Bulk-Fill-Komposite

Aufräumen mit Mythen

Karsten Schulz
Verbrauchsmaterialien
Effizientere Behandlungsabläufe, geringere Fehleranfälligkeit und ein geringes Kontaminationsrisiko – dafür stehen Bulk-Fill-Komposite. Anfängliche Nachteile – etwa die fehlende Transluzenz – gelten heute als überwunden.

Bulk-Fill-Komposite sind keine neue Erfindung. Schon die ersten verfügbaren, autopolymerisierenden Komposit-Füllungsmaterialien – eingeführt in den 1960er-Jahren – wurden in Bulk-Fill-Technik angewendet. Die Produkte wurden rasch weiterentwickelt – durchsetzen konnten sich schließlich lichthärtende Komposite. Sie waren aufgrund ihrer geringen Polymerisationstiefe und der nicht unerheblichen Volumenschrumpfung in Inkrementtechnik mit Schichtstärken von 2 mm anzuwenden. Die ersten neueren Bulk Fills wurden vor mehr als zehn Jahren eingeführt. Es handelte sich meist um fließfähige Komposite mit reduziertem Schrumpfungsfaktor und erhöhter Polymerisationstiefe, die aufgrund der limitierten mechanischen Eigenschaften eine Deckschicht aus konventionellem Komposit erforderten. Erst danach wurden hochvisköse Bulk-Fill-Komposite entwickelt, die in Schichten von bis zu 5 mm ohne Deckschicht einsetzbar sind.

In unserer Praxis werden diese Materialien bereits seit mehreren Jahren bevorzugt für Füllungen im Seitenzahnbereich eingesetzt. Der Hauptgrund dafür ist, dass ihre Anwendung im Vergleich zu konventionellen Kompositen deutlich weniger Zeit erfordert und erfahrungsgemäß sehr gute Ergebnisse erzielbar sind. Einige Kollegen sind allerdings nach wie vor skeptisch gegenüber der Bulk-Fill-Technik. Offenbar liegt das daran, dass sich einige Mythen über Bulk-Fill-Materialien hartnäckig halten. Mit vier davon soll der folgende Beitrag aufräumen.

1. Bei Schichtstärken von bis zum 5 mm wird keine vollständige Aushärtung des Materials erzielt.

Bulk-Fill-Materialien bieten eine gegenüber klassischen Komposit-Füllungsmaterialien erhöhte Aushärtungstiefe. Diese Tatsache wird u. a. in einer Literatur-Review bestätigt [1]. Die Resultate verschiedener Studien zeigen, dass sich die getesteten Produkte in der Regel in Schichten von 4 bis 5 mm noch sicher aushärten lassen. Für den Vorgänger des in unserer Praxis eingesetzten Materials (3M Filtek Bulk Fill Seitenzahnkomposit) wurde ein gutes Polymerisationsverhalten bei Schichtstärken von 4 mm bereits wissenschaftlich bestätigt [2]. Erzielt wird die größere Aushärtungstiefe durch unterschiedliche Strategien, die stets darauf abzielen, dass das Licht des Polymerisationsgeräts tiefer in die Materialstruktur eindringen kann, d. h. weniger stark gestreut wird. Ein möglicher Ansatz ist beispielsweise eine Anpassung der Füllkörpergröße und -menge [3]. Das Ergebnis ist häufig eine erhöhte Transluzenz der Materialien.

2. Bulk-Fill-Komposite bieten aufgrund ihrer höheren Transluzenz nicht die gewünschten ästhetischen Eigenschaften.

Es trifft zu, dass die meisten Bulk-Fill-Materialien sehr transluzent sind, sodass ein verfärbter Kavitätenboden unter Umständen sichtbar bleibt. Für Zahnärzte, die diesen Effekt vermeiden wollen, eignet sich das von uns standardmäßig eingesetzte 3M Filtek One Bulk Fill Komposit sehr gut. Bei diesem Produkt erfolgte eine präzise Abstimmung der Lichtbrechungsindexe von Matrix und Füllkörpern, deren Verhältnis sich während der Polymerisation so verändert, dass das Material opaker wird. Es ist also initial transluzent und lässt viel Licht eindringen, um die erhöhte Aushärtungstiefe sicherzustellen. Nach der Lichthärtung ist es hingegen so opak, dass selbst bei Verfärbungen an der Restzahnsubstanz (z. B. durch Amalgamfüllungen) ästhetische Ergebnisse erzielt werden.

3. Es ist besser, auch Bulk-Fill-Materialien in 2-mm-Schichten in die Kavität einzubringen, um die Polymerisationsschrumpfung zu reduzieren und den entstehenden Stress zu minimieren.

Es ist eine ganze Reihe an Studien verfügbar, deren Ergebnisse zeigen, dass bei der Anwendung von Bulk-Fill-Materialien weniger Schrumpfungsstress entsteht als bei Einsatz konventioneller Komposite [4–6]. Die Strategien zur Erreichung dieses Ziels sind erneut vielfältig. Der Hersteller 3M gibt an, dass bei Filtek One Komposit eine Kombination aus Nanofüller-Technologie und innovativen Methacrylat-Monomeren dazu führt, dass Volumenschrumpf und speziell der Schrumpfungsstress minimiert werden. Das aromatisch-aliphatische Urethandimethacrylat (AUDMA) trägt dazu bei, dass Volumenschrumpfung und Stress während der Lichthärtung des Materials reduziert werden. Das Addition-Fragmentation-Monomer (AFM) reduziert zusätzlich den Schrumpfungsstress. Dies führt dazu, dass das Komposit problemlos auch in Schichten von 4 bis 5 mm applizierbar ist, ohne das Risiko für das Auftreten von undichten Rändern etc. zu erhöhen.

4. Das Einbringen von 4 bis 5 mm starken Schichten in die Kavität kann zur Bildung von Luftblasen führen und die Adaptation verschlechtern.

Dass die marginale Qualität von Füllungen, die in Ein-Schicht-Technik mit Bulk-Fill-Komposit in die Kavität eingebracht wurden, vergleichbar ist mit der von in Inkrementtechnik mit konventionellem Komposit hergestellten Versorgungen, bestätigen mehrere Studien [7–10]. Die Angst vor Blasenbildung bei Anwendung von Bulk-Fill-Materialien ist offensichtlich ebenfalls unbegründet. Das ist das Ergebnis einer In-vitro-Studie, bei der Radiopazität und Porosität durch Luftblasen in Restaurationen untersucht wurden, die unter Einsatz der Inkrement- bzw. der Bulk-Fill-Technik hergestellt wurden [11]. Darin wiesen die Bulk-Restaurationen signifikant weniger Luftblasen auf als die in konventioneller Technik hergestellten.

Fazit

Es wurden bereits zahlreiche wissenschaftliche Studien durchgeführt, deren Ergebnisse bestätigen, dass Bulk-Fill-Materialien sich wie gewünscht verarbeiten lassen. Die Materialentwicklung ist in den vergangenen Jahren so weit fortgeschritten, dass viele der anfänglichen Herausforderungen – beispielsweise rund um das Thema Transluzenz – gelöst werden konnten. Die Anwendung von Bulk-Fill-Komposit im Seitenzahnbereich führt erfahrungsgemäß zu einer geringeren Fehleranfälligkeit, weniger Luftblasen, einem geringeren Kontaminationsrisiko und effizienteren Abläufen bei der Behandlung.

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