Unser Präventionsmodell als Vorbild für ein funktionierendes Gesundheitswesen
Kürzlich fand unsere diesjährige Herbst-Vertreterversammlung in Berlin statt, auf der – wie kaum anders zu erwarten – die Stabilisierung der Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zentrales Thema war. Denn dieses Problem treibt die Gesundheitspolitik derzeit in besonderem Maße um. Die Kernfrage lautet: Wie kann unser bewährtes GKV-System bei einer gleichzeitig guten Versorgung finanzierbar bleiben?
Auf diese Frage hat die Vertreterversammlung eine klare Antwort geliefert: Die Mitglieder appellieren an die Bundesregierung, die Erfolge unserer konsequenten Präventionsausrichtung in der zahnärztlichen Versorgung zum Vorbild für alle Sektoren im Gesundheitswesen zu nehmen. Die zahnmedizinische Vorsorgeorientierung der Menschen in Deutschland beweist, dass das Solidarprinzip zusammen mit einem fairen Maß an Eigenverantwortung der Patientinnen und Patienten funktioniert und eine finanzielle Stabilisierung des Systems ohne Qualitäts- und Leistungseinbußen möglich ist.
Anders als die Ampelkoalition erkennt die aktuelle Regierung unsere Erfolge endlich an. Völlig zurecht nimmt die Politik immer wieder Bezug auf die positiven Ergebnisse der in diesem Jahr veröffentlichten Sechsten Deutschen Mundgesundheitsstudie. Sie belegen, dass es uns als zahnärztliche Selbstverwaltung gelungen ist, mit konsequent präventiv ausgerichteten Versorgungskonzepten die Gesundheitskompetenz und die Mundgesundheit der Bevölkerung in den vergangenen Jahren stetig und nachhaltig zu verbessern. Darin liegt der Schlüssel unseres Erfolgs. Dies wird zwar seitens der politisch Verantwortlichen auch so wahrgenommen und es wird viel über Prävention gesprochen. Das allein reicht aber nicht aus.
Vielmehr sollte es der Bundesregierung ein Kernanliegen sein, diese Erfolge zu sichern und zum Vorbild für die anstehenden Reformen im Gesundheitswesen zu nehmen. In konstruktiven Gesprächen mit Bundesgesundheitsministerin Nina Warken konnten wir als KZBV-Vorstand dies verdeutlichen. Denn trotz zielgruppenspezifischer Ausweitung des Leistungskatalogs ist es uns gelungen, den Anteil an den GKV-Gesamtausgaben für vertragszahnärztliche Leistungen kontinuierlich zu senken. Mit Blick auf die GKV-Finanzergebnisse ist zweifelsfrei erkennbar, dass der größte Anteil der Ausgaben im Bereich der stationären Versorgung und im Arzneimittelsektor liegt und dass darüber hinaus hier die größten Ausgabensteigerungen zu verzeichnen sind.
Klar ist: Jegliche Spareingriffe würden die von uns erreichten Erfolge innerhalb kürzester Zeit wieder zunichtemachen und hätten schwerwiegende Auswirkungen auf die Versorgung und somit letzten Endes auf die Mund- und Allgemeingesundheit von Millionen Patientinnen und Patienten.
Auch das Grußwort von Staatssekretär Tino Sorge bei der Vertreterversammlung zeigt, dass unsere Botschaften verstanden worden sind. Folgerichtig hat uns die neue Bundesregierung beim „Kleinen Sparpaket“ außen vor gelassen. Jetzt bringen wir unsere Expertise in die Arbeit der Finanzkommission Gesundheit ein. Prävention muss Leitgedanke der zukünftigen Gesundheitspolitik sein.
Wir haben unsere Hausaufgaben jedenfalls gemacht. In unserem gerade veröffentlichten Aktionsplan für eine wohnortnahe und flächendeckende vertragszahnärztliche Versorgung legen wir detailliert den aktuellen Stand sowie die voraussichtliche Entwicklung der zahnärztlichen Versorgung in Deutschland bis zum Jahr 2030 dar. Auf Grundlage dieser Analyse unterbreitet die KZBV konkrete Vorschläge, wie die Versorgungsstrukturen im vertragszahnärztlichen Bereich insgesamt gestärkt und lokalen Versorgungsengpässen frühzeitig entgegengewirkt werden können. Auch hier zeigt sich, dass sich die Politik auf unsere Expertise verlassen kann.
Martin Hendges
Vorsitzender des Vorstands der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung





