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Kongress der European Association for Osseointegration in Monaco

Zeit ist der entscheidende Faktor

Florian Beuer
Der diesjährige Kongress der European Association for Osseointegration (EAO) fand vom 18. bis zum 20. September 2025 im Fürstentum Monaco statt – ein Ort, der wie geschaffen scheint für intensive Begegnungen auf engstem Raum. Rund 2.700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus über 70 Ländern kamen zusammen, um drei Tage lang die neuesten Erkenntnisse der Implantologie praxisnah zu erleben und miteinander zu teilen.

Unter der wissenschaftlichen Leitung der Kongresspräsidenten Prof. Turner Ornekol (Türkei), Prof. Frank Schwarz (Deutschland) und Prof. Caroline Fouque (Frankreich) präsentierte sich der Kongress als eindrucksvolles Forum für klinische Innovation, wissenschaftliche Tiefe und kollegialen Austausch.

Dass die EAO auch 2025 wieder ihrem Anspruch gerecht wurde, die führende Plattform für implantologische Forschung, klinische Exzellenz und persönliche Treffen mit den aktuell Größten des Faches zu stellen, zeigte das wissenschaftliche Programm. Das diesjährige Motto „The Impact of Time in Implant Dentistry“ bildete den roten Faden der Veranstaltung – ein Thema, das aus biologischer, chirurgischer, prothetischer und technologischer Sicht beleuchtet wurde.

Wie unser Zeitempfinden klinische Schlüsse beeinflusst

Der Begriff „Zeit“ durchzog die wissenschaftlichen Diskussionen wie ein zentrales Motiv. Behandlungszeitpunkte, Heilungsphasen, Sofortbelastung und Langzeitergebnisse standen ebenso im Fokus wie Fragen nach Nachhaltigkeit, Langlebigkeit und biologischer Anpassung implantologischer Therapien.

Ein wissenschaftlicher Höhepunkt war die Plenarsitzung „The Impact of Time“, die unter der Leitung von Prof. Ben Moore (Cambridge, Vereinigtes Königreich) einen ungewöhnlich interdisziplinären Blick auf das Thema eröffnete. Moore, ursprünglich Neurowissenschaftler, zeigte auf faszinierende Weise, wie das menschliche Zeitempfinden klinische Entscheidungen beeinflusst – etwa bei der Einschätzung von Heilungsdauern oder bei der Erwartungshaltung von Patientinnen und Patienten. Seine Perspektive, kombiniert mit chirurgischen und restaurativen Beiträgen von Prof. Howard Gluckman (Südafrika) und Dr. Stephen Chu (USA), machte diese Sitzung zu einem der meistdiskutierten Programmpunkte des Kongresses.

Ein weiterer Meilenstein war die Vorstellung des ersten Global Consensus for Clinical Guidelines, der in Zusammenarbeit mit drei führenden internationalen Fachgesellschaften entwickelt wurde. Dieses Konsensuspapier schlägt eine Brücke zwischen wissenschaftlicher Evidenz und klinischer Routine und gilt als richtungsweisend für künftige Behandlungsstandards in der Implantologie weltweit.

Mit chirurgischer Präzision zu stabilen Ergebnissen

Das wissenschaftliche Programm war gewohnt hochkarätig. Zahlreiche renommierte Referentinnen und Referenten präsentierten neue Erkenntnisse zu periimplantärer Regeneration, neuen Implantatoberflächen, digitalen Workflows, Augmentationsstrategien und Keramikimplantaten.

Besonderes Interesse weckte der Vortrag von Prof. Istvan Urban (Budapest, Ungarn) mit dem Titel „One for All – 20 Years of Regeneration“. Urban blickte auf zwei Jahrzehnte klinischer Erfahrung in der Hart- und Weichgewebsrekonstruktion zurück und zeigte anhand eindrucksvoller Langzeitverläufe, wie sich chirurgische Präzision, Geduld und konsequente Methodik in funktionell und ästhetisch stabilen Ergebnissen vereinen. Sein Vortrag war einer der meistbesuchten des gesamten Kongresses und wurde mit langanhaltendem Applaus honoriert – ein Sinnbild für die Faszination gelebter chirurgischer Exzellenz.

Auch die praxisorientierten Workshops und interaktiven Formate sorgten für großen Zuspruch. In den beliebten „Meet-the-Experts“-Sessions bot sich dem Nachwuchs die Gelegenheit, direkt mit führenden Forscherinnen und Forschern in den Dialog zu treten – ein Format, das die EAO seit Jahren pflegt, um den intergenerationellen Austausch zu fördern.

Ein weiterer Höhepunkt war die Verleihung der wissenschaftlichen EAO-Preise, mit denen herausragende Forschungsleistungen in verschiedenen Kategorien prämiert wurden – von der Grundlagenforschung über klinische Studien bis hin zu Innovationen und Videos. Diese Auszeichnungen unterstrichen den hohen wissenschaftlichen Anspruch und die Breite der Themen, die die moderne Implantologie heute prägen.

Darüber hinaus bekräftigte die EAO ihr Engagement für Aus- und Weiterbildung: Elf Zahnärztinnen und Zahnärzte erhielten das EAO First Certificate in Implant Dentistry, 23 weitere das EAO Master Diploma – ein sichtbares Zeichen der Nachwuchsförderung und Qualitätssicherung innerhalb der europäischen Implantologie.

Neben der Wissenschaft bot der Kongress viele Gelegenheiten für Begegnung und Austausch. Die legendäre White Party im glamourösen „Salle des Étoiles“ galt erneut als gesellschaftlicher Höhepunkt. Unter einem funkelnden Sternenhimmel feierten hunderte Gäste in Weiß mit einem Hauch Rot – der Signalfarbe der EAO – eine unvergessliche Nacht.

Moderne Implantologie ist mehr als technische Perfektion

Der EAO-Kongress 2025 in Monaco hat gezeigt, dass moderne Implantologie weit mehr ist als technische Perfektion. Zeitmanagement in Therapieprozessen, biologische Nachhaltigkeit, digitale Präzision und die Langzeitverantwortung gegenüber dem Patienten standen im Zentrum. Dabei wurde deutlich, dass die intelligente Nutzung der Zeit als wichtiger Erfolgsfaktor der implantologischen Therapie gesehen werden muss.

Univ.-Prof. Dr. Florian Beuer

CharitéCentrum 3 für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde
Abteilung für zahnärztliche Prothetik, Alterszahnmedizin und Funktionslehre
Charité – Universitätsmedizin Berlin
Campus Benjamin Franklin
Aßmannshauser Str. 4-6, 14197 Berlin

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