Neue Skill-Labs in Tübingen

Hier ist die Ausbildung auf dem neuesten Stand

Rund zweieinhalb Jahre dauerten die Bauarbeiten: Nun sind die vorklinischen Räume für die Zahnmedizin an der Medizinischen Fakultät am Universitätsklinikum Tübingen eröffnet worden. Die „Skill-Labs“ bieten Platz für 80 Studierende auf einer Nutzfläche von 1.166 Quadratmetern. Dabei ist die Ausstattung auf dem höchsten Stand: So ermöglicht die Hälfte aller Plätze Supervision per Videostreaming.

Begonnen hatten die Planungen für den Neubau der zahnärztlichen Vorklinik auf dem Dach des vormaligen „Bettenbaus“ im Jahr 2016. Insgesamt 8,1 Millionen Euro kostete die Fertigstellung, dazu kam die Einrichtung, die mit 3,4 Millionen Euro zu Buche schlug.

Das Herzstück bilden zwei Phantom-Säle mit zusammen 80 Behandlungsplätzen. 40 Phantomköpfe für propädeu­tische Zwecke gibt es an den Hybridarbeitplätzen im „Technikum“, weitere 40 für die präklinische Ausbildung im „Phantomikum“. In einem Seminarraum kann man durch Abtrennungen in Kleingruppen arbeiten und zugleich mündliche Prüfungen abhalten. Die mit dem Start der neuen Zahnärztlichen Approbationsordnung (ZApprO) verbundenen Mehrbelastungen konnten so aufgefangen werden.

Die Skill-Labs sind eine Fläche, auf der alle vier Fachabteilungen gemeinsam lehren, um das Wissen zwischen den vier Fachgebieten im vorklinischen Abschnitt verknüpft zu vermitteln. Die Phantomköpfe für die präklinische Ausbildung haben technisch ein Videostreaming integriert, so dass der Supervisor live ein individuelles Feedback zum Handling und zur Ergonomie geben kann.

Der Phantomkopf kann auch Videostreaming

Außerdem sind sämtliche Medienstreams durch ein lokales AV-Netz in alle Räume übertragbar. Auch additive und subtraktive Fertigungen inklusive der Computer-Design-Vor­stufe sind in der Gruppengröße von 40 Personen in einem Schulungsraum mit 16 Hochleistungs-PCs und CAD-Software für festsitzenden und abnehmbaren Zahnersatz möglich. Darüber hinaus verfügen die Skill-Labs über drei mobile Intraoralscanner, um digitalisierte Kiefer im CAD-Lab zu nutzen. Hilfsweise können die Modelle auch mit einem stationären Scanner digitalisiert werden.

Die Fertigung im CAM-Lab erlaubt den Einsatz von 36 Rohlingen und vollautomatisiertes Fertigen aus allen Materialien für 40 Studierende. Ein Sinterofen schließt die Fertigung von Zirkon ein. Es kann auch durch die große Bauplattform des Formlabs 3BL additiv aus Harzen im Großgruppen-Maßstab gefertigt werden. Das Postprocessing entspricht dabei den Anforderungen an den Arbeitsschutz, zum Beispiel durch die Installation von Gefahrenstoffschränken und eines Abzugs für die Trocknung der Produkte nach dem Waschen.

Die Baugeschichte

Vor 30 Jahren zog die 1965 erbaute, „uralte“ Vorklinik aus dem Erdgeschoss der Zahnklinik 700 Meter weiter in die Räume der Calwerstr. 7. Für die damalige Zeit war es die modernste zahnärztliche Vorklinik: Es gab 40 Phantom- und drei Behandlungseinheiten für die gegenseitige Übung der Studierenden inklusive Hygieneraum sowie 40 Technikplätze plus Seminarraum. Neben den baulich-didaktischen Vorzügen der „alten Vorklinik“ brachte diese Trennung aber auch die räumliche Distanz der Studierenden vom Leben in der Klinik mit sich, dazu einen hohen Personalaufwand und eine Teamtrennung durch „Pendeleien“ zwischen beiden Standorten.

2016 starteten die Planungen für einen Neubau der Vorklinik. Dabei stellte sich heraus, dass die Konzeption der damaligen Raumnutzung und -aufteilung nicht leicht zu übertreffen war. Die neuen Skill-Labs finden sich jetzt in einem erweiterten Baukörper des ehemaligen Bettenbaus, der heute „Lehr- und Forschungsbau“ heißt – also wieder in der Universitätsklinik für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde (ZMK). Die Bettenstation wurde 1965 beim Bau der Tübinger Zahnklinik dreigeschossig als Gelenkbau errichtet. 2005 wurden zwei Etagen abgebrochen, weil die Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie in die BG-Unfallklinik wechselte. Dafür wurde 2006 eine Laboretage auf der Gebäudefläche errichtet.

Die Statik des Gebäudes wurde bereits damals für eine spätere Aufstockung vorbereitet. Im hinteren Teil des Grundstücks wurde der Baukörper in Hanglage verlängert und um vier Geschosse erweitert, so dass das Gebäude nun wieder seine ursprüngliche Höhe mit mehr Grundfläche erreicht. Nach der Einrichtung der studentischen Lerninseln mit Bezug zur ZMK-Bibliothek im Erdgeschoss 2007 und der Erweiterung um die Skill-Labs wurde der Gebäudetrakt 2022 in „Lehr- und Forschungsbau“ umbenannt.

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Planung der Aufstockung der vorklinischen Räume der zahnmedizinischen Fakultät am Universitätsklinikum Tübingen

Warum aber stehen dann noch „alte“ Geräte in den Räumen herum? Ganz einfach: Sie kommen zum Einsatz, wenn praktische Prüfungen nach der alten Approbationsordnung abgehalten werden müssen. Das ist noch bis 2025 der Fall. So haben Techniken wie der Guss von Legierungen keinen Raum mehr in der neuen ZApprO. Zug um Zug werden diese Funktionsräume umgestaltet, um die anderen Fachabteilungen, insbesondere die Zahnerhaltung, besser auf der Fläche zu integrieren, etwa durch die Bereitstellung einer Röntgeneinheit.

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