Motivation statt Dirigismus

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Verteidigungsminister Boris Pistorius ist nach seiner mehr als unglücklichen Vorgängerin angetreten, die Bundeswehr – wieder einmal – zu reformieren. Dass dies angesichts der katastrophalen Defizite in vielen Bereichen eine Herkulesaufgabe ist, ist allgemein bekannt. Wirklich gut sieht es um die Landesverteidigung bekanntermaßen nicht aus. Zu beneiden ist Pistorius sicherlich nicht. Aber dass man dann ausgerechnet an bestehenden bewährten Strukturen ansetzen und diese zerschlagen will, erschließt sich nicht wirklich. Sollten die Pläne des Verteidigungsministeriums tatsächlich umgesetzt werden, käme das einer Auflösung des Sanitätsdienstes der Bundeswehr gleich. Dabei hat sich gerade diese Eigenständigkeit des Sanitätsdienstes mit etablierten Strukturen über Jahrzehnte hinweg bewährt. Dass sich die ärztlichen und zahnärztlichen Standesorganisationen und Verbände inklusive des Gemeinsamen Bundesausschusses in einem Brief an Pistorius gewandt und vor diesem Schritt gewarnt haben, sollte dem Minister, der sonst eher weniger mit dem Gesundheitswesen zu tun hat, zu denken geben. Darin wird unter anderem auf die erfolgreiche und tragfähige zivil-militärische Zusammenarbeit, für die der eigenständige Sanitätsdienst ein Garant ist, hingewiesen.

Neue – alte – Ideen zu mehr staatlicher Regulierung gibt es auch an anderer Stelle. In Sachsen-Anhalt denkt die dortige Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne über die Wiedereinführung von Zulassungsbeschränkungen nach. Die SPD-Politikerin hält diese Regulierungsmaßnahme tatsächlich für eine gute Idee, um den immer stärker werdenden Zahnärztemangel in ihrem Bundesland in den Griff zu bekommen. Es wirkt ziemlich bizarr, dem Nachwuchsmangel ausgerechnet dadurch begegnen zu wollen, dass man stärker reguliert. Die KZV Sachsen-Anhalt hat dann ziemlich zurecht darauf verwiesen, dass das Setzen von positiven Anreizen der adäquate Weg ist, das Problem anzugehen. Diesen nicht einfachen, aber auf Dauer nachhaltigeren Weg zu gehen, damit tut sich die deutsche Politik seit jeher schwer – und dies ziemlich parteiübergreifend. Dabei lassen sich Politikerinnen und Politiker auch nicht davon beirren, dass die Einführung derartiger regulativer Maßnahmen fast nie zum Erfolg geführt hat. Getreu dem Motto „dieses Mal wird’s was“, probiert man es halt wieder. Grimm-Benne will nun mit den ostdeutschen Gesundheitsministerinnen und -ministern über eine mögliche Bundesratsinitiative sprechen. Bleibt zu hoffen, dass unter ihren Kolleginnen und Kollegen etwas mehr Weitsicht zu finden ist und die „Idee“ wieder dorthin verschwindet, wo sie hingehört – in die Mottenkiste.

Die jungen Zahnärztinnen und Zahnärzte, die wir in der zm-starter-Ausgabe vorstellen, brauchen sicherlich keine weiteren staatlichen Regulierungen. Sie brennen für ihren Beruf und möchten etwas leisten. Diesen Enthusiasmus und Mut gilt es staatlicherseits zu unterstützen, nicht durch weitere Maßnahmen einzudämmen. So wie der junge Zahnarzt, der in einer sächsischen Kleinstadt, die Praxis seiner Eltern übernommen hat und nun Stück für Stück modernisiert. Dies tut er, weil er sich für den Beruf begeistert und das Lebenswerk seiner Familie erhalten will. Diese Motivation wird man kaum durch staatlichen Dirigismus erzeugen können. In dieser Ausgabe zeigen wir einige Beispiele von jungen Zahnärztinnen und Zahnärzten, die nicht dem gängigen Klischee der Gen Z entsprechen, sondern leistungs­bereit und hochmotiviert sind.

Viel Spaß bei der Lektüre

Sascha Rudat
Chefredakteur

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