Das Prinzip Hoffnung regiert

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Die GKV-Finanzen bleiben Dauerthema. Auch innerhalb der Bundesregierung. So wird die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) über das bereits bekannte Darlehen hinaus keine weiteren Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt erhalten. Das hat Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) kürzlich bei der Vorstellung des Haushaltsentwurfs der Bundesregierung für das Jahr 2026 deutlich gemacht. Neben dem regulären Jahreszuschuss von 14,5 Milliarden Euro sieht der Haushaltsplan für 2026 lediglich ein weiteres Darlehen von 2,3 Milliarden Euro vor. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat schon erklärt, dass damit die Finanzierungslücke in der GKV nicht geschlossen werden könne und dass Beitragssteigerungen angesichts des verbleibenden Fehlbetrags von rund vier Milliarden Euro nicht ausgeschlossen werden könnten.

Interessant ist, dass Klingbeil seine Weigerung, mehr Geld für die GKV zur Verfügung zu stellen, mit Berufung auf die geplanten Kommissionen zur Erarbeitung von Vorschlägen für eine nachhaltige Reform der GKV-Finanzen begründet. Wenn die Kommission zeitnah Ergebnisse vorlegen würde, die dann sofort umgesetzt würden, seien zumindest deutliche Beitragssteigerungen im Jahr 2026 vermeidbar, erklärte der SPD-Politiker.

2026?! Laut Koalitionsvertrag soll die Kommission erst bis zum Frühjahr 2027 erste Ergebnisse vorlegen. Warken ihrerseits hatte angekündigt, dass dies eventuell bereits 2026 geschehen könne. Aber selbst wenn dieser mehr als unwahrscheinliche Fall eintritt: Bis die Vorschläge in der Regierung diskutiert und dann umgesetzt sind, erscheint auch 2027 mehr als ambitioniert. Man kann sich irgendwie des Eindrucks nicht erwehren, dass die Bundesregierung dem Prinzip Hoffnung frönt. Die allwissende Kommission soll auf wundersame Weise Vorschläge erarbeiten, die die GKV-Finanzen dauerhaft stabilisieren. Lassen wir uns also überraschen. Derweil haben die Krankenkassen Klingbeils Haushaltsentwurf für 2026 erwartungsgemäß umgehend heftig kritisiert. Es dürfte also noch spannend werden. Der Druck im Kessel steigt.

Viel Druck haben offenbar auch einige Patientinnen und Patienten – Aggressionen, verbale Ausfälle und Gewalt gegen medizinische Fachkräfte nehmen zu. Oft sind es scheinbare Kleinigkeiten, die Patienten in Rage bringen und die Lage eskalieren lassen. Um in solchen Situationen adäquat zu reagieren und sich und sein Personal zu schützen, ist eine gute Vorbereitung sinnvoll. Der niedergelassen Oralchirurg Dr. David Klingert hat ein Konzept zur Deeskalation entwickelt. Wir stellen in unserer Titelgeschichte verschiedene Szenarien vor, die der Profi einordnet. Gerne können Sie uns von Ihren Erfahrungen berichten.

Von seinen Erfahrungen in der Standespolitik erzählt in dieser Ausgabe Jürgen Herbert, der sage und schreibe 34 Jahre Präsident der Landeszahnärztekammer Brandenburg war. Kürzlich hat er den Staffelstab an Dr. Romy Ermler übergeben. Herbert berichtet von den sehr bescheidenen Anfängen der Zahnärztekammer in einer Baracke in Cottbus und wie er über Jahrzehnte hinweg versucht hat, den Kolleginnen und Kollegen Lust auf die Niederlassung in eigener Praxis zu machen. Lesen Sie ein Stück Zeitgeschichte.

Außerdem haben wir den Hamburger KZV-Chef Dr. Eric Banthien zum Probebetrieb der elektronischen Patientenakte in der Hansestadt interviewt. Sein Fazit zum aktuellen Stand der ePA fällt sehr durchwachsen aus. Gleichzeitig rät er Zahnärztinnen und Zahnärzten in anderen Regionen, sich mit der ePA vor dem verpflichtenden Start am 1. Oktober zu befassen.

Viel Spaß bei der Lektüre

Sascha Rudat
Chefredakteur

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