Wie der Intraoralscanner den Praxisalltag verändert
Eine Zeitenwende – so lässt sich der Status quo der Intraoralscanner (IOS) mit einem Wort beschreiben. Aktuelle Scanner-Systeme eröffnen mit vielseitigen Software-Tools eine neue Welt an Diagnose-, Planungs- und Therapiemöglichkeiten. Wie der Einstieg in die Technologie erfolgreich gelingen kann, wurde in einem Online-Seminar von Flemming Dental dargestellt. Die Zahnärzte Dr. Sven Rinke und Dr. Joachim Wever zeigten, wie der Intraoralscanner ihren Praxisalltag komfortabler, effizienter und vielseitiger gemacht hat. Einen Rundum-Blick gab der Spezialist für digitale dentale Technologien Jens Bünemann (Geschäftsführer Flemming Tec).
Überblick zu aktuellen Scanner-Systemen
Weltweit gibt es mehr als 20 Hersteller für Intraoralscan-Systeme. Laut Jens Bünemann dominieren derzeit fünf Anbieter* den Markt. Jeder hat mindestens zwei Gerätekonfigurationen im Angebot; eine Basis-Version und eine High-End-Version. „Wofür möchten Sie den Scanner nutzen?“ – die Antwort bestimmt die Wahl für den passenden Scanner. Wichtig sei u. a., auf die Softwarekompetenz des Herstellers zu achten. „Die Software bestimmt Funktionalität und Geschwindigkeit des IOS signifikant.“ Wichtiger Aspekt für den Einstieg sind auch die Kosten. Hier sensibilisierte der Referent dafür, bei Angebotsvergleichen die Folgekosten einzubeziehen. Grundsätzlich amortisiere sich das Gerät nach kurzer Zeit, denn der Scanner wird in vielen Situationen eingesetzt. „Die Prothetik, einst Bastion des IOS, ist heute nur noch ein Teilbereich.“ Anamnese, Diagnostik, Kariesdetektion, Schienentherapie, Funktionsdiagnostik, Implantologie, Kieferorthopädie … – der Scanner etabliert sich zum unverzichtbaren Helfer in der Praxis. Das bestätigten die Vorträge der beiden nächsten Referenten.
Warum IOS? Abformen funktioniert doch auch!
Dr. Joachim Wever arbeitet seit Jahren mit dem Intraoralscanner und hat seine Praxis komplett digital ausgerichtet. „Wir haben kein Abformsilikon mehr.“ Alle Situationen – Einzelkrone bis zum Ganzkiefer – werden digital abgeformt. Doch den Scanner nur als Ersatz für Silikon zu betrachten, ist zu kurz gedacht. Der Referent zeigte neue Wege auf; ein Paradigmenwechsel für die zahnärztliche Arbeit. Er betonte insbesondere die Informationsvielfalt und zeigte u. a., wie sich durch einen Vor-Präparations-Scan und einen Reduktionsscan die konventionelle Bissnahme erübrigt. „Die Bisslage des Patienten wird auf digitalem Weg erfasst und bleibt exakt erhalten; selbst beim Auflösen aller Stützzonen.“ Interessanter Ausblick für die Funktionsdiagnostik: Über einen digitalen Gesichtsbogen (u. a. Facescan-Daten, IOS-Daten) lassen sich alle intra- und extraoralen Informationen in den virtuellen Artikulator des Dentallabors überführen.
Was sagt die Wissenschaft und ist Chairside wirklich der große Benefit des IOS?
Dr. Sven Rinke stellte den IOS in das Spannungsfeld zwischen Universität und Praxis; er gab Einblicke in die Literatur. Demnach ist die Passgenauigkeit von Kronen und kleineren Brücken auf Basis der digitalen Abformung vergleichbar mit dem konventionellen Weg. Der Referent bekräftigte die Aussagen seiner Vorredner, dass sich mit dem IOS völlig neue Behandlungsstrategien ergeben, z. B. in der Implantologie. Bei einem Blick auf die Marktentwicklung unterstrich er, dass die aktuellen Geräte sehr gut seien; auch bereits in der Basisversion. Viele Geräte arbeiten mit Künstlicher Intelligenz (KI). Dies ermöglicht u. a. hohe Scangeschwindigkeiten und Weichgewebekorrekturen. Auch Ganzkieferscans sind für Dr. Rinke eine Selbstverständlichkeit, z. B. für Schienen, Situationsmodelle. Chairside, Semi-Chairside oder Labside – ein kleiner Ausflug in die Werkstoffkunde begleitete seine Aussagen zur monolithischen Chairside-Fertigung. „Bedenken Sie den Zeitaufwand für das Post-Processing.“ Er setzt in den meisten Situationen auf die Zusammenarbeit mit dem Dentallabor und sensibilisierte für den Einstieg in die IOS-Technologie: „Fangen Sie mit dem Scannen an; erst Einzelkronen, dann kleinere Brücken und ganze Kiefer. Senden Sie die Daten an einen Partner mit hoher digitaler Erfahrung, wie z. B. Flemming Tec.“
Fazit
Ein klares Plädoyer für den Intraoralscanner – die Technologie ist praxisreif. Selbst der kritischste Zuhörer konnte sich vom Enthusiasmus der Referenten und von ihren fundierten Einblicken in den digitalen Workflow anstecken lassen. Jens Bünemann beendete das Seminar mit den Worten: „Als führende Laborgruppe in Deutschland möchten wir zusammen mit Ihnen guten digitalen Zahnersatz erstellen und stehen Ihnen hier mit der Erfahrung von 36 Standorten bundesweit sowie unserem eigenem digitalen Kompetenzzentrum in Leipzig stets zur Seite. Als Reseller für 3Shape TRIOS und Sub-Reseller für den Medit IOS belassen wir es nicht bei dem Verkauf und der Installation der Geräte. Im Gegenteil – Unsere Passion ist die digitale Zahntechnik. Und genau auf diesem Weg möchten wir Sie langfristig begleiten.“
* Hersteller für gängige Intraoralscanner, z. B. 3Shape, Dentsply Sirona, Carestream, Medit, Align
In einem Online-Seminar Mitte April 2021 stellten Experten heraus, dass der Intraoralscanner im Praxisalltag mehr bietet als „nur“ den Ersatz der klassischen Abformung. Alle Highlights des Events im Resümee.