Neue Töne auf der Prophylaxe-Tonleiter: Oral-B UP TO DATE in Freiburg

su
Prophylaxe
Die Oral-B „UP TO DATE“-Fortbildungsreihe gastierte im November 2012 im Konzerthaus Freiburg. Gefragt wurde, wie die Klaviatur der „Antimikrobiellen Mundspüllösungen“ aussieht?

Namhafte Referenten, spannende Inhalte und exklusive Locations: So setzt sich seit jeher das Erfolgs-Ensemble der „UP TO DATE”-Fortbildungsreihe von Oral-B zusammen. Auch in der südlichsten Großstadt Deutschlands ließen sich die rund 200 Teilnehmer von dieser gelungenen Komposition gerne überzeugen. Die Bühne lieferte das Konzerthaus Freiburg mit seiner modernen, unverwechselbaren Architektur. Sichtbar erfreut über die vollen Ränge gab Moderator Michael Kleiber, Verkaufsleiter Deutschland Süd und Schweiz, Procter & Gamble Professional Oral Health, die Tonart zum Auftakt vor – und obwohl das schmuddelige Herbstwetter Moll vermuten ließ, wurde hier ganz klar in Dur musiziert.

Antimikrobielle Mundspüllösungen – ein Überblick

Mit einem Blick in die Laienpresse eröffnete Prof. Dr. Nicole B. Arweiler, Direktorin der Abteilung für Parodontologie am Medizinischen Zentrum für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde des Universitätsklinikums Gießen-Marburg, Philipps-Universität Marburg, ihren Vortrag unter dem Titel „Neue und altbewährte Strategien im Rahmen der antiinfektiösen Therapie“. Dieser Exkurs zeigte gleich zu Beginn, wie viele unterschiedliche Informationen zum Thema im Umlauf sind. Um hier Klarheit zu schaffen, gab der Vortrag einen  wissenschaftlichen Überblick über Funktionsweise und Wirksamkeit der gängigsten Mundspüllösungen und ihrer Ihaltsstoffe. Den Ausgangspunkt markierte dabei die Betrachtung des Biofilms als Hauptursache für orale Erkrankungen.

Um innerhalb des Biofilms eine Verschiebung des Gleichgewicht in Richtung krankheitserregender Keime zu verhindern sei zwar nach wie vor die mechanische Mundpflege der Goldstandard, als adjunktive Therapie stellten antibakterielle Wirkstoffe jedoch eine sinnvolle Option dar. Dabei seien vor allem Mundspüllösungen als Trägermedium geeignet, da Zahnpasten im Mund zu stark verdünnt würden und in sie nicht alle Inhaltsstoffe integrierbar seien. Als Indikation für diese antimikrobiellen Mundspüllösungen seien in erster Linie Parodontitis und Gingivitis und erst danach Karies zu nennen.

„Chlorhexidin ist der Goldstandard“

Beim anschließenden Vergleich der unterschiedlichen Wirkstoffe arbeitete Arweiler anhand mehrerer Studien die Überlegenheit von Chlorhexidin heraus. Diese ergebe sich aus der vorteilhaften Kombination zahlreicher Eigenschaften: „Chlorhexidin ist oberflächenaktiv, sowohl lipophil als auch hydrophil, kompatibel mit Antibiotika und es verfügt dank seiner hohen Substantivität über eine überdurchschnittliche Langzeitwirkung“, brachte es die Expertin auf den Punkt.

„Allerdings gilt es, bei der Anwendung von Chlorhexidin einige wichtige Regeln zu beachten“, so Arweiler weiter. Empfehlenswert sei ein kurmäßiger Einsatz von 0,1- bis 0,2-prozentigen Mundspüllösungen. Eine längerfristige Therapie mit Chlorhexidin solle nur in Ausnahmefällen, bei älteren oder besonders eingeschränkten Patienten, ins Auge gefasst werden. Darüber hinaus müsse eine Applikation auf dem offenen Knochen unbedingt vermieden werden.

In ihrem Fazit benannte Arweiler dann noch einmal ganz konkret die Zielgruppe antimikrobieller Mundwässer. Demnach seien Mundspüllösungen zum Beispiel für all jene geeignet, die ihre Mundhygiene optimieren wollen, die Schwierigkeiten bei der Durchführung der häuslichen Prophylaxe haben oder die eine KFO-Behandlung oder einen chriurgischen Eingriff hinter sich haben. Den Schluss des Vortrags markierte der Blick auf mögliche zukünftige Eigenschaften von Mundwässern: Hier seien die Integration von antimikrobiellen Peptiden oder von Probiotika aber auch Mechanismen zur Oberflächen-Modifikation (Stichwort Lotus-Effekt) denkbar.

Der Ton macht die Musik – vor allem beim Patientengespräch

Nach einer kurzen Pause betrat mit Dr. Christoph Ramseier, Oberarzt an der Klinik für Parodontologie, der Zahnmedizinischen Kliniken der Universität Bern, zmk bern, der zweite Redner des Tages die Bühne. Er hatte sich die Motivierende Gesprächsführung oder neudeutsch das Motivational Interviewing zum Thema gemacht. Ausgangspunkt seines Vortrags mit dem Titel „Das Motivational Interviewing in der Parodontologie“ war die simple aber bedeutende Erkenntnis, dass die Mithilfe des Patienten für einen langfristigen Behandlungserfolg unerlässlich ist.

Bei der Präsentation einiger Beispiele für gescheiterte Patientenkommunikation ließ sich im Auditorium fast schon kollektives Nicken beobachten – vielen Teilnehmern schien das Exempel vom sich verschließenden Patienten, der letztendlich gar nicht mehr in der Praxis auftaucht, nur zu bekannt zu sein. „Das Motivational Interviewing wirkt dieser Entwicklung entgegen, indem es das Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Praxisteam langfristig erhält“, erklärte Ramseier. „Es kommt darauf an Fragen zu stellen, mit dem Patienten in Dialog zu treten und seine Beweggründe kennenzulernen“, führte er weiter aus. Dass es sich bei dieser Gesprächsmethode um eine nachgewiesenermaßen erfolgreiche Technik handelt, zeigten die folgenden Ausführungen. Dr. Ramseier führte drei Studien ins Feld, die allesamt den positiven Effekt der Motivierenden Gesprächsführung bestätigten.

Vier Stufen zum Erfolg

Wie genau das Motivational Interviewing in der Praxis funktioniert, zeigte Dr. Ramseier anhand eines Vier-Stufen-Modells: An erster Stelle stehe mit der Patientenbindung (Stufe 1) die Schaffung eines entspannten und harmonischen Umfeldes für die folgende Behandlung. Auf dieser Basis des gegenseitigen Vertrauens könne der Patient dann mit den nötigen Informationen versorgt werden (Stufe 2). Bevor er jedoch sein Verhalten zugunsten einer besseren Mundhygiene ändere, also in Aktion trete (Stufe 4), müsse er ausreichend motiviert werden (Stufe 3).

Im weiteren Verlauf seines Vortrages erklärte Dr. Ramseier, welche Tools in der Praxis genutzt werden können, um die Motivation des Patienten zu erhöhen und somit die entscheidende dritte Stufe zu erklimmen. Neben der „Vier-Felder-Tafel“, mit der Vor- und Nachteile einer Verhaltensänderung gegeneinander abgewogen werden, zählen auch die „Agenda“ und die „10-Punkte-Skala“ zu diesen Hilfsmitteln.

In der jeweiligen Gesprächssituation sei es zudem wichtig, einige Grundregeln des Motivational Interviewing zu beachten. Anstatt es auf eine Konfrontation mit dem Patienten ankommen zu lassen, empfehle es sich, „mit Widerstand zu rollen“, also dem Patienten auf verständnisvolle Weise kleine Zugeständnisse abzugewinnen. Darüber hinaus sei es entscheidend, immer wieder Fragen zu stellen. „Fragen haben etwas Magisches an sich. Mit Fragen werden aus Zuhörern Gesprächspartner“, betonte der Referent. Wie zum Beweis gingen die Hände nach oben als Dr. Ramseier anschließend fragte, wer der Motivierenden Gesprächsführung eine Chance gebe – der Vortrag hatte die „UP TO DATE“-Teilnehmer offensichtlich motiviert.

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.