GC: Mit Glashybrid-Technologie in die Zukunft

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Materialien
Die minimalinvasive Entfernung von Zahnsubstanz und adhäsive Materialien charakterisieren die heutige restaurative Zahnheilkunde. Hier fügen sich moderne Restaurationssysteme auf Glasionomerbasis als adäquate Werkstoffe ein: Aktuelle Studienresultate zum Füllungskonzept EQUIA (GC) bestätigen den klinischen Erfolg über längere Beobachtungszeiträume bis hin zu sechs Jahren. Auch die nächste Generation EQUIA Forte (GC), die auf eine Glashybrid-Technologie setzt, kann erste, vielversprechende Untersuchungsresultate vorweisen.

Während sich Glasionomerzemente (GIZ) einerseits unter anderem durch Adhäsion auch im feuchten Milieu sowie antikariogene Eigenschaften aufgrund von Fluoridfreisetzung und Biokompatibilität auszeichnen, wurden andererseits immer wieder ihre geringere Frakturhärte und die höhere okklusale Verschleißrate diskutiert1. Um diesen Nachteilen beizukommen, wurde 2007 das Restaurationskonzept EQUIA eingeführt. Dieses Konzept kombiniert mit EQUIA Fil die Vorteile eines hochviskösen GIZ wie verbesserte mechanische Eigenschaften, Selbstadhäsion und Bulkapplikation mit dem nanogefüllten, lichthärtenden Composite-Lack EQUIA Coat. Dank des Coatings verbessern sich Fraktur- und Oberflächenhärte nochmals2. Beispielsweise waren einer Anfang 2016 veröffentlichten Studie zufolge die Überlebensraten von Glasionomer-basierten Restaurationen in Klasse-V-Indikationen signifikant höher als die aller anderen untersuchten Materialien und Materialkombinationen (z. B. unterschiedliche Adhäsive und Composites)3. In diesem Zusammenhang ist interessant, wie sich der Werkstoff innerhalb der eigenen Materialklasse, aber auch im Vergleich zu Composites über längere Zeiträume bewährt; verschiedene Studien attestierten seine klinische Performance bereits über 12, 18, 24 bzw. 36 Monate4,5,6,7,8.

Hohe Performance innerhalb der eigenen Materialklasse

Die Leistungsfähigkeit von EQUIA innerhalb der eigenen Materialklasse über einen längeren Zeitraum zu beobachten, war das Ziel einer aktuellen Studie von Turkun und Kanik11. Nach dem sechsjährigen Untersuchungszeitraum wurden 44 mit dem GIZ EQUIA Fil und einem Coating (EQUIA Coat oder Fuji Varnish) gelegte Klasse-I- und Klasse-II-Restaurationen und 44 mit dem GIZ RIVA SC (SDI) und einem Coating (ebenfalls EQUIA Coat oder Fuji Varnish) versorgte Klasse-I- und Klasse-II-Kavitäten verglichen. Dabei wurden signifikante Unterschiede beim Füllungsverlust und der Farbübereinstimmung (p=0,033 bzw. 0,046) der Füllungen mit EQUIA Fil und Riva SC festgestellt. Im Vergleich zum Zeitpunkt der Füllungslegung wurde der Gesamterfolg der Restaurationen mit EQUIA Fil gegenüber Riva SC nach sechs Jahren als besser eingestuft. Signifikante Probleme zeigten sich bei Riva SC in Bezug auf Retention und anatomische Form (p=0,016 bzw. 0,031). Bei den mit Riva SC versorgten Klasse-II-Kavitäten notierte man im Vergleich zu EQUIA außerdem deutlich schlechtere Werte hinsichtlich des Randschlussverhaltens, anatomischer Form und Haftung (p=0,033, 0,015 bzw. 0,007). Die Kombination der Coatings spielte keine Rolle hinsichtlich der Gesamtperformance der beiden Materialien. Im Studienfazit heißt es, dass das EQUIA-System im Vergleich zu Riva SC in Bezug auf Farbübereinstimmung und Retention über die Liegedauer von 6 Jahren klinisch erfolgreicher war und die Gesamtleistungsfähigkeit des EQUIA-Systems in ausgedehnten Seitenzahnrestaurationen der Kavitätenklasse II trotz geringfügiger, reparierbarer Defekte nach diesem Zeitraum hervorragend sei.

Auch eine weitere, auf fünf Jahre angelegte Studie, die EQUIA mit einem konventionellen Glasionomerzement vergleicht, berichtet in ihren Zwischenergebnissen nach 248wie nun auch nach 48 Monaten Laufzeit12,13über den klinischen Füllungserfolg von EQUIA. Eine Voraussetzung ist dabei die Einhaltung der Herstelleranweisungen zur approximalen Ausdehnung/Füllungsgröße (1-1-5 mm Abstand von den Höckerspitzen) und Kavitätenpräparation (Füllungsform), die auf Grundlage der Zwischenergebnisse dieser Studie vom Hersteller in Zusammenarbeit mit den Universitäten Greifswald, München und Marburg neu überarbeitet wurden12,14,15. Im Rahmen dieser randomisierten klinischen Feldstudie wurden dabei 515 Füllungen mit EQUIA (EQUIA Fil und EQUIA Coat) und 486 Füllungen mit Fuji IX GP Fast in Kombination mit einem lichthärtenden Coating (Fuji Coat LC, GC) in okklusalen Klasse-I-, Klasse-II- bzw. MOD Klasse-II-Kavitäten gelegt. Beide Materialien überzeugten bei der Restauration von Klasse-I-Kavitäten. Bei Versorgungen der Klasse-II-Kavitäten innerhalb der Herstellerindikationen konnte ein protektiver Effekt des EQUIA-Coats festgestellt werden, der eine fünffache Steigerung der klinischen Performance im Vergleich zu Fuji IX GP Fast bewirkte12. Betrachtet man die Gesamtheit aller nachuntersuchten Klasse-I- und Klasse-II-Füllungen, die innerhalb der Herstellerempfehlungen gelegt wurden, so zeigte EQUIA eine bessere Gesamtleistungsfähigkeit mit weniger Ausfällen in allen folgenden Nachuntersuchungszeiträumen: Es wurden 31 Frakturen, Abplatzungen und/oder Chippings am Füllungsrand bei den mit Fuji IX GP versorgten Klasse-II-Kavitäten beobachtet, während bei den EQUIA-Restaurationen 15 Ereignisse auftraten, die in beiden Fällen einer zahnärztliche Reintervention (Korrektur z.B. durch Finieren, Politur oder vollständige Füllungserneuerung) bedurften.

Klinisch vergleichbare Leistungsfähigkeit zu Hybrid-Composite

Eine Langzeitstudie zu EQUIA aus 2015 bestätigt seine vergleichbare klinisch erfolgreiche Leistungsfähigkeit mit einem mikrogefüllten Hybrid-Composite über einen längeren Zeitraum9: Zur Evaluation kamen zum Ende des sechsjährigen Beobachtungszeitraums insgesamt 115 posteriore, mit EQUIA (EQUIA Fil und EQUIA Coat) bzw. dem Seitenzahn-Composite Gradia Direct Posterior (in Kombination mit dem selbstätzenden Adhäsiv G-Bond) versorgte Klasse-I- und Klasse-II-Kavitäten. Bei den Restaurationen konnten weder Sekundärkaries, noch postoperative Sensibilitäten oder Veränderungen der Oberflächenstruktur und der anatomischen Form festgestellt werden. Auch wenn zwei der mit EQUIA versorgten Klasse-II-Kavitäten aufgrund einer Randfraktur nach drei bzw. vier Jahren ausgewechselt wurden – bis zum Studienabschluss trat kein weiterer Füllungsverlust auf. Einen perfekten Randschluss beobachteten die Forscher bei 74,2 Prozent der Klasse-I- und bei 68,1 Prozent der Klasse-II-Kavitäten, welche mit EQUIA versorgt wurden. Bei den mit Gradia Direct Posterior gefertigten Restaurationen traf dies in 65,7 Prozent der Klasse-I-Kavitäten und 56,5 Prozent der Klasse-II-Kavitäten zu. 91,4 Prozent der mit EQUIA versorgten Klasse-I- und 63,6 Prozent der Klasse-II-Kavitäten zeigten keine Randverfärbung; bei den mit Gradia Direct Posterior versorgten Klasse-I-Kavitäten lag bei 80 Prozent bzw. bei den Klasse-II-Kavitäten bei 60,8 Prozent keine Randverfärbung vor (bei beiden Materialien konnten die Verfärbungen durch Politur beseitigt werden). Außerdem wurde bei acht EQUIA- und zwei Gradia-Restaurationen eine geringfügige Farbabweichung festgestellt.

Auch Diem et al. untersuchten die klinische Leistungsfähigkeit von EQUIA im Vergleich zu einem mikrogefüllten Hybrid-Composite – hier in Bezug auf den Coating-Effekt10. Dazu wurden Restaurationen aus Fuji IX GP Extra (EQUIA Fil) mit und ohne Applikation des nanogefüllten Composite-Lacks G-Coat Plus (EQUIA Coat) im Vergleich mit einem mikro-gefüllten Hybrid-Composite evaluiert. Nach einem Beobachtungszeitraum von drei Jahren kamen die Forscher zu dem Schluss, dass der Auftrag des Lacks eine geringere Abrasion der okklusalen Kavitäten bewirkte.

Erweiterter Indikationsrahmen mit Glashybrid-Technologie

Die genannten Studienergebnisse zeigen, dass Glasionomer-basierte Füllungsmaterialien auch über eine fortgeschrittene Liegedauer eine interessante Option für direkte Restaurationen im Seitenzahnbereich sein können. Dies stellt auch vielversprechende Voraussetzungen für EQUIA Forte dar, das anlässlich der IDS 2015 als Weiterentwicklung von EQUIA eingeführt wurde. Der Werkstoff basiert auf einer Glashybrid-Technologie, die mit deutlich kleineren Silikat-Füllkörpern zu einer größeren Kreuzvernetzung in der Matrix führt. Zusammen mit einer dem Zementpulver beigefügten reaktiveren Polyacrylsäure bewirkt dies eine höhere Biegefestigkeit des Materials14,16. Auch wird der Vorteil der Fluoridfreisetzung hier weiter ausgespielt: In laborexperimentellen Untersuchungen war die Gesamt-Fluoridfreisetzung über den gesamten Beobachtungszeitraum von 56 Tagen bei EQUIA Forte im Vergleich zu den getesteten GIZ Fuji IX Extra, Fuji IX Fast, Riva Self Cure, Riva Self Cure HV, ChemFil Rock und Ketac Molar Quick am höchsten14. Weiter zeigte sich im Rahmen einer In-vitro-Studie, dass bei einem Verzicht auf einen Liner bei der Anwendung von EQUIA Forte (wie auch beim Hybrid-Composite Tetric Evo Ceram) die Bruchfestigkeit der Restauration zunahm (im Vergleich zur Anwendung von Kalziumhydroxid als Liner). Dieses Ergebnis fügt sich gut in die abnehmende Relevanz von Linern im Umfeld einer wahrscheinlichen Remineralisation von kariösem Dentin durch die Pulpa ein: Im Gegensatz zu den Kalziumhydroxiden Dycal und Hypocal zeigte in einer In-vitro-Testreihe lediglich EQUIA Forte eine zusätzliche remineralisierende Wirkung neben der Minerallieferung durch die simulierte Pulpa3, 17.

Nachdem gemäß der Gebrauchsanweisung bereits EQUIA ein breites Einsatzspektrum abdeckt (anwendbar unter anderem bei Restaurationen der Klasse I, unbelasteten Restaurationen der Klasse II und kaudruckbelasteten Restaurationen der Klasse II, sofern der Isthmus weniger als die Hälfte des Interkuspidalraumes beträgt), wird aufgrund der verbesserten Materialeigenschaften von EQUIA Forte die Anwendungsempfehlung des neuen Werkstoffs seitens des Herstellers in Kavitäten der Klasse II (ohne Höcker gemäß Gebrauchsanweisung) ausgeweitet14.

Fazit

Bei der direkten Füllungstherapie im Seitenzahnbereich bestehen hohe Anforderungen an das verwendete Material. In diesem Zusammenhang rücken klinische Langzeitstudien in den Fokus. Nachdem bereits in der Vergangenheit verschiedene Studien die Leistungsfähigkeit des Glasionomer-basierten Restaurationskonzeptes EQUIA bestätigt haben, untermauern die Untersuchungsergebnisse auch über längere Studienzeiträume hinweg sowohl die klinische Performance innerhalb seiner Materialklasse als auch im Vergleich zu Composites. In Bezug auf das Glashybrid-basierte EQUIA Forte wiederum erwartet die Fachwelt die Bestätigung des erweiterten Indikationsrahmens dieser Materialklasse in für die kommenden Jahre angekündigten Ergebnisse laufender Studien16.

Quellen:1Gurgan S, Kütük ZB, Ergin E, Oztas SS, Çakır FY. Glasionomere holen auf. ZM 2016;106(2A):36-38.2Lohbauer U, Krämer N, Siedschlag G, Schubert EW, Lauerer B, Müller FA, Petschelt A, Ebert J. Strength and wear resistance of a dental glass ionomer-cement with a novel nanofilled resin coating. Am J Dent 2011;24(2):124-128.3Al-Abdi A, Paris S, Schwendicke F. Glass hybrid, but not calcium hydroxide remineralized artificial residual caries lesions in vitro. Clin Oral Investig 2016;DOI 10.1007/s00784-016-1803-6.4Basso M, Benites MG, Francetti L. Glassionomer restorative system for permanent dental restorations. Clinical evaluation on 283 restorations at 36 months. Clin Oral Investig 2013;17;1084[Abstract # 083; EFCD].5Gurgan S, Çakır FY, Firat E, Kütük ZB, Oztas SS, Korkmaz Y. 12-month clinical performance of a glass-ionomer restorative system. J Dent Res 2011;90(Spec Iss A):[Abstract # 3246; IADR].6Turkun LS, Kanik O. Clinical evaluation of new glass ionomer-coating combinated systems for 18-months. J Dent Res 2010;89(Spec Iss B):[Abstract # 402; IADR].7Kanik O, Turkun LS. Clinical evaluation of new encapsulated glass ionomers and surface coating combinations for 24-months. Clin Oral Investig 2011;15:818-819[Abstract PP 113; EFCD].8Klinke TU, Daboul AA, Biffar RH. EQUIA - RCT in the field: Longevity after 24 months. J Dent Res 2013;92(Spec Iss A):[Abstract # 3; IADR].9Gurgan S. 6 year clinical success of GI restorative comparing with composite resin in posterior teeth. J Dent Res 2015;94(Spec Iss B):[Abstract # 0220; CED-IADR; p 100] (http://www.ced-iadr2015.com/meeting_abstracts.pdf and www.youtube.com/watch.10Diem VT, Tyas MJ, Ngo HC, Phuong LH, Khanh ND. The effect of a nano-filled resin coating on the 3-year clinical performance of a conventional high-viscosity glass-ionomer cement. Clin Oral Investig 2014;18:753-759.11Turkun L, Kanik O. Clinical evaluation of reinforced glass ionomer systems after 6 years. J Dent Res 2015;94(Spec Iss B):[Abstract # 0016; CED-IADR; p 8] (http://www.ced-iadr2015.com/meeting_abstracts.pdf).12Klinke T, Daboul A, Frankenberger R, Hickel R, Biffar R. 48 months clinical performance of two current glass-ionomer systems in a field study. Clin Oral Investig 2015;19:1718-1719[Abstract # CC 12; EFCD].13Klinke T. Equia Fil - The clinical performance over four year in a dental practice-based research network. J Dent Res 2015;94(Spec Iss B):[Abstract # 0219; CED-IADR; p 100] (http://www.ced-iadr2015.com/meeting_abstracts.pdf).14GC Corporation, Research & Development.15Schwendicke F. Introducing the Glass Hybrid Technology. IADR CED 2015. Symposium: Restorative glass ionomers, journey from intermediate to permanent restorations. (https://www.youtube.com/watch?v=76B303xpJjk).16Moderne Glasionomer-Materialien überzeugen. ZWR 2016;125(1+2):53-5417Schwendicke F, Al-Abdi A, Meyer-Lückel H, Paris S: Pulpal remineralisation of artificial residual caries lesions in vitro. Caries Res 2015;49:591-594

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