Zahnmedizin heute und morgen
Die Sorgen vor der wirtschaftlichen Zukunft in den Praxen und die Verunsicherung durch die aktuelle Gesundheitspolitik standen im Mittelpunkt der Begrüßungsrede des Präsidenten der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, Dr. Carsten Hünecke. Dabei stellte er die Skepsis der sachsen-anhaltischen Zahnärztinnen und Zahnärzte an der gegenwärtigen Gesundheitspolitik auch in den Kontext der spezifisch ostdeutschen Erfahrung mit dem DDR-Gesundheitssystem: „Das aktuell als Alternative von der Politik favorisierte Konzept der größeren und großen Versorgungseinheiten wird angesichts der Erfahrungen mit kollektivistischen Strukturen eher als untauglich eingeschätzt und fördert nicht das Vertrauen.“
Das sei jedoch nicht die einzige Quelle für Verunsicherung und Vertrauensverlust in die Politik. „Auch die Digitalisierung schürt angesichts der Erfahrungen mit der TI und der gesellschaftlichen Erwartung an digitale Prozesse in der Medizin, wie bei der KI, aktuell eher Unsicherheit als Zuversicht. Ob diese Anwendungen eine Entlastung darstellen oder gar als Ausgleich für fehlende Ärzte oder Zahnärzte taugen, wird eher infrage gestellt“, sagte Hünecke.
Hünecke fordert „Einzelpraxis 2.0“
Um der schwierigen Entwicklung zu begegnen, sollten die Kolleginnen und Kollegen im Berufsstand zusammenrücken und enger kommunizieren: „Stammtische, Kreisstellenversammlungen, persönlicher Austausch mit seinem kollegialen Umfeld bilden die Basis. Auch dafür bedarf es attraktiver Angebote und wir als Institutionen sind da natürlich gefordert. Da ist noch sehr viel Potenzial. Ihre Erfahrungen, Entscheidungen und auch Fehlentscheidungen sind ein Fundus, den es weiterzugeben gilt“, sagte Hünecke. Auch strukturell seien Veränderungen nötig: „Seitens des Berufsstands brauchen wir Konzepte, wie eine inhabergeführte Praxis in kleineren Strukturen wieder erstrebenswerter wird.“ Das werde dann auch die jungen Kolleginnen und Kollegen von der Niederlassung überzeugen. Angesichts der aktuell „frustrierenden“ Rahmenbedingungen forderte Hünecke eine „Einzelpraxis 2.0“ mit weniger administrativen Belastungen.
30 Jahre Geschichte und die Perspektiven
Das umfangreiche wissenschaftliche Programm der Fortbildungstage nahm die Metaperspektive des Überblicks über drei Dekaden auf. Die Referentinnen und Referenten präsentierten den aktuellen Stand der Zahnmedizin in den einzelnen Disziplinen im Kontext langjähriger Entwicklungslinien. Neben Vorträgen zu 30 Jahren Zahnerhaltung, Endodontie, Adhäsivsystemen, Implantologie, Chirurgie, Funktionsdiagnostik und Alterszahnheilkunde gab es einen Rückblick zu 30 Jahren digitaler Zahnmedizin – sehr früh bereits wurden digitale Techniken in der Implantatprothetik eingesetzt. Deutlich wurde, wie grundlegend sich die Zahnmedizin in der – medizinhistorisch gesehen – kurzen Zeitspanne weiterentwickelt hat. Das betrifft sowohl die technischen Mittel wie Gerätschaften und Materialien, die neue diagnostische und therapeutische Verfahren ermöglichen, als auch den Blick auf die Profession, die Hinwendung zur Prävention und möglichst minimalinvasive Behandlungsstrategien.