Spillover-Risiko

Diese Viren aus dem Tierreich könnten uns gefährlich werden

Ob HIV, Ebola oder auch SARS-CoV-2 – krankmachende Viren aus dem Tierreich können auf den Menschen überspringen. Ein Forscherteam aus den USA hat jetzt eine Rangliste der bedrohlichsten Erreger für den Menschen aufgestellt. Auf Platz zwei steht bereits SARS-CoV-2.

Die Forscher um die Veterinärmedizinerin und Spezialistin für Wildtiererkrankungen Zoë L. Grange von der Universität Davis, Kalifornien, hatten neben einer Studienanalyse 65 Experten aus 13 Ländern der Fachbereiche Virologie, Epidemiologie, Umweltwissenschaften und Public Health eingebunden. Sie sollten einschätzen, welche Erreger auf den Menschen überspringen könnten und das Potenzial für bisher unbekannte Infektionskrankheiten haben. 

31 Faktoren bestimmen das Übertragungsrisiko 

Die Wissenschaftler entwickelten eine interaktive Datenbank mit Informationen zu 887 Wildtier-Viren, die das Übertragungsrisiko, also den Spillover, von Tierviren auf den Menschen in eine Rangliste einstuft. Im Ergebnis machten sie 31 Faktoren aus, die das Übertragungsrisiko auf den Menschen erhöhen können. 

Informationen zu 887 Wildtier-Viren 

Die 31 Risikofaktoren sind Basis der Datenbank „Spillover“, die die Forscher mit Informationen zu 887 Wildtier-Viren angereichert haben, um dann ein Ranking zu erstellen. Die fortlaufende Liste soll dazu beitragen, Wissenschaftler und Regierungen bei der Bewertung von Risiken zu helfen und Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle von Krankheiten einzuleiten. 

Dazu gehört etwa, wie oft und wie viele verschiedene Tierarten ein Erreger befallen kann, wie weit diese Wirte geografisch verbreitet sind und wie eng ihr Kontakt zum Menschen ist. Auch Merkmale zur genetischen Struktur sowie seine Übertragungs-wege wurden berücksichtigt. Untersucht wurde aber auch, inwieweit Umweltfaktoren eine Rolle spielen, zum Beispiel, ob viele Menschen in den Lebensraum der Wildtiere eindringen oder dort leben. 

Auf Platz eins der Liste steht das Lassavirus

Auf Platz eins der Liste steht das Lassavirus. Betroffene infizieren sich vor allem durch Ausscheidungen von Mäusen, die in bestimmten Regionen Afrikas auf Feldern und in Gärten leben. Platz zwei nimmt das neuartige Coronavirus SARS-CoV-2 ein. Auf Platz drei befindet sich das Ebolavirus. 

SARS-CoV-2 steht derzeit nur deswegen auf Platz zwei, weil das Wissen über den tierischen Wirt noch unvollständig ist. Dem aktuellen Kenntnisstand kommen Fledermäuse oder Schuppentiere in Betracht. Auf den Plätzen vier bis zehn stehen das Seoul Virus, Nipah Virus, Hepatitis E Virus, Marburg Virus, SARS-CoV, Simian Immunschwäche-Virus und Tollwut. 

Die Wissenschaftler schätzen das Übertragungsrisiko durch Coronaviren generell als sehr hoch ein: Allein die Top 20 der Liste enthält fünf Coronaviren, die noch nicht auf den Menschen übergegangen sind, heißt es in der Studie. Insgesamt gehören rund ein Drittel der 50 Viren mit dem höchsten Übertragungsrisiko zu den Coronaviren. Die größte Gefahr geht den Forschern zufolge von Coronaviren in Fledermäusen und Nagern aus.

Es wurden bereits hunderte neuer Tierviren entdeckt, die ein unbekanntes zoonotisches Risiko bergen, heißt es in der Studie weiter.

Grange, Z. L. et. al.: „Ranking the risk of animal-to-human spillover for newly discovered viruses“, published in PNAS on April 13, 2021. https://www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2002324118

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