepra- und Notgebieten, besonders im Gesundheits- und im Bildungsbereich. Die Kooperation und die Vernetzung auf nationaler wie internationaler Ebene sind uns wichtig. Partnerschaft beruht auf Gleichberechtigung, und Gleichberechtigung auf Selbstbewusstsein. Nur wenn auch die Länder, die unsere Hilfe benötigen, selbstbewusst ihre eigenen Stärken erkennen, werden sie an sich selbst glauben können. Und wer an sich selbst glaubt, kann darauf setzen, ein Partner zu sein.

Im vergangenen Jahr standen dem HDZ dafür 900.000 Euro zur Verfügung. Davon sind bis September rund 550.000 Euro direkt in Projekte geflossen. Besondere Hilfe galt dabei Nepal nach dem schweren Erdbeben. Die folgenden Beispiele sollen zeigen, dass es sich lohnt, mit dem HDZ und seinen Partnern Hilfen auf den Weg zu bringen.

Vietnam

In Vietnam boomt seit vielen Jahren der Tourismus. Ausgebildete Fachkräfte im Gastronomiebereich sind allerdings Mangelware. Es gibt keine einzige Fachschule. Das brachte Francis van Hoi, der lange in München als Koch gearbeitet hatte, auf eine Idee: Könnte man nicht das Know-how aus Deutschland in sein Heimatland importieren? Seit einem Jahr leitet der gebürtige Vietnamese eine Gastronomiefachschule in Ho-Chi-Minh-Stadt, dem ehemaligen Saigon.

Hier können bis zu 150 Jugendliche ohne Schulbildung eine Ausbildung machen – und haben damit eine große Chance, Arbeit zu finden. „Schon jetzt stehen Unternehmen bei uns Schlange, weil sie gerne unsere Schüler einstellen wollen“, sagt der gelernte Gastronom. Das HDZ stellte zusammen mit Misereor die Mittel dafür zur Verfügung.

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Indien

In der Region Gulbara im Norden des Bundesstaats Karnataka ist es besonders heiß. Infolge der mageren Ernten durch Dürrekatastrophen verdingen sich viele als Wanderarbeiter und ziehen dorthin, wo es Arbeit gibt – das sind vor allem Ziegeleien und Zementfabriken. Knapp zwei Euro gibt es für 1.000 fertige Ziegel – ein Hungerlohn. Viele Eltern müssen sich zu einem Wucherzins Geld leihen, um ihre Familie zu ernähren. Die Schulden und die Schuldknechtschaft bringen sie nicht selten in die verzweifelte Lage, ihre Kinder „verkaufen“ zu müssen. Dieser Kreislauf kann nur durch Bildung durchbrochen werden. In Bablad, am Stadtrand von Gulbarga, haben die Salesianer Don Boscos mit ihren Kooperationspartnern, dem HDZ und der Stiftung Unesco Bildung für Kinder in Not, ein neues Zentrum für Kinderarbeiter gebaut. Hier werden Jungen und Mädchen aufgenommen und in einer sogenannten Brückenschule wieder in den regulären Schulbetrieb eingegliedert. Auf dem großzügigen Gelände spielen sie zusammen, machen Sport und werden für einen normalen Schulbesuch fit gemacht. Und können ein Stück verlorener Kindheit wiederentdecken.

Kenia

In der Mogra-Academy im Mathare Slum von Nairobi, wo 900 Kinder zur Schule gehen, konnte das HDZ auch in diesem Jahr mit einer Sofortspende von 2.400 Euro den Schulabschluss von 44 Mädchen und Jungen garantieren. Ohne diese Prüfungsgebühr gibt es kein Zertifikat, ohne Zertifikat kein weiteres Studium, also keine Zukunft. Eine korrupte Schicht sorgt mit dieser für die Eltern unbezahlbaren Gebühr dafür, dass diese Jugendlichen nicht zu „Konkurrenten“ werden.

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Rumänien

Im September 2015 wurde nach 2009 das zweite Integrationszentrum in Satu Mare für Sinti- und Roma-Kinder eröffnet. Nicht nur die gemeinsame Freizeitgestaltung mit den Dorfkindern, sondern auch der Schulbesuch und die Berufsausbildung bringen die 120 Kinder zusammen. Dabei trainieren sie auch Verhaltens- und Hygieneregeln, die sie zu Hause an die Eltern weitergeben. Der anfangs sehr skeptische Dorf-Bürgermeister bringt ihnen täglich eine Mahlzeit vorbei und lässt Wasser und Strom kostenlos fließen. Schön, dass sich noch Menschen von Nächstenliebe infizieren lassen. Diese HDZ-Hilfsaktion findet große Beachtung. Viele Sozialpädagogen machen hier seit Jahren ihr Praktikum und schließen das Studium mit einer Diplomarbeit über das Pilotprojekt ab.

Deutschland

„Ausbildung statt Abschiebung“ heißt der Verein in Bonn, der in den vergangenen Jahren minderjährigen Flüchtlingen praxisnah und bedarfsorientiert geholfen hat. Seine Arbeit wurde vom HDZ seit 2004 mit insgesamt 87.000 Euro unterstützt. Dabei geht es ganz gezielt um Förderunterricht für junge, unbegleitete Flüchtlinge und Migranten – nach dem Motto: „Nachhilfe für alle!“ Friedland, ein kleiner Ort in der Nähe von Göttingen, ist seit den 50er-Jahren ein Notaufnahmelager, ausgerichtet auf 700 Flüchtlinge.

Jetzt muss es ungefähr 4.500 Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, Eritrea und dem Irak beherbergen. Das HDZ hat den hier untergebrachten Familien 150 Koffer im Wert von 12.000 Euro überbracht. Vorher gingen die Menschen mit Tüten und Kisten los, um ein neues Leben zu beginnen. Nun werden sie besser ausgestattet. Schwangere Frauen, Familien mit kleinen Kindern und Kranke sollen einen Trolley als „Koffer voller Hoffnung“ aus Friedland mit nehmen. Die Familien Mammo, Michitaryan, Astorian und Tapanyan waren die ersten, die von der Spende profitierten. Die Jüngste in der Gruppe war die winzige Anna: Zehn Tage vorher war sie im Grenzdurchgangslager Friedland geboren worden.

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