Dental Roots

Auf Wiedersehenstour durch Ruandas ­Krankenhäuser und Schulen

Elf Kliniken und medizinische Einrichtungen, drei Schulen für den Prophylaxe-Unterricht, zahnärztliche Materialien im Wert von rund 15.000 Euro, verpackt in zehn Koffern à 23 Kilogramm – das sind die Zahlen unseres ersten Besuchs im Land der tausend Hügel nach der Corona-Pandemie. Aber was wir erlebt und erfahren haben, die Freude der Menschen, das Engagement der Kolleginnen und Kollegen — das war in Zahlen nicht messbar!

Als im November 2022 das kleine Ruanda in Ostafrika endlich wieder unser Ziel sein konnte, war von der Pandemie kaum mehr etwas zu spüren. Die Liste an Bedarfsmaterialien aber war nach der fast dreijährigen Unterbrechung überaus lang geworden. Unser Anliegen war es, neben der Versorgung die vielfältigen Kontakte zu den Kolleginnen und Kollegen in den Krankenhäusern und medizinischen Einrichtungen wiederzubeleben, um die Hilfe zur Selbsthilfe wieder zu stärken. Das Land, das so viel Leid während des Bürgerkriegs in den 90er-Jahren und den Genozid an den Tutsi erleben musste, konnte endlich wieder unsere Hilfe empfangen.

Seit 1982 wird hier eine inzwischen 40-jährige Graswurzel-Partnerschaft mit Rheinland-Pfalz gelebt, zu der auch unser zahnmedizinisches Hilfsprojekt gehört.Wir sind als „Dental Roots Raçines Dentaires Aktion Zahnwurzel e.V.“ nun schon das siebte Mal in Ruanda. Wie überall wurde unsere Arbeit vor Ort in ihrer Kontinuität durch die Einschränkungen der Pandemie unterbrochen. Nun aber sollten wir — drei Zahnärzte, eine Zahnärztin und ein Allgemeinmediziner — so gut wie keine Hinweise auf die weltweit grassierende Infektionskrankheit finden, obwohl die erste Infektion in Ruanda gerade in der zahnmedizinischen Fakultät 
der Universität Remeera aufgetreten war.

Im Gepäck hatten wir Prothesenzähne und Endo-Instrumentarium, Schleifinstrumente und Füllungskunsstoffe sowie viele weitere Materialien. Dabei waren auch 400 Zahnputzbecher, Fuß- und Basketbälle, kleine Rucksäcke und Malutensilien, um den Kindern und 
Jugendlichen in den drei Schulen, die wir auf der Reise erneut besuchten, eine kleine Freude bereiten zu können. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie sehr sich die Schüler und Schülerinnen und auch das Lehrpersonal freuten.

Warum Geschenke eine bessere PZR ermöglichen

Ohne diese Geschenke wäre der 
Prophylaxe-Unterricht im Freien vor jeweils rund 500 Schülerinnen und Schülern nur eine Trockenübung geblieben, die zwar spannend und konzentriert verfolgt wurde, die Begeisterung fand aber bei der Übergabe der Bälle ihren Höhepunkt.

Aufgrund der Regenzeit waren die Straßen in einem ramponierten Zustand. Die rund 1.500 km über Landstraßen und unwegsame Pisten ergaben eine sehr zeitraubende „Afrikaan Massage“, 
wie unsere Fahrer Hamud und Masda 
halb lachend, halb bedauernd immer 
wieder anmerkten. Die erste Station war 
das Distriktkrankenhaus in Ruli, das von 
Schwester Carmen, einer katholischen Nonne, als gute Seele geleitet wird. Der Dentaltherapeut Jean-Marie aus Ruli war 2016 einer Einladung nach Deutschland gefolgt, um sich in unseren Praxen fortzubilden.

Unsere nächste Station war die Referenzklinik in Ruhengeri, die vor acht Jahren mit zwei Behandlungseinheiten bedacht worden war. Obwohl 
sich unsere Begeisterung wegen des technischen Zustands in Grenzen hielt, sind die Kollegen froh sie zu haben. Denn es sind die einzigen, die in dieser riesigen Klinik überhaupt vorhanden waren! Unser Weg führte uns weiter über das Virunga-Gebirge, wo die Berggorillas zu Hause sind, bis an den Kivusee, der eine natürliche Grenze zum Ost­kongo bildet. Zwei Schulbesuche standen hier auf unserem Plan, bevor es ganz in den Süden nach Mibilizi an die Grenze zu Burundi ging. Dort stellten wir mit Freude fest, dass die drei defekten Behandlungsstühle durch einen neuen ausgetauscht worden waren. Auch hier waren die Freude über unsere zahnärztlichen Materialien und der Wunsch, ebenfalls nach Deutschland zu Weiter- oder Fortbildungen eingeladen zu werden, groß.

Durch den Nyungwe-Regenwald setzten wir unseren Weg fort — nicht ohne der 50.000 Tutsi und gemäßigten Hutus zu gedenken, die damals in einer im Bau befindlichen Schule innerhalb von wenigen Stunden in Murambi ermordet worden waren. Wir erreichten Butare im Süden Ruandas im strömenden Regen und besuchten die Universitätsklinik (CHUB) zum wiederholten Mal. Im Sommer hatten wir einen Arbeitseinsatz einer Kollegin, die in der Schweiz tätig ist, dorthin vermittelt. Es ist schon bewundernswert, mit welch einfachen Mitteln hier kieferchirurgische Großeingriffe getätigt werden.

Nach einem Zwischenstopp in der ehemaligen Königshauptstadt Nyanza und dem Besuch der zahnärztlichen Abteilung der Klinik, ging es nach Kigali zurück. Dort stand zunächst der Besuch der zahnmedizinischen Abteilung der Universitätsklinik (CHUK) auf dem Programm, der wir seit acht Jahren kollegial verbunden sind. Auch hier waren die Freude über unseren fachlichen Austausch und die Spenden sehr groß.

Unsere Partnerschaft erweist sich immer wieder als Motivation für die ruandischen Kolleginnen und Kollegen. Allerdings steigen damit auch die Erwartungen und Hoffnungen auf weitere Unterstützung. An dieser Klinik gibt es inzwischen mehrere zahnmedizinische Fachangestellte — mit Aufgaben in der Assistenz und der Instrumentenaufbereitung. Dies war auch Gegenstand unserer Gespräche im Gesundheitsministerium 2017 gewesen.

Der Besuch der zahnmedizinischen Fakultät der Universität Ruanda in Remeera war unsere nächste Station. Dort hat es seit unserem letzten Aufenthalt 2019 die größten Entwicklungen gegeben: Nun werden auch Zahnärzte ausgebildet, die ein Masterstudium absolvieren und mit Abschluss damit auch den Doktortitel führen dürfen. In jedem Jahr verlassen bis zu zwanzig Absolventen diese Universität — so viele Zahnmediziner hatte es vor zehn Jahren insgesamt gegeben.

Der letzte Tag unseres Aufenthalts führte uns auf Vermittlung von Freunden zum einzigen Hospiz in Ruanda, geleitet von einer polnischen Nonne. Ihr Engagement ist beispiellos, ihr bescheidenes Auftreten beeindruckend. Die von einem deutschen Industriellen gestiftete Einrichtung besteht aus dem Hospiz und einem weiteren Gebäude mit einer Zahnarztpraxis. Leider ist diese perfekt eingerichtete Praxis seit einem Jahr verwaist, weil sich kein Kollege findet, der die Behandlung des gesamten Umkreises durchführt. Insbesondere hier besteht enormes Behandlungspotenzial. Wir werden also wiederkommen!

Vor zehn Jahren fand unser erster Besuch in Ruanda statt und im Laufe der Zeit konnten wir insgesamt über zwanzig zahnärztliche und ärztliche Kolleginnen und Kollegen sowie Zahntechniker bei ihrem Einsatz begleiten.

Nach den anfänglich vier Kliniken in Kigali (CHUK), Ruli, Ruhengeri und Nyanza entwickelten sich Kooperationen mit den Kliniken in Mibilizi und Butare (CHUB) und auch während dieser Reise sollten wir weitere medizinische Einrichtungen kennenlernen.

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Wenn Sie sich angesprochen fühlen, unser Engagement zu unter­stützen, so kontaktieren Sie: Dr. Franz-Josef Ratter, 1. Vorsitzender, dr-ratter@gmx.de

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