Wie Alaa Alhawasly seine Erfahrung in ein Praxiskonzept übersetzt hat
Wenn Alhawasly über seine Anfänge als Zahnarzt spricht, wird schnell klar, wie sein beruflicher Werdegang mit den politischen Umständen seines Heimatlandes verbunden ist. In Syrien studierte und arbeitete er als Zahnarzt – zunächst klassisch konservativ, später zunehmend chirurgisch. Als 2011 der Krieg ausbrach, fand er sich in den Notaufnahmen wieder, behandelte Gesichtsverletzungen, leistete Nothilfe. Diese Jahre prägten sein Verständnis von Medizin und Verantwortung nachhaltig. „Man musste improvisieren, ruhig bleiben und schnell handeln – das hat mich gelehrt, in jeder Situation lösungsorientiert zu denken“, erinnert er sich.
Nach seiner Neuorientierung in Deutschland begann für Alhawasly ein zweiter beruflicher Weg. „Die Organisation, die Ausbildung des Personals, das duale System – das gab es in Syrien in der Form nicht“, erzählt er. Dennoch gelang ihm der erfolgreiche Berufseinstieg. 2023 übernahm er schließlich eine bestehende Praxis in Paderborn-Elsen – und machte sie zu seiner eigenen: Elsen Smile.
Der Praxisname – eine bewusste Entscheidung
Der Name war eine bewusste Entscheidung. Auf einen Namenszug mit seinem syrischen Nachnamen verzichtete er – aus sprachlicher Rücksicht und unternehmerischem Weitblick. „Viele meiner Patienten haben Schwierigkeiten, meinen Namen richtig auszusprechen. Ich wollte etwas, das einfach, freundlich und für alle verständlich ist.“ So entstand Elsen Smile – ein klarer, positiver Name, der für die Region steht und zugleich das Ziel jeder Behandlung transportiert: ein gesundes, zufriedenes Lächeln.
Mit professioneller Unterstützung ließ er Logo, Website und Google-Profil gestalten. Der Schritt, die Praxis als eigene Marke zu etablieren, war für Alhawasly mehr als nur eine Formalität: „Wenn man keine Website oder kein Google-Profil hat, existiert man praktisch nicht. Die meisten Menschen suchen ihre Ärzte online“, sagt er.
In der Praxis liegen heute kleine Karten bereit, die die Patienten an die Online-Bewertung erinnern. Für Alhawasly kein Selbstzweck, sondern Teil eines Kommunikationsverständnisses, das auf Vertrauen und Transparenz setzt. Denn Vertrauen, so seine Erfahrung, ist in beiden Ländern der Schlüssel zum Behandlungserfolg – in Syrien genauso wie in Deutschland.
Vertraute Theorie, aber ganz andere Praxis
Die Unterschiede zwischen dem syrischen und dem deutschen Gesundheitswesen haben seine Sicht auf das Berufsfeld geschärft. Alhawasly: „In Syrien arbeiten viele Zahnärzte privat, ohne Kassensystem, die Patienten bezahlen bar und entscheiden selbst, welche Behandlung sie wollen. In Deutschland schätze ich die Struktur, die Absicherung und den fachlichen Austausch mit Kammern und KZVen. Hier ist vieles geregelt und zugleich herausfordernd. Man trägt mehr Verantwortung – auch wirtschaftlich“, berichtet er.
Trotz der Hürden habe sich der Weg in die Selbstständigkeit für ihn gelohnt. „Es war ein großer Schritt. Aber es gibt keine größere Freiheit, als die eigene Praxis zu führen.“ Seine Frau unterstützt ihn dabei – als Partnerin, organisatorische Kraft und emotionaler Rückhalt.
Aktuell plant Elsen Smile den Ausbau eines vierten Behandlungszimmers. Das Ziel ist, die Wartezeiten zu verkürzen, die Abläufe effizienter zu gestalten und zugleich das Team zu stärken und die Patientenversorgung weiter zu verbessern. Alhawaslys Geschichte zeigt, dass Praxismarketing mehr sein kann als ein Logo oder eine Website. Bestenfalls ist es Ausdruck der Identität – und in diesem Fall eben auch ein Stück gelebte Integration.







