64. Bayerischer Zahnärztetag

„Die Bundesregierung darf die ambulanten Leistungserbringer nicht vergessen!“

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Beim Bayerische Zahnärztetag in München Mitte Oktober gab sich traditionell auch die bayerische Politik die Ehre: So kamen zum Festakt auch der stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger und Bayerns amtierende Gesundheitsministerin Ulrike Scharf.

Aiwanger (Freie Wähler) sieht die flächendeckende Versorgung in Bayern in Gefahr – verschärft durch Budgetierung und „die fehlende leistungsgerechte Bezahlung der Ärzteschaft.“ Das hohe medizinische Niveau in Bayern zu halten, müsse aber das Ziel sein. Im Zuge dessen dankte er den bayerischen Zahnärztinnen und Zahnärzten dafür, dass sie hier die wichtige Aufgabe übernehmen.

Scharf (CSU) forderte von der Bundesregierung verlässliche Rahmenbedingungen für Zahnärztinnen und Zahnärzte: „Zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger ist eine hochwertige und wohnortnahe medizinische Versorgung unabdingbar. Wir müssen deshalb dafür sorgen, dass die Niederlassung für Zahnärztinnen und Zahnärzte attraktiv bleibt. Jeder Praxisbetrieb ist auf eine ausreichende Vergütung angewiesen. Die Bundesregierung darf die ambulanten Leistungserbringer nicht vergessen.“

Auch die Entbürokratisierung müsse diese entschieden vorantreiben. „Wir können es uns in Zeiten drohenden Ärztemangels schlicht nicht mehr leisten, dass Zahnärztinnen und Zahnärzte so viel Zeit mit bürokratischen Hürden verbringen. Bürokratie kostet Zeit, Geld und Nerven.“ Die GOZ-Reform hält sie für „überfällig“. Positiv hob Scharf hingegen die gute Zusammenarbeit der Bayerischen Staatsregierung mit den bayerischen Zahnärzten hervor.

Der Präsident der Bayerischen Landeszahnärztekammer (BLZK), Dr. Dr. Frank Wohl betonte, dass Bayern als Flächenstaat von der Berliner Politik besonders betroffen sei. 55 Prozent der bayerischen Bevölkerung leben im ländlichen Raum. Die Versorgung dieser Patienten sieht er durch die aktuelle Politik gefährdet.

Dr. Rüdiger Schott, Vorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Bayerns (KZVB), kritisierte, dass die Berliner Politik die ambulante Versorgung akut gefährde – beim Thema iMVZ, dem GKV-Finanzstabilisierungsgesetz oder der Telematikinfrastruktur. Schott verwies auf die Konsequenzen der gegenwärtigen Gesundheitspolitik. Werde die Politik der Budgetierung nicht umgehend abgeschafft, werde sich die Versorgungslandschaft „weiter ausdünnen“. Es drohten lange Wartezeiten, weite Wege für einen Zahnarzttermin und die „Zwei-Klassen-Medizin“ in der zahnärztlichen Versorgung.

Prof. Dr. Christoph Benz, Präsident der Bundeszahnärztekammer (BZÄK), ging in seinem Grußwort noch einmal auf den gemeinsamen Protest der Ärzte- und Zahnärzteschaft zusammen mit dem Verband medizinischer Fachberufe „als außergewöhnliche Aktion“ ein. Beim Protesttag habe sich gezeigt, dass man gemeinsam bessere Bedingungen fordern könne. Zugleich rief er die Kolleginnen und Kollegen dazu auf, gegen den Trend zur Anstellung zu kämpfen und für die Niederlassung einzutreten. Außerdem hob Benz die Rolle der sprechenden Zahnmedizin im Kontext der individuellen Patientenbehandlung hervor: Sie sei „die wesentliche Grundlage für das Vertrauensverhältnis und die Herstellung der notwendigen Compliance“. Im Hinblick auf technische Innovationen komme man „auch bei der patientenindividuellen Therapie nicht am Hype-Thema künstliche Intelligenz vorbei“, sagte Benz.

Abschließend hob BLZK-Präsident Dr. Dr. Frank Wohl das Engagement der Kammer für ihre Mitglieder hervor. Das gelte sowohl für das gesundheitspolitische Feld, wie der angemessenen Honorierung zahnärztlicher Leistungen oder der Entwicklung von Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel, als auch für die tägliche Arbeit in den Praxen. „Wir wollen Sie bei Ihrer täglichen Arbeit mit individuellen Lösungen unterstützen. Sprechen Sie mit uns, wir helfen Ihnen gerne weiter – versprochen!“

Der wissenschaftliche Kongressteil unter der Leitung von Prof. Dr. Johannes Einwag lief unter dem Motto „Der kleine (große) Unterschied – Patientenindividuelle Planung und Therapie“. 15 Referenten befassten sich unter anderem mit „Männerschnupfen und anderen tödlichen Erkrankungen“, Gender Marketing, allgemeinmedizinischen Herausforderungen und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz. Auch die Abweichungen bei Zahnerhaltung, Prothetik und Parodontologie bei Frauen und Männern wurde besprochen.

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