Hilfe am Rand der Gesellschaft
Die Gesundheit obdachloser Menschen in Berlin ist oft prekär. Das bestätigte im Frühsommer der zweite „Gesundheitsbericht zur medizinischen und zahnmedizinischen Versorgung obdachloser und/oder nicht krankenversicherter Menschen“ der GeBeWo pro. Der gemeinnützige Träger berichtet, dass in der Hauptstadt mindestens 55.000 wohnungslose Menschen leben, davon mehr als 6.000 auf der Straße.
Die Berliner Obdachloseneinrichtungen
GEBEWO Praxis für obdachlose und bedürftige Menschen
Stralauer Platz 32
10243 Berlin Friedrichshain
030/290 47 541
zahnarztpraxis@gebewo-pro.deZahnmobil der Caritas
Residenzstr. 90
13409 Berlin
030/666 33 1044
info@caritas-berlin.deJenny la Torre-Stiftung für
obdachlose und bedürftige
Menschen
Pflugstr. 12
10115 Berlin-Mitte
030/288 845 980
info@delatorre-stiftung.deMalteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM)
Aachener Str. 12
10713 Berlin-Wilmersdorf
030/827 221 02
mmm.berlin@malteser.orgHVD TagesTreff für Wohnungslose und Bedürftige
Weitlingstr. 11
10317 Berlin-Lichtenberg
030/526 956 39
info.tt@hvd-bb.deErgänzend berätdie Clearingstelle der Berliner Stadtmission Menschen, die nicht krankenversichert sind oder Schwierigkeiten mit ihrer Versicherung haben und zum Arzt müssen.
Zinzendorfer Str. 18/ Ecke Levetzowstr.
10555 Berlin-Moabit
030/690 33 5972
clearingstelle@berliner-stadtmission.de
Die Obdachlosen-Praxis am Ostbahnhof
Zumeist fallen sie durch das Raster der GKV-Regelversorgung. Ihre Behandlung erfolgt durch ehrenamtliches Engagement und Spenden. Die „GEBEWO – Soziale Dienste – Berlin gGmbH“ unterhält dafür verschiedene Anlaufstellen in Berlin. Eine etablierte Praxis befindet sich am Stralauer Platz gegenüber dem Ostbahnhof. Seit mehr als 15 Jahren werden dort auf der Straße lebende Menschen unbürokratisch und niedrigschwellig versorgt.
Das Gesundheitszentrum der Jenny De la Torre-Stiftung
„Obdachlosigkeit ist eine soziale Krankheit“ – und medizinische Hilfe ein Menschenrecht, betonte die im Juni verstorbene Ärztin Jenny De la Torre. 2002 gründete sie die nach ihr benannte Stiftung, 2006 eröffnete sie das Gesundheitszentrum für Obdachlose in der Pflugstraße in Berlin-Mitte als Anlaufstelle für medizinische, zahnärztliche, psychologische, soziale und rechtliche Hilfe. In der Zahnarztpraxis werden Patienten nicht nur behandelt, sie bekommen dort auch Zahnbürsten und Zahnpasta.
Das Zahnmobil der Caritas
Auch die Caritas stellt ein wichtiges zahnmedizinisches Angebot: Seit Ende 2022 fährt ein Zahnmobil neben dem Arztmobil durch Berlin und ermöglicht unkompliziert Erstuntersuchungen, Beratungen, Aufklärung und Behandlung. Das Team besteht aus ehrenamtlichen Zahnärzten, Verwaltungskräften und ZFAs. Ziel sei, allen Menschen eine umfassende medizinische Versorgung zur Verfügung zu stellen, sie und ihre Probleme ernst zu nehmen und sie in bestehende zahnmedizinische und weiterführende soziale Hilfesysteme zu vermitteln, so die Caritas. Das Leben auf der Straße mache krank, der gesundheitliche Zustand von Obdachlosen verschlechtere sich rasant. Zahnschmerzen könnten in dieser Situation unerträglich werden und erschwerten das Leben auf der Straße zusätzlich.
Der TagesTreff für Wohnungslose und Bedürftige in Lichtenberg
Eine kostenlose zahnmedizinische Behandlung für obdachlose Menschen gibt es auch am Bahnhof Lichtenberg: Im „TagesTreff“ des Humanistischen Verbands Deutschlands (HVD) bekommen sie Essen, können sich duschen und erhalten frische Kleidung. Wie die ehrenamtlich tätige Zahnärztin den zm mitteilte, fehle dort jedoch Personal und künftige Gelder seien unsicher, obwohl der Bedarf allgemein spürbar gestiegen ist. Ohnehin sei es schwierig, die Wohnungslosen zu versorgen, denn die Zahnarztpraxis werde oft erst als letzte Station angesteuert. Da Restaurationsmaßnahmen bei Menschen ohne feste Tagesstruktur schlecht planbar seien, behandeln sie in der Praxis vor allem Notfälle und Schmerzpatienten.
Die Malteser Medizin in Wilmersdorf
Erstuntersuchungen, Notfallversorgung bei plötzlicher Erkrankung, Verletzungen oder Schwangerschaft: Die Malteser Medizin für Menschen ohne Krankenversicherung (MMM) in der Aachener Straße 12 versorgt Patienten ohne gültigen Aufenthaltsstatus oder ohne Krankenversicherung unter Wahrung der Anonymität. Oftmals kämen Menschen, deren Krankheit bereits ein lebensbedrohliches Stadium erreicht hat, berichtet der Verein. Zu den häufigen Krankheitsbildern gehören demnach Herz- und Kreislauferkrankungen, Diabetes, Zahnprobleme sowie Infektionen.
Ehrenamtlicher Einsatz trägt das Hilfsangebot
Das Berliner Hilfswerk Zahnmedizin e.V. (BZH), das unter der Schirmherrschaft der Zahnärztekammer Berlin steht, engagiert sich seit vielen Jahren für Menschen ohne festen Wohnsitz und kooperiert dabei mit vielen anderen Berliner Einrichtungen, indem Zahnärztinnen und Zahnärzten vermittelt werden und auch durch finanzielle Hilfe bei der Beschaffung von Materialien oder bei Instandhaltungsmaßnahmen.
Spende oder Mitgliedschaft
Alle Stellen bestätigen eine erhebliche Zunahme von Menschen in Armut und Not und sind dankbar für die Unterstützung durch Spenden oder auch eine Mitgliedschaft im Berliner Hilfswerk Zahnmedizin (BHZ).
Finanzielle Unterstützung:
Spendenkonto: Berliner Hilfswerk Zahnmedizin
Deutsche Apotheker- und Ärztebank
IBAN:
DE98 3006 0601 0105 2111 90
Jeder Cent der Spende geht ohne Abzüge direkt an die geförderten Projekte. Eine Spendenbescheinigung über die Zuwendung gemäß § 10b Einkommenssteuergesetz erhalten Sie, wenn Sie bei Ihrer Überweisung Ihre vollständige Anschrift angeben. Bescheinigungen über Sachspenden stellen die jeweiligen Träger aus.
Berliner Hilfswerk Zahnmedizin e.V. c/o Zahnärztekammer Berlin
Stallstr. 1, 10585 Berlin
030/34 808 159
bhz@zaek-berlin.de
www.zaek-berlin.de/bhz
Dr. Karsten Heegewaldt, Präsident der Zahnärztekammer Berlin: „Auch in unserer Stadt steigt die Zahl der Menschen mit besonderem Behandlungsbedarf, wie etwa obdachlose oder nicht-krankenversicherte Menschen. Die Berliner Zahnärztinnen und Zahnärzte nehmen ihre soziale Verantwortung und gesellschaftspolitische Aufgabe bei der zahnmedizinischen Versorgung Hilfsbedürftiger wahr: In unseren Praxen behandeln wir Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und das BHZ unterstützt die verschiedenen sozialen Projekte. Ob durch das ehrenamtliche Engagement oder in Form einer Geldspende – es kommt auf das Engagement jedes einzelnen an, wofür ich den Kolleginnen und Kollegen sehr herzlich danke!“
„Allein 2023 wurden fast 10.000 Personen in den medizinischen Praxen für wohnungslose oder nicht-krankenversicherte Menschen behandelt. Über 33.000 Behandlungen wurden durchgeführt. Das entspricht einem Anstieg von über 11 Prozent gegenüber 2022. Gerade einmal 12 Prozent aller Patienten wiesen einen gesicherten Krankenversicherungsstatus auf, berichtet Kai-Gerrit Venske, Sprecher des „Runden Tisches medizinische und zahnmedizinische Gesundheit obdachloser Menschen in Berlin“, und Fachreferent Wohnungslosenhilfe beim Caritasverband für das Erzbistum Berlin.





