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Zu Besuch bei Berlins ältestem praktizierenden Zahnarzt Dr. Franz Zimny

„Ich wäre entweder Tischler oder eben Zahnarzt geworden!“

Seit 57 Jahren ist Dr. Franz Zimny am Kaiserdamm in Berlin-Charlottenburg niedergelassen. Direkt nach seiner Assistenzzeit hat er die Praxis mit einem Freund übernommen und dann im Laufe der Zeit daraus ein Familienunternehmen gemacht. Warum er auch mit fast 84 Jahren noch nicht ans Aufhören denkt und was ihn fit hält.

Zimny, hochgewachsen, schlank und die filigrane Lesebrille mal auf der Nase, mal in der Hand, hilft galant aus dem Mantel und führt direkt durch die 580 Quadratmeter ­große Praxis – in weißen Barfußschuhen. In dem Berliner Altbau geht es geschäftig zu an diesem Mittwoch. Die Räumlichkeiten wurden 2014 erweitert und beherbergen seitdem 13 Behandlungseinheiten. Das Eigenlabor fertigt nach neuestem technologischem Stand den Zahnersatz an, emsig arbeiten 3D-Drucker und die Fräsmaschine im Hintergrund.

Jeder Raum trägt als Orientierungshilfe den Namen einer Farbe – Rot, Gelb, Rosa, Schwarz etc. Die Keramikschilder dafür haben seine Enkel geformt und bemalt. Zimny ist Familienmensch durch und durch. Mit seiner Frau, ebenfalls Zahnärztin, hat er fünf ­Kinder.

Warum er heute immer noch arbeitet, anstatt sich zurückzulehnen? Er ist sich seiner großen Erfahrung bewusst, die er gerne an die Familie und seine Mitarbeitenden weitergibt. Er ist dankbar, dass er mit seinen beiden Töchtern und seiner Frau seit 2011 in einer Gemeinschaftspraxis arbeiten kann. Er freut sich, dass seine Töchter viele digitale, technische und medizinische Neuerungen in die Praxisabläufe eingebracht haben, so dass sich die Praxis und das Eigenlabor auf dem modernsten Stand befinden.

Immer in Bewegung

Die Basis seiner soliden Gesundheit ist der Sport – vor allem Tennis. Dreimal die Woche trainiert er und nahm in den jeweiligen Altersklassen immer wieder an den Berliner Mannschaftsmeisterschaften teil. Er habe sein Leben lang Sport getrieben und auch in den arbeitsintensivsten Zeiten immer versucht, der Bewegung Platz einzuräumen. „Selbst, wenn mich der Herrgott zum Gespräch bitten würde, ich würde dennoch erst zum Tennis gehen“, erzählt der gläubige Katholik.

Neben dem Sport ist es die Begeisterung für den Beruf, die ihn dranbleiben lässt. Dass er bis heute noch arbeitet und sich immer noch weiter fortbildet, damit habe er nicht gerechnet. „Das hat sich so entwickelt. Man entwickelt sich sein Leben lang. Ich bin selbstverständlich dankbar dafür“, sagt er. Bereits als kleiner Junge wollte er etwas Handwerkliches machen.

„Ich wäre entweder Tischler oder eben Zahnarzt geworden. Nur einen Bürojob wollte ich nie, das ist nichts für mich!“ Ganz klar sei, dass sein Beruf ihn bis heute auch geistig fit halte. „Die Freude am Beruf und die Familie tragen mich. Solange ich gesund bin, mache ich weiter“, sagt Zimny.

Wie aber ist Zimny auf die Zahnmedizin gekommen? Seine Familie, 1956 ausgesiedelt, hing lange in Oberschlesien fest. Zu Hause wurde Deutsch gesprochen, in der Öffentlichkeit nur Polnisch, Deutsch war verboten. Der Vater sei ein tüchtiger Bergmann gewesen, den man nicht nach Deutschland ziehen lassen wollte. Die Mutter unterrichtete ihn zu Hause – so gut sie konnte. Ab 1957 besuchte Zimny eines der wenigen Aufbau-Gymnasien in Nordrhein-Westfalen. Es folgten nach nur sechs Jahren Schule und auch ohne Einser-Abitur die Studienjahre der Zahnmedizin ab 1963 in Münster, Freiburg und abschließend das Staatsexamen in Berlin 1968.

„An erster Stelle für und mit der Familie“

Zwei Jahre später übernahm er die Praxis von seinem damaligen Chef und Lehrmeister, führte sie dann 23 Jahre lang zusammen mit einem Studienfreund. „18 Jahre davon waren sehr harmonisch, dann fing der Spaltpilz an zu wachsen“, berichtet der Zahnarzt. Die Trennung samt Gerichtsverfahren verlief unschön und war eine der herberen Enttäuschungen in seinem Berufsleben. Woher nahm er die Kraft und Motivation in schweren Zeiten? „An erster Stelle für und mit der Familie“, so die Antwort. Auch das Schicksal, den zweitgeborenen, an Leukämie erkrankten Sohn im Alter von fünfeinhalb Jahren zu verlieren, war eine der größten Belastungen in seinem Leben. „Am Ende muss man das Schicksal akzeptieren und weitermachen“, sagt Zimny.

Lange Zeit war er der Hauptverdiener und arbeitete bis 2023 sechs Tage die Woche. „Nicht um unbedingt mehr Geld zu verdienen, sondern um ausreichend Zeit für meine Patienten zu haben. Nur so kann man seine Arbeit richtig gut machen!“, erklärt er. Seine Frau blieb zu Hause, zog die Kinder groß und hielt ihm den Rücken frei. Als der Nachwuchs alt genug war, stieg sie 1994 wieder in den Praxisbetrieb mit ein. Später folgten zwei der drei Töchter. Der Sohn wollte lieber sein eigenes Ding machen und eröffnete eine Praxis in der Uhlandstraße. „Das hat mich einen Moment lang sehr geschmerzt, aber dann habe ich das akzeptiert. Für den Familienfrieden ist das gut so gewesen“, weiß Zimny. Heute zähle für ihn, dass alle drei Kinder mit ihrer zahnärztlichen Berufslaufbahn hoch zufrieden sind.

„Dass ich über 65 Jahre hinaus arbeiten würde, war ungeplant und ist so gewachsen.“

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Was würde er jüngeren Kollegen zurufen, um auf der Langstrecke im Beruf durchzuhalten? „Erhaltet eure eigene Gesundheit und tragt etwas dazu bei. Glaubt nicht daran, dass ihr eine gute Rente erhaltet. Auch am Ende müsst ihr Euch selbst noch ernähren können und dafür vielleicht länger arbeiten. Sorgt also in guten Zeiten vor und haltet Euch fit.“

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