Zahnärztetag Sachsen-Anhalt

„Die Zeit drängt, die Hütte brennt bereits“

Heftarchiv Politik
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Zu viel Bürokratie, zu wenig beruflicher Nachwuchs – die sachsen-anhaltische Zahnärzteschaft nutzte ihren 30. Zahnärztetag, um einen dringenden Appell an die Politik zu richten.

Die Lücken in der ärztlichen und zahnärztlichen Versorgung sowohl im Land als auch im Bund würden in der Öffentlichkeit zunehmend spürbar, sagte Dr. Carsten Hünecke, Präsident der Zahnärztekammer Sachsen-Anhalt, in seiner Begrüßungsrede am 27. Januar 2024 in Magdeburg. „Die Politik muss nun umgehend handeln und politische Rahmen neu ziehen“, forderte er. Ebenso dringenden Handlungsbedarf mahnte der Kammerpräsident beim Bürokratieabbau, der Telematikinfrastruktur, beim Thema Budgetierung und bei der veralteten Gebührenordnung für Zahnärzte an. „Zu allem gibt es konkrete Vorschläge seitens des Berufsstandes“, so Hünecke. Aber schaue man zum Beispiel auf die Vorschläge der Bundeszahnärztekammer und Kassenärztlichen Bundesvereinigung zum Bürokratieabbau, müsse man feststellen: „Nicht einer fand bis jetzt den Weg in das von Minister Lauterbach geplante Bürokratieentlastungsgesetz.“ Das sollte sich umgehend ändern, denn: „Die Zeit drängt, die Hütte brennt bereits.“

Interdisziplinäre Therapie des Lückengebisses

Im wissenschaftlichen Teil der Jubiläumsveranstaltung ging es um die Versorgung des Lückengebisses als interdisziplinäre Herausforderung. Eröffnet wurde er von Prof. Dr. Guido Heydecke aus Hamburg mit einem Vortrag zum Thema „Prothetischer Pfeiler 2024“. Er erklärte, dass unter anderem im Zuge des demografischen Wandels bei Gebissschäden eine Verschiebung hin zu einer späterer Schädigung durch Karies und Parodontitis festzustellen sei. Es tauchten vermehrt komplexere Fälle auf, für deren fundierte prothetische Therapie die Einbettung in ein tragfähiges Konzept auf Basis umfassender Informationen entscheidend sei. Heydecke erklärte anhand klinischer Fallbeispiele, wie man mithilfe des prothetischen Pfeilers die richtige Planungsgrundlage für komplex geschädigte Gebisssituationen schaffen kann.

Auch Prof. Dr. Dirk Ziebolz aus Leipzig thematisierte die Zunahme komplexer Patientenfälle aufgrund der steigenden Anzahl eigener Zähne im Alter. Insbesondere die Beurteilung der Erhaltungs- und Therapiefähigkeit parodontal vorgeschädigter Zähne stelle eine Herausforderung für langfristige Behandlungserfolge dar. Ziebolz betonte, dass parodontologische, prothetische und/oder kieferorthopädische Versorgungskonzepte im Lückengebiss unbedingt interdisziplinär abgestimmt werden sollten und führte aus, wie interdisziplinäre Planungs- und Behandlungsstrategien aus parodontologischer Sicht gelingen können.

Das Lückenmanagement aus kieferorthopädischer Perspektive stand im Mittelpunkt des Vortrags von Prof. Dr. Karl-Friedrich Krey aus Greifswald. Unter anderem beschäftigte er sich mit den Konsequenzen der systematischen Extraktion von Sechsjahrmolaren bei Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation (MHI). Weitere Aspekte waren die Entscheidungsfindung bei der Frage Lückenöffnung versus Lückenschluss sowie die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Implantologie und Prothetik, um funktionell und ästhetisch gute Ergebnisse zu erzielen.

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