10 Jahre OPTI Summer School

Das Bootcamp für die Gründung

Juli 2023, Damp an der Ostsee: Die Sonne geht langsam unter, 100 Frauen und Männer quatschen mit einem Drink in der Hand am Strand. Auch wenn es so aussieht: Sie sind hier nicht im Urlaub. Auf der OPTI Summer School wollen sie in einer Woche lernen, wie sie am besten gründen – und damit ihre Vorstellung von einer Praxis verwirklichen.

Dass die Summer School am Meer liegt, ist natürlich kein Zufall: Initiator Christian Henrici will nötiges und wichtiges Wissen rund um das Thema Existenzgründung so angenehm wie möglich vermitteln. Deshalb schuf er vor zehn Jahren eine Veranstaltung, die Seminar- und Freizeitaktivitäten bestmöglich verbindet. „Konzentration und Erholung gehören zum Lehrkonzept. Wir wollen effektives Lernen ermöglichen. Das geht nur, wenn man den Kopf frei bekommt“, betont er. Radtouren, Beach-Volleyball und Strandpartys stehen daher ebenso auf dem Programm wie Business- und Finanzplanung oder das Steuer-Einmaleins für Gründer.

Die neue Generation Praxisinhaber hat ein anderes Mindset

Was hat sich denn im Verlauf der Jahre geändert? „Bei den meisten Gründerinnen und Gründern ist die Vereinbarkeit von Praxis und Familienplanung die entscheidende Größe“, berichtet Henrici. „Das ist eine bedeutende Veränderung im Mindset bei der neuen Generation Praxisinhaber: Es geht nicht mehr nur um die großen Fragen, wo und wie gründe ich meine Praxis, sondern viel mehr auch wann genau und mit Raum für die Work-Life-Balance.“

Aus den Beratungsgesprächen und bei den Live-Umfragen in den Seminaren zeichnen sich für ihn zwei Dinge ab: „Erstens ist die Kohle nicht mehr der treibende Motor für die Gründung oder Übernahme, sondern mehr und mehr die Selbstverwirklichung. Und zweitens ist das Bewusstsein für eine nachhaltige und gute Personalführung gewachsen.“

„Der Sundowner am Strand ist wichtig“

Wir wollen Zahnmedizinerinnen und Zahnmediziner für eine Gründung begeistern. Das schaffen wir durch die zielgerichtete Vermittlung von Wissen und den Abbau von Ängsten. Darunter sind viele Inhalte, die an der Uni nicht mitgegeben werden oder schlicht zu kurz kommen. Dafür organisieren wir einmal im Jahr die OPTI Summer School: eine Woche kompaktes Programm mit viel Zeit für individuelle Gespräche. In diesem Jahr haben wir die zehnte Summer School veranstaltet. Fast 600 Bewerbungen gingen bei uns ein. Da wir nicht mehr als 100 Teilnehmer nehmen, hatten wir die Qual.

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Christian Henrici ist Geschäftsführer der OPTI health consulting GmbH, die er 2006 auch gegründet hat und die Zahnarztpraxen in ganz Deutschland berät. Vor zehn Jahren rief er die Summer School an der Ostsee ins Leben, um den Nachwuchs zu fördern. Außerdem  betreibt er den Podcast „Praxisflüsterer“ und zusammen mit Zahnärztin Dr. Anne Heinz das Format „Küste und Kiez“ .

Im Prinzip sind wir 2014 mit dieser Idee in ein Vakuum gestoßen: Die Gründungen wurden komplexer, die neuen Generationen waren anders und die statistische Gründungsminderheit der Frauen wurde plötzlich zur deutlichen Mehrheit. Weder die Unis, noch die Assistenzzeit oder die Politik bereiten unseren Nachwuchs auf diese Herausforderungen vor.

Dieses Jahr sind die Gründerinnen und Gründer insbesondere konfrontiert mit signifikant höheren Zinsen, höheren Baustoffpreisen, dem Handwerkermangel, stark gesunkenen Kaufkosten von Abgabepraxen und dem Start von künstlicher Intelligenz in der Branche. Also versuchen wir hier den bestmöglichen Gründungsweg zu simulieren (beispielsweise schwenken wir gerade um und schauen uns wieder intensiver Abgabepraxen an). Ich bin überzeugt, dass wir aus den 100 Teilnehmern in den nächsten Monaten zwischen 40 und 50 Gründungen sehen werden.

Das Freizeitprogramm um die Seminar herum, ist natürlich zum Entspannen und Netzwerken gedacht, aber genau da beobachten wir immer wieder, wie sich viele in legererem Rahmen mehr trauen, etwas zu fragen oder zu sagen. Außerdem kann sich das Gelernte gut setzen, bevor es Anwendung findet. Der Sundowner am Strand oder die gemeinsame Radtour sind also ebenso wichtig.

„Wir wollen keine Kompromisse!“

Für uns bedeutet die Gründung vor allem Selbstverwirklichung in allen Bereichen. Wir wollen die Praxis so gestalten, wie wir es uns vorstellen, die Schwerpunkte bei den Behandlungen setzen und das Team zusammenstellen und formen. Dieser starke Drang entstand ganz klar auch aus Unzufriedenheit. Als Angestellter hat man eben nur bedingt Gestaltungsmöglichkeiten.

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Madeleine Fink (25) und Dr. Christian Lachmann (33) gründen als Paar. Madeleine hat Finanzwirtschaft studiert und über OPTI den Dental Manager (IHK) absolviert.

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Dr. Christian Lachmann hat in Jena studiert und ist seit sechs Jahren als Zahnarzt tätig. Seine Schwerpunkte sind Ästhetik und Implantologie.

Wir gründen in Radebeul bei Dresden, also im Osten, und wissen, dass wir unserem zukünftigen Personal etwas bieten müssen, um es langfristig bei uns zu halten. Wir wollen die Praxis als Arbeitsplatz so präsentieren, dass die Mitarbeiter gerne dorthin kommen. Das kann man sich als Kreislauf vorstellen: Zufriedene Mitarbeiter, die sich geschätzt, vernünftig bezahlt und gut versorgt fühlen, können auch unsere Patienten gut versorgen.

Wir werden den Service-Gedanken leben – und das in beide Richtungen: für die Patienten und das Personal. Dafür planen wir auch einen schönen, großzügigen Aufenthaltsraum mit Balkon und Blick auf die Weinberge. An den langen Öffnungstagen soll für ein gesundes Mittagessen gesorgt sein. Wir sind zwar schon ziemlich weit fortgeschritten im Gründungsprozess, aber bei der Summer School wurden viele unserer Gedanken und Pläne noch einmal bestätigt. Das ist ein gutes Gefühl! Allen potenziellen Gründern möchten wir mitgeben: Wagt Euch aus der Komfortzone – dann wachst ihr richtig.

„Ich möchte meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unbedingt fördern!“

Meine eigene Praxis war immer mein größter Traum. Selbstverwirklichung war für mich das treibende Argument. Ich wollte meine eigenen Ideen und Visionen umsetzen und meinen Weg gehen. Dafür habe ich mir geschworen, auch in schwierigen Zeiten durchzuhalten. Mein Weg war nicht immer geradlinig, aber ich bin stolz darauf, wie weit ich gekommen bin. Von meiner Ausbildung zur ZFA über meine Zeit als Au Pair bis hin zu meinem Studium – jede Erfahrung hat mich geformt. Es war zum Teil auch eine Herausforderung, aber ich habe mich durchgebissen und bin stolz auf meine akademischen Leistungen. Heute ist genau das eine wesentliche Fähigkeit: dranbleiben, durchhalten, Ziel erreichen.

Ich habe ein inklusives Praxiskonzept erstellt, das Menschen mit Behinderung, Migrationshintergrund und Gebärdensprache mit einbezieht. Ich kümmere mich um Kinder und Erwachsene gleichermaßen mit den Schwerpunkten Sportzahnmedizin, Paro, Kinder- und Jugendzahnheilkunde sowie Schlafmedizin. Ein Unfallzentrum für Zahntraumata steht auch in der Planung. Drumherum möchte ich eine Atmosphäre, in der sich jeder willkommen und wohlfühlt. Und ich möchte meine Mitarbeiter fördern! Ich bin ja dann eine Kollegin, die zuvor selbst ZFA war, und hoffe, dass das Bewerber ermutigt.

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Dr. Sabrina Reitz (33) hat an der Johannes Gutenberg-Universität in Mainz studiert und will sich dort auch niederlassen. Sie war zunächst ZFA und hat in der Zeit gelernt, einfühlsam mit Patienten umzugehen. Nachdem sie als Au Pair gearbeitet hatte, erfuhr sie vom „beruflich qualifizierten Bildungsweg“ und studierte Zahnmedizin. Reitz beherrscht die Gebärdensprache.

Klar, es gibt Konkurrenzdruck und finanzielle Unsicherheiten neben all den Herausforderungen bei der Gründung. Das akzeptiere ich aber als Teil des Prozesses. Ich spüre diese Ängste auch als eine Art Ansporn, noch härter und fokussierter an meinem Praxis-Traum zu arbeiten. Daran kann ich wachsen.

Bezüglich meiner Neugründung sind viele erstaunt, dass ich mich jetzt schon traue. Dabei bin ich seit knapp 20 Jahren im Bereich Zahnmedizin tätig. Nur weil man jung erscheint, kann man doch das Fachwissen und die Skills beherrschen.

„Balance zwischen Privatleben und Praxis ist mir sehr wichtig!“

Der Wunsch, meine eigene Chefin zu sein und die Philosophie meiner Behandlungen eigenständig umsetzen zu können, stehen für mich im Mittelpunkt bei meiner Gründung. Selbstverständlich spielt auch die Möglichkeit eines angemessenen Verdienstes eine wichtige Rolle.

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Helen Sokka (31) hat an der LMU in München studiert und konnte während der Semesterferien für sich Arbeitserfahrungen als Assistenz in verschiedenen Zahnarztpraxen sammeln. Für ihre Gründung will sie in Bayern bleiben. Ihre Schwerpunkte sind Prothetik und Implantologie.

Zu meinen Sorgen und Ängsten zählt die Herausforderung, die Familie mit Kindern und meine eigene Praxis in Einklang zu bringen. Die Balance ist mir hier sehr wichtig. Und ja, hier und da spüre ich Voreingenommenheit: Es fällt auf, dass meine jugendliche Erscheinung oft dazu führt, dass Patientinnen und Patienten sich nach meinem Alter erkundigen. Außerdem scheint mir, dass Patienten tendenziell mehr Vertrauen zu männlichen Ärzte haben und dass es Zeit braucht, bis ich als Frau diese Patienten gewinnen konnte und kann.

Während meiner Teilnahme an Summer School habe ich wertvolle Kontakte geknüpft und mich mit anderen Kollegen über eine Vielzahl von Praxisthemen austauschen. Diese Erfahrungen haben nicht nur mein berufliches Netzwerk bereichert, sondern ich habe auch Kollegen kennengelernt, zu denen ich bis heute Kontakt halte. Ich finde, während wir uns austauschen, bauen sich Zweifel und Unsicherheiten auch ab.

Für viele Zahnärztinnen und Zahnärzte ist die Anstellung oft der erste Schritt ins Berufsleben. Henrici: „Es ist wie eine Testphase mit Realitätsabgleich. Aus der Anstellung zu lernen ist gut, mit dem Sprung in die Selbstständigkeit locken aber langfristig deutlich bessere Verdienstmöglichkeiten.“

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