World Doctors Orchestra in Dresden und in Berlin

Tausche Bohrer gegen Geige

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Zahnärzte aus Deutschland, Urologen aus Italien, Internisten aus Schweden: Beim World Doctors Orchestra treffen 900 Mediziner aus fast 50 Ländern aufeinander. Nach Auftritten in den USA, China, Südafrika, Japan und Chile kommt das Orchester jetzt wieder nach Deutschland.

Der Countdown läuft: Am 24. April musiziert das World Doctors Orchestra (WDO) in der Kreuzkirche in Dresden. Einen Tag später gastieren die Mediziner im Konzerthaus Berlin. „Es ist die einmalige Konstellation von Ärzten und Musikern, die die Konzerte auszeichnet“, berichtet die Orchester-Managerin Alexandra Gruber, „Jede Konzertphase ist eine Premiere, denn es gibt niemals die gleiche Zusammensetzung.“ Zwei- bis dreimal im Jahr lädt das WDO zu seinen Benefizkonzerten ein. Nachdem Konzertort und -programm festgelegt, Sponsoren gefunden, die Logistik vor Ort organisiert und PR und Marketing betrieben wurden, gibt es anschließend die interne Bewerbungsphase: „Je nach musikalischem Programm werden 60 bis 120 Teilnehmer des WDO ausgewählt. Diese treffen dann drei bis vier Tage vor dem ersten Konzert erstmals in der Probe aufeinander“, erläutert Gruber.

Mit dabei ist dieses Mal auch Zahnarzt Dr. Norbert Kries. Seine musikalische Ausbildung begann im Alter von acht Jahren mit dem Klavierspiel. Mit zwölf Jahren kam die Violine hinzu. Und bevor er zum Zahnmedizinstudium wechselte, studierte er zunächst noch ein Jahr Schulmusik, Hauptfach Klavier. Das WDO lernte er durch seine Frau kennen: „Sie ist ebenfalls Geigerin von Kindesbeinen an und passionierte Orchestermusikerin“, berichtet Kries. „Während ihres Medizin-studiums war sie Mitglied im ’European Medical Students Orchestra’. Nach der Aufnahme ihrer Tätigkeit als Ärztin bewarb sie sich beim WDO. Ein Jahr später bewarb ich mich ebenfalls und wir spielten gemeinsam Gustav Mahlers 2. Sinfonie in Washington.“ Seit fünf Jahren ist Zahnärztin Dr. Rebecca Berkensträter Mitglied des Orchesters. Sie ist durch Zufall auf das WDO aufmerksam geworden. „Vor einigen Jahren blätterte ich während einer Zugfahrt im Bahnmagazin und las einen Artikel über das WDO. Da ich seit meiner Kindheit begeistert Geige und Bratsche spiele, habe ich mich dann sofort angemeldet“, erzählt Berkensträter. Es sei vor allem die extreme Spielfreude aller Teilnehmer „gepaart mit stets hohem künstlerischem Niveau“, die die Konzerte des WDO auszeichnen, berichtet Orchester-Managerin Gruber. Unter der Leitung seines Gründers, Prof. Stefan Willich, wird geprobt – und das nur drei Tage vor dem ersten Konzert. „Es ist wahnsinnig intensiv“, berichtet Berkensträter, „aber auch sehr spannend, da so viele Berufskollegen aus unterschiedlichen Kulturen aufeinander-treffen.“ Für Kollege Kries ist es immer wieder erstaunlich, wie viele Mediziner neben ihrem Beruf auf hohem Niveau musikalisch aktiv sind: „Alle kommen bestens vorbereitet aus den verschiedensten Ländern angereist und kommunizieren in der Weltsprache Musik.“

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Musikalisch-karitatives Engagement

Die Musiker tragen alle Kosten für die Reise zu den Konzertorten und für die Unterkunft selbst. Der gesamte Erlös aus den Eintrittsgeldern fließt in soziale Projekte. Die Spendengelder der diesjährigen Benefizkonzerte in Dresden und in Berlin kommen unter anderem der Stiftung Michael, einer Stiftung für Epilepsie, zugute, die des Dresdner Konzerts zusätzlich der Hope-Kapstadt- Stiftung, die sich der Bekämpfung von HIV/AIDS in Südafrika widmet. Weitere Erlöse des Berliner Konzerts fließen in die Organisation Dentists for Africa, die insbesondere die mittellose kenianische Bevölkerung in zahnärztlicher, medizinischer und sozialer Hinsicht unterstützt. „Die Spendengelder werden zum Teil für unser zahnärztliches Projekt genutzt“, erläutert Dr. Peter Dierck, Vorstandsmitglied von Dentists for Africa, „aber insbesondere zur Intensivierung unseres Patenschaftsprojekts, in dem über 800 Patenkinder betreut werden.“ Zur Förderung der Nachhaltigkeit bekommen einige wenige besonders begabte von ihnen ein Stipendium für ein Zahnmedizin- oder ein Medizinstudium. Andere werden zu Zahntechnikern oder zu sogenannten Oral Health Officern ausgebildet. Zwölf Zahnkliniken hat der Verein in ganz Kenia im Rahmen seiner Entwicklungszusammenarbeit seit 1999 bereits errichtet.

Berkensträter freut sich als Zahnärztin besonders darüber, dass Dentists for Africa in diesem Jahr wieder unterstützt wird: „In vielen Teilen der Welt ist die medizinische Versorgung deutlich schlechter als bei uns. Daher ist es mir persönlich wichtig, auf diese Probleme aufmerksam zu machen.“ Genau diese Idee sei es, die hinter dem Mediziner-Orchester steckt, erläutert Gruber: „Mit dem musikalischen-karitativen Engagement des WDO soll in einer breiten Öffentlichkeit das Bewusstsein für die Notwendigkeit eines globalen sozialen Selbstverständnisses geschärft werden. Medizinische Versorgung ist ein Menschenrecht und Voraussetzung aller menschlichen Entwicklung.“

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