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Aus der Wissenschaft

Verringern CPC-Mundspüllösungen 
die Verbreitung von SARS-CoV-2?

Mundspüllösungen mit Cetylpyridiniumchlorid (CPC) steigern den Nucleocapsid-Proteingehalt im Speichel SARS-CoV-2-positiver Probanden deutlich, wie eine Studie aus Spanien zeigt. Das ist ein starker Hinweis auf eine viruzide Wirkung von CPC-haltigen Mundspüllösungen.

SARS-CoV-2-Viren können sich über ausgeatmete Aerosole während des Sprechens und Atmens ausbreiten und über größere respiratorische Tropfen, die der Mukosa anhaften, übertragen werden. Die Rolle des Speichels bei der Virenübertragung lässt vermuten, dass Mundspüllösungen, die Inhaltsstoffe mit viruzider Aktivität besitzen, die virale Trans­mission in einer Hochrisikoumgebung reduzieren können — wie zum Beispiel am Zahnarztstuhl. Es gibt bereits einige In-vitro-Studien, die zeigen, dass anti­septische Mundspüllösungen einen viruziden Effekt haben.

Eine von diesen Substanzen ist Cetylpyridiniumchlorid (CPC), die in unterschiedlichen Mundspüllösungen verwendet wird. Die antivirale Aktivität von CPC wurde für unterschied­liche Varianten des SARS-CoV-2 nachgewiesen. CPC ist ein amphi­philes Molekül (sowohl wasser- als auch fettlöslich), das in der Lage ist, die cytoplasmatische Membran von Bakterien aufzubrechen. Die viruzide Aktivität von CPC wird über eine Degradation der Doppellipidschicht vermittelt und wurde sowohl für Influenza- als auch für Corona-Viren belegt.

Das Zerbrechen der viralen Hülle korreliert mit einer erhöhten Detektion des SARS-CoV-2-Nucleocapsid-Proteins, das in einem entsprechenden Assay (ELISA) nachgewiesen werden kann. Dieses interne Protein ist im viralen Genom adhäriert und kann bei einer Lyse des Virus vermehrt nachgewiesen werden. Seine Bestimmung ist daher eine sinnvolle Maßnahme, um festzustellen, ob ein Virus noch lebensfähig und übertragbar ist.

Methoden

Die vorliegende Studie wurde an 19 Gesundheitszenten in der Region Katalonien vom 15. Februar bis zum 2. Juni 2021 durchgeführt. Das Studiendesign war doppelblind, parallel, placebokontrolliert und randomisiert. Eingeschlossen waren Erwachsene, die drei Tage vor dem Einschluss positiv auf SARS-CoV-2 getestet worden waren. Die Patienten waren asymptomatisch oder wiesen milde Covid-19-Symp­tome auf (Fieber, Erkältung, Halsschmerzen, Unwohlsein, Kopfschmerzen, Muskelschmerzen, gastrointestinale Symptome). Die Patienten, die bereits orale anti­septische Maßnahmen (beispielsweise Mundspüllösungen, Pasten) in den vergangenen 24 Stunden angewendet hatten, wurden ausgeschlossen.

Die Probanden wurden randomisiert auf zwei Gruppen verteilt. Die eine spülte mit 15 ml destilliertem Wasser, das so eingefärbt war wie die Verum-Mundspüllösung. Die andere spülte mit 0,07 Prozent CPC-Mundspül­lösung. Alle Patienten waren positiv auf SARS-CoV-2 getestet und wurden so trainiert, dass sie selbst 1 bis 1,5 ml unstimulierten Speichel in einem speziellen Sammelgefäß abgeben konnten.

Die Teilnehmer sammelten den Speichel vor der Anwendung der Mundspüllösung und eine beziehungsweise drei Stunden nachher. Da nur Studien­teilnehmer ausgesucht wurden, die nicht hospitalisiert werden mussten, konnten die Probanden nach Ab­gabe der ersten Speichelprobe (vor der Spüllösung) nach Hause geschickt werden. Die entsprechenden Speichelproben wurden vom Studienpersonal zu Hause abgeholt, anschließend aufbereitet und analysiert. Bestimmt wurden die virale RNA-Menge und die Höhe des Nucleocapsid-Proteinspiegels im Speichel.

Ergebnisse

Von den primär eingeschlossenen 118 Patienten wurden 58 in der Kontrollgruppe und 60 in der Verumgruppe nachuntersucht. Zu Beginn der Studie ließ sich kein statistisch signifikanter Unterschied bezüglich der Viruslast und des Nucleocapsid-Proteingehalts zwischen den beiden Gruppen im Speichel feststellen. Die Virusmenge im Speichel (RT-PCR-Messung) blieb über den gesamten Zeitraum stabil, während der Nucleocapsid-Proteinlevel in der CPC-Gruppe signifikant stieg.

Einordnung und Diskussion

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die viruzide Aktivität des CPC gegen SARS-CoV-2 mit der vorliegenden Studie deutlich nachgewiesen werden konnte. Bei nicht hospitalisierten Patienten mit asymptomatischer, milder Symptomatik bezüglich einer SARS-CoV-2-Infektion ließ sich nämlich im Speichel ein signifikanter Anstieg des Nucleocapsid-Proteingehalts feststellen. Dies deutet auf eine Disruption der Viruspartikel hin.

Die Studie zeigt auch, dass die Bestimmung der Virus-RNA möglicher­weise nicht die richtige Methode für die Überprüfung der Aktivität von anti­viralen Agenzien ist. Dies gilt insbesondere für Bestandteile von Mundspüllösungen, die gegen die Virushülle gerichtet sind. Auch vorherige Studien lassen vermuten, dass die virale RNA im Speichel persistieren kann, wenn die Viruspartikel selbst zerstört wurden.

Corrigendum

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Die vorliegende Studie deutet darauf hin, dass CPC-haltige Mundspül­lösungen möglicherweise die Virus­verbreitung reduzieren können. Ein ein­minütiges Spülen mit CPC-Lösungen ist kostengünstig und scheint mindestens drei Stunden nach der Spülung noch effektiv zu sein. Insofern könnte eine solche Spüllösung ein Element in der Praxis darstellen, das neben anderen Schutzmaßnahmen präventiv gegen eine Ansteckung mit SARS-CoV-2-Viren wirksam sein kann. So könnte eine Anwendung vor einer zahnärzt­lichen Behandlung die Viruslast im Speichel infizierter Patienten senken.

Originalpublikation: Alemany A et al.: Cetylpyridinium Chloride Mouthwash to Reduce Shedding of Infectious SARS-CoV-2: A Double Blind Randomized Clinical Trial; J Dent Res 10: 1450-1456 (2022)

Prof. Dr. Elmar Hellwig

Univ.-Prof. (a.D.) Dr. med. dent. Elmar Hellwig

Erzherzogstr. 8, 79102 Freiburg

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