Richtig deeskalieren

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Haben Sie auch das Gefühl, dass der zwischenmenschliche Umgang in Deutschland an vielen Stellen rauer geworden ist? Und dies nicht erst seit der Corona-Pandemie, in der sich viele Menschen mit ihren Positionen scheinbar unvereinbar gegenüberstanden. Oft scheinen Kleinigkeiten, über die man mit etwas Nachsicht hinweglächeln könnte, auszureichen, um eine Situation eskalieren zu lassen. Im Straßenverkehr hat das ja schon Tradition: Autofahrer, Radfahrer, Fußgänger, E-Scooter-Fahrer … alle beanspruchen ihr Territorium. Dort sind Auseinandersetzungen an der Tagesordnung. Vergleichsweise neu sind hingegen wachsende Aggressionen gegenüber Ärztinnen und Ärzten, Zahnärztinnen und Zahnärzten, Pflegepersonal oder Rettungskräften. Eigentlich paradox, aber Mitglieder der Heilberufe – also Menschen, die anderen Menschen helfen möchten – werden immer öfter zur Zielscheibe ungehemmter Aggression – durch Patientinnen und Patienten oder auch deren Angehörige, und manchmal sogar durch unbeteiligte Dritte. Die Zündschnur scheint bei vielen sehr kurz geworden zu sein. Dazu kommt oft eine Vollkaskomentalität – verbunden mit der irrigen Annahme, dass in unserem Gesundheitssystem jedem Patienten jede Leistung sofort und unverzüglich zur Verfügung stehen muss. Natürlich dürfen und können Patientinnen und Patienten verbalisieren, wenn sie sich von (Zahn-)ärzten und Praxispersonal nicht angemessen behandelt fühlen. Aber es ist schon erstaunlich, wie oft dabei der grundlegende Respekt fehlt. Meist bleibt es bei verbalen Attacken, aber selbst körperliche Gewalt ist inzwischen keine Ausnahme mehr.

Doch was tun? Das gesellschaftliche Umfeld können Zahnarztpraxen natürlich nicht verändern. Aber sie können sich auf bestimmte schwierige oder gefährliche Situationen vorbereiten, um im Ernstfall adäquat zu handeln und zu deeskalieren, bevor Schlimmeres passiert. Daher sollte man sich – zusammen mit dem Team – mit dem Thema beschäftigen. In unserer Titelgeschichte geben Experten Tipps zum richtigen Umgang mit aggressiven Patienten.

Im zweiten Teil unserer „Frühjahrs“-Fortbildung zum Thema Bruxismus geht es in einem Beitrag um die restaurative Therapie von Zahnverschleiß aufgrund von Bruxismus – nicht primär kurativ, sondern zur Behandlung der Folgen. Der zweite Artikel befasst sich mit Bruxismus in der Sportzahnmedizin. Hier geht man ähnlich wie bei der CMD davon aus, dass es eine höhere Prävalenz als in der Gesamtbevölkerung gibt. Bruxismus ist im Leistungssport ein Störfaktor, den es zu beseitigen gilt. Wir zeigen die Zusammenhänge.

Dann gehen wir in dieser Ausgabe der Frage nach, ob E-Zigaretten doch nicht so harmlos sind wie bisher angenommen. Neue epigenetische Untersuchungen der Mundschleimhaut geben Aufschluss darüber, ob jemand Tabak, E-Zigaretten oder Snus konsumiert hat.

Cannabis ist jetzt bekanntermaßen in Deutschland teilweise freigegeben. Über die Folgen des Cannabis-Konsums wurde schon viel berichtet. Wenige beachtet wurden bisher die möglichen Auswirkungen des Drogenkonsums auf das Parodontitisrisiko. Wir stellen aktuelle Erkenntnisse vor.

Sehr deutlich hat sich die Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung gegen die Überlegungen gestellt, Zulassungsbeschränkungen wiedereinzuführen. Aus Sachsen-Anhalt kamen im Februar derartige Überlegungen als Mittel, um zahnärztlicher Unterversorgung in bestimmten Regionen entgegenzuwirken. Die KZBV erklärt, warum dies der falsche Weg wäre.

Mit der bevorstehenden Europa-Wahl hat sich die Bundeszahnärztekammer befasst und eine Positionspapier veröffentlicht. Darin macht sie deutlich, warum es wichtig für die Zahnärzteschaft ist, sich mit Europa zu befassen und welchen Einfluss die europäische Gesetzgebung auf das Gesundheitswesen in Deutschland hat.

Viel Spaß bei der Lektüre

Sascha Rudat
Chefredakteur

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